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Außenlandungen kulinarisch betrachtet Teil 2

Die Flugsaison in Friedersdorf beginnt endlich dieses Wochenende. Die meisten von Euch fliegen bestimmt schon fleißig. Deswegen ist es an der Zeit für den zweiten Teil meiner Reihe „Außenlandungen kulinarisch betrachtet“. Dieses Jahr kommen sicher wieder ein paar Geschichten dazu…

Eggersdorf – die beste Landebahn, die ich je hatte

Nach dem herrlichen Saisonauftakt von 500km ab Reinsdorf, wollten Wilko und ich es einige Wochenenden später wieder wissen. Zwar war das Wetter nicht annährend so gut angesagt, aber das hielt uns nicht davon ab unsere Standard-Strecke (die wir noch nie abgeflogen sind) in Angriff zu nehmen. Aber schon der Ausflug aus der Zone stellte uns vor einige Probleme. Der Wind kam an diesem Tag stark aus Südosten und so brauchten wir einige Versuche, da wir beim Höhe Tanken immer wieder zum Ausgangpunkt zurückversetzt wurden (starker Wind + mäßige Thermik = Jojo). Als wir es endlich schafften den Berliner Luftraum zu verlassen, hatten sich bereits alle Wolken Richtung erster Wende in Luft aufgelöst. So entschieden wir uns die deklarierte Strecke abzubrechen und frei zu fliegen. Zuerst ging es gegen den Wind nach Südosten, in Polen wendeten wir dann und schlugen den Weg nach Norden ein, um wenigstens ein FAI-Dreieck hinzuzaubern. Das klappte auch recht gut, da wir nun den Wind im Rücken hatten. Kurz vor Gorzów machten wir kehrt und traten den Heimflug an. Leider kam uns eine Abschirmung entgegen, sodass wir es nur mit Mühe zurück über die Grenze schafften. Westlich Seelow war das Wetter dann zu Ende und wir wägten unsere Optionen ab. Nach Friedersdorf fehlten einige hundert Höhenmeter und so entschieden wir uns für die sichere Landung in Eggersdorf.
Im Funk wurden wir freundlich empfangen und man wies uns die Graspiste der Segelflieger zu. Wilko landete als erstes, ich als zweites. Beim Aufsetzen merkte ich: Nix! Wo man sich bei uns beim Ausrollen bei seinem Flieger entschuldigen muss, rollte ich wie auf Wolken aus. Ich glaube eine so tolle Landebahn hatte ich noch nie. Kurz nach dem Ausrollen kam der Flugplatzchef im Bus schon zu uns gefahren und nahm uns mit zu den Abstellflächen. Die Rückholer machten sich währenddessen auf den Weg, brauchten aber eine gute Stunde zum Friedersdorfer Nachbarflugplatz.
So gönnten wir uns ein kühles Bier aus der Gaststätte und machten es uns bequem.
Die fliegerische Welt ist sehr klein und so trafen wir René „Rosi“ Rosenträger, der bis vor kurzem noch bei uns geflogen ist und nun eine kleine eigene Firma hat. Um uns die Wartezeit zu verkürzen, bekamen wir eine Firmenführung und einen kleinen Einblick in seine Arbeiten.
Kurze Zeit später trafen auch schon die Rückholcrews ein. Ratz Fatz waren die Libelle und Asw19 abgerüstet und so ging es zurück Richtung Heimat. Blöderweise standen wir dann gute zwei Stunden in einer Vollsperrung – 7km  von Friedersdorf entfernt.

Der Alpaka-Acker

Es sollte Wetter werden, so deklarierten wir uns ambitionierte 500km. Bereits der Weg zur ersten Wende in Polen war mehr als mühselig. 20km Gegenwind, eine niedrige Basis und Steigwerte, welche nicht der Rede wert waren, machten uns das Leben sehr schwer. Um die Wende herum wurden die Aufwinde endlich zuverlässiger und wir freuten uns schon auf die Rückenwindkomponente, wenn es endlich Richtung Süden ginge. Falsch gedacht! Kaum hatten wir den Kurs Klix eingeschlagen, war der Wind auf einmal weg! Hoffnung, die verlorene Zeit mit der besser werdenden Thermik wieder aufzuholen, wurde uns rasch genommen. Wenige Zeit später brachen endgültig die Steigwerte ein, trotz der super Optik. So schleppten wir uns noch knapp über die Brandenburg-Sächsische Grenze und fanden uns in Blumezähl-Höhe wieder. Der Acker war bereits ausgesucht und wir suchten in dessen Gleitpfad nach der rettenden Thermik. Auf einmal waren Peter und Peter im Nimbus über uns und laut dem LX hatten sie brauchbares Steigen. Allerdings waren sie auch gute 1000km über uns und das half uns leider recht wenig. Nach kurzer Absprache landete ich als erste, Wilko danach. Nach dem Ausrollen schaltete ich auf unsere Platzfrequenz und erwischte tatsächlich das Peter-Duo über uns und meldete die erfolgreiche Außenlandung. Ein wenig staubig, aber ansonsten alles super. Sie bedankten sich für die Info und setzten ihre Strecke fort (Später wurden wir für unsere „Platzrundeneinteilung wie aus dem Bilderbuch“ gelobt).
Nachdem die Rückholer informiert wurden, machten sich Wilko und ich dran die Gegend zu erkunden. Da es wieder mitten im Corona-Lockdown war, waren unsere Möglichkeiten ziemlich beschränkt. Glücklicherweise kam uns auf dem Weg neben unserem Feld ein älteres Ehepaar mit Hund entgegen und wir fragten sie, ob es irgendwo einen Konsum in der Nähe gäbe.
Es wurde verneint, aber die Dame bat doch ihren Mann fix nach Hause zu fahren, um die armen gestrandeten Piloten mit kühlen Getränken zu versorgen. Trotz unseren Beteuerungen, dass das nicht nötig sei, bestanden die beiden darauf uns so gut es geht zu versorgen. Es stellte sich heraus, dass neben unserem Acker zwei Alpakas gehalten werden. Auf unser Bitten ließ der Besitzer die Tiere sogar in den Auslauf und wir durften Alpakas kuscheln was das Zeug hält. Da sie kurz vor dem Scheren waren, bestanden die Tiere quasi nur aus Fell! Weich wie eine Wolke!
Auch hier wurde uns eine lokale Bierspezialität angeboten, die wir dankend annahmen. So lässt es sich doch ganz gut aushalten, während man auf die Rückholcrew wartet!

Mal hat man Glück, mal hat man Pech

Das Wetter im Sommerlager war durchwachsen. Es reichte zwar für ein paar schöne Thermikflüge in Platznähe, jedoch war das Wetter immer wieder sehr lokal.
Endlich sollte es ein brauchbarer Tag werden und so wagten sich ein paar Mutige trotz des starken Windes auf ins Unbekannte.
Wir flogen zu viert ab (Wilko, Tamino im Duo, Christopher in der LS7WL und meine Wenigkeit). Zwar brauchten wir zwei Versuche, um uns aus der Zone hinauszuschleichen, aber als wir dann die ganze Arbeitshöhe ausnutzen konnten, ging es mit dem Rückenwind recht zügig nach Oehna. Wilko wählte eine andere Route und flog schon mal vor. Über Oehna fanden sich dann die anderen beiden in meinem Aufwind ein. Blöderweise wurde das Wetter auf der deklarierten Strecke immer schlechter und die Kombination aus Abschirmung und starkem Wind erledigte den Rest. Ich saß mitten im Nirgendwo auf einem Acker. Das Nirgendwo implizierte auch, dass es leider keinerlei Möglichkeiten zur Versorgung gab. So blieb mir nichts Anderes übrig, als meine Außenlandepicknickdecke unter Vickys Fläche auszubreiten, mein Wendebrötchen zu mampfen und mich meiner Außenlandelektüre zu widmen. Zum Glück bin ich ja nicht sonderlich weit gekommen und Steffen war schnell samt Anhänger vor Ort.

Voll verkackt, aber geiler Acker

Deutsche Meisterschaft der Frauen 2022 in Landau. Ich habe es glorreicherweise geschafft kurz hinter der Abfluglinie außenzulanden. Der Steckrübenacker bekommt aber eine glatte 10 von 10. Zwar habe ich einige Häuser um das Feld herum abgeklappert, aber es war leider niemand zu Hause (war ja auch um die Mittagszeit und während der Woche). So konnte ich erst wieder in Landau versorgt werden. Aber der Kuchen (an dieser Stelle, danke an Mau) und der Obstbrand (gegen den Frust) waren super!

Gastfreundschaft in Lüsse

Ein weiterer Versuch, die 500km um Berlin zu fliegen. Das Wetter versprach einiges und so wurde viel Aufwand betrieben, um während der Woche in die Luft zu kommen. Ich machte wieder den Fehler die Strecke gegen den Uhrzeigersinn zu planen und verlor beim Oderbruch wieder viel Zeit. Nach der Wende im Norden an der Müritz trocknete es schnell ab und ich hangelte mich mühselig von Fetzen zu Fetzen, um wenigstens die Rückholtour zu verkürzen. So kämpfte ich mich von Flugplatz zu Flugplatz (über dem Flugplatz Bienenfarm drehte gerade der neue Flieger der Flugschule Hans-Grade seine Runden und ich konnte die schöne rote Robin 200 aus der Luft bewundern). Leider war dann in Lüsse endgültig Schluss und ich gab mich geschlagen. Zum Glück war ich nicht alleine, denn ein paar mutige Lüsseraner landeten kurze Zeit nach mir. Ich wurde auf ein kühles Radler eingeladen und konnte mir die Wartezeit auf den Rückholer mit netten Gesprächen verkürzen.

Soljanka in Eisenhüttenstadt

Ein neuer Flugbetrieb während der Woche. Dieses Mal standen 500km nach Süden auf dem Plan. Die Wettergrenze war im Norden angesetzt und so plante ich meine Strecke knapp darunter.
Tja, leider war sie 50km weiter südlich. Für die 50km Richtung Hütte brauchte ich fast anderthalb Stunden und schaffte es mühsam über die Oder. Auf der polnischen Seite dachte ich mir dann „Was machst du eigentlich für einen Blödsinn“, da das Wetter Richtung erste Wende noch bescheidener aussah. So brach ich die Strecke ab und flog wieder Richtung Deutschland. Ich hatte Glück, denn so schaffte ich es gerade noch auf dem Flugplatz Eisenhüttenstadt zu landen (Tamino im Duo musste an der Wende den Motor anwerfen). Bis auf den Flugleiter war niemand da und so überbrückte ich die Wartezeit mit selbstgemachter Soljanka. Sehr lecker und wirklich zu empfehlen.

2 Gedanken zu „Außenlandungen kulinarisch betrachtet Teil 2“

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