Nach coronabedingter Wettbewerbsabstinenz stand endlich die lang ersehnte Deutsche Meisterschaft der Frauen in Landau ( & Junioren Qualifikation) und damit der erste Wettbewerb mit eigenem Flugzeug an.
Nach einer reibungslosen Fahrt mit Anhänger und vollgestopften Auto (Danke an Christopher für die Dachbox) kamen wir ohne weitere Vorkommnisse in Landau an. Man hatte uns bereits vor der leicht zu übersehenden Einfahrt zum Flugplatz und den damit verbundenen Gefahren heranschießender Autos von hinten gewarnt (leider kam die Warnung für Renate und ihre ASW20 zu spät. Ein Transporter fuhr ihr hinten in den Anhänger und beging Fahrerflucht. Auto und Flugzeug kaputt, so eine Schweinerei!). Nachdem wir unseren Flieger abgestellt hatten, suchten wir für unser Camp ein schönes Fleckchen aus. Am Rand des „Erwachsenen-Zeltplatzes“ (man versuchte die Junioren ein wenig zu separieren) erwischten wir eine entsprechend große Fläche und begannen mit dem Ausladen. Nach und nach trafen auch unsere Mitcamper ein. Ich drücke es mal so aus: Wir wurden zu einem gut organisierten Chaoscamp! Ausgerüstet mit „Fort Knox“, mehreren Tischen, Kühlboxen und Herdplatten konnten wir den Widrigkeiten des Campalltags trotzen. Allerdings mussten doch noch die ein oder andere Fahrt in den nahegelegenen Baumarkt oder Decathlon gemacht werden. Hier war mal die Kabeltrommel zu kurz, da stellte sich das geliehene Zelt als Hundehütte raus. Wir hatten trotzdem großen Spaß beim Aufbauen und irgendwann stand auch das Lager! Juhu!


20. Mai
Nachdem es die Nacht ordentlich geregnet hatte, stand ich früh auf, um den noch feuchten Anhänger gut abzuwaschen in der Hoffnung die hartnäckigen Blütepollen abzubekommen.
Während der Waschaktion trafen nach und nach die Piloten ein, um ihre Flugzeuge aufzurüsten. Heute war nochmal ein Trainingstag und man konnte und sollte die Zeit nutzen, um die Flugzeuge zu wiegen. Das hatten wir auch vor. Ratfatz war Vicky zusammengesteckt und dann ging es schon zum Wiegen. Da wir noch sehr früh dran waren, mussten wir auch nicht allzu lange warten. Mithilfe der freundlichen Landauer Crew war auch das Wiegen und die Anmeldung schnell erledigt.

So verbrachten wir noch einige Stunden im Camp (das Wetter war eher durchwachsen) bis wir uns entschließen den Flieger für die Nacht wieder abzurüsten. Es sollte ein Gewitter durchziehen und da ist die Kleine im Anhänger ein wenig sicherer aufgehoben, als auf dem Feld.

21. Mai 1. Wertungstag
Der erste Wertungstag begann. Beim Briefing gab es noch letzte Instruktionen und Tipps (vor allem für ortsunkundige Flachlandpiloten wie mich) wie man mit dem Pfälzer Wald umzugehen hat. Als eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete, ist es vor allem eines: groß und waldig, was zur Folge hat, dass Außenlandemöglichkeiten eher rar gesät sind und man mit dem nötigen Respekt an die Sache herangehen sollte.
Nichtsdestotrotz war das Wetter als durchaus gut vorhergesagt und die Clubklasse bekam eine 273km Racing Task. Zuerst etwas nördlicher als Mannheim, dann über den Odenwald nach Schwäbisch Hall und zurück.
Schnell war die Strecke in die entsprechenden Navigationsgeräte eingespielt und das Fliegerchen mit allem Nötigen und Unötigen beladen. Auch sollte das geerbte Schleppseil gleich seinen ersten Einsatz bekommen. Jeder Pilot (ich spare mir einfach mal das Gendern) musste für diesen Wettbewerb nämlich ein eigenes Seil für den Flugzeugschlepp mitbringen. Meines war beim Flugzeugkauf dabei, hatte aber schon ein paar Jährchen auf dem Buckel (dank der freundlichen Unterstützung von Heinz, wurden eine Woche zuvor noch die Sollbruchstellen und Beschläge getauscht).

Lange Rede, kurzer Sinn: Das Seil hielt und das Schleppflugzeug warf mich im Ausklinkraum unter einer schönen Wolke heraus. Wir Campmädels trafen uns schnell auf einer Frequenz und besprachen das weitere Vorgehen. Kurze Zeit später war auch schon die Abfluglinie frei und es ging los. Ich flog zusammen mit Anna und Marie in zwei Discus (Discen? Disketten?) ab. Der Teamflug klappte ausgezeichnet und ratzfatz waren wir an der ersten Wende nördlich Mannheim. Leider verloren wir kurz darauf Marie, die sich aber heldenhaft aus 400m wieder nach oben kämpfte. Danach ging es Richtung Osten nach Schwäbisch Hall. Über den Odenwald machten wir unter einer grandiosen Wolkenstraße ordentlich Geschwindigkeit und erhöhten den Schnitt auf einen ansehnlichen Wert. Zwischenzeitlich hatte uns Elena in der Ls4 überholt, die eine noch bessere Linie nach Osten gefunden hatte. Es machte richtig Spaß und ich wähnte mich in trügerischer Sicherheit.
Tja, es ging, bis auf einmal nix mehr ging. Zwar trocknete das Wetter ein wenig ab, aber es standen immernoch genügend schön anzusehende Wölkchen Richtung Wende. Blöderweise habe ich eine Wolke zu spät die Geschwindigkeit rausgenommen, die nächste zog nicht und schon befand ich mich in 700m. Die einzige Wolke in erreichbarer Nähe stand über der Wende und so blieb mir erst einmal nichts weiter übrig als mich in einem Meterchen wieder nach oben zu kämpfen. Schnittgeschwindigkeit adé!
Marie hatte einen besseren Riecher und peilte eine vielversprechendere Wolke an und konnte kurze Zeit später weiterfliegen. Anna und ich kämpften uns noch Meter für Meter nach oben und irgendwann flogen auch wir weiter. Die arme Mandy in der Ls1d WL hatte leider kein so großes Glück und musste kurz hinter der Wende außenlanden.
Da wir leider furchtbar viel Zeit verbraten hatten, begann langsam das Wetter umzuschlagen und auch im Westen unzuverlässig zu werden, zudem noch starker Gegenwind dazukam.
Ich muss gestehen, meine Nerven lagen relativ blank und meine Laune war im Keller. Nach dem vielversprechenden Start, so ausgebremst zu werden ist mehr als ärgerlich. Dementsprechend war ich ziemlich froh, als uns Ulrike in der Ls4 einholte und wir somit eine Profi-Boje hatten. Nicht sehr heldenhaft, aber ich wollte nunmal wenigstens wieder in Landau ankommen.


Das klappte auch sehr gut und so hangelten wir uns Richtung Ziel (an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Ulrike!).
Mit einer Schnittgeschwindigkeit von sage und schreibe 63km/h schaffte ich es auf den 18. Tagesplatz. Immerhin Mittelfeld 😊

https://www.weglide.org/flight/155594
22. Mai 2. Wertungstag
Warmluftsuppe und andere Schweinereien
Die Sonne lachte am Morgen und zum Briefing standen noch ein paar Cumuli über dem Pfälzer Wald. Allerdings versprach die einfließende Warmluft abgeschwächte Blauthermik mit heraufziehender Abschirmung. Das klingt nach großem Spaß (Bastelwetterlagen zum Durchimprovisieren liegen mir eher und machen mir auch mehr Spaß).
Die Wettbewerbsleitung wollte es uns nicht noch schwerer machen, als es ohnehin werden würde und schrieb eine AAT Aufgabe 96km-242km aus. Auch heute war die grobe Streckenrichtung zuerst nach Norden, dann nach Osten und wieder zurück. Da sich das Geschehen wohl überwiegend in der Rheinebene abspielen wird, könnten die aktiven Fallschirmsprunggebiete Bad Dürkheim und Herrenteich die Sache ein wenig verkomplizieren.

Die Clubklasse startete als erstes und bekam somit auch als erstes eine Abflugfreigabe. Ich wollte nicht unnötig lange warten, bis das Wetter noch schlechter wurde, denn immerhin standen Richtung ersten Wendekreis noch ein paar Fetzen, wenn auch direkt über dem Pfälzer Wald. Die relativ niedrige Basis machte die Sache nicht einfacher und so schlich ich an der zweiten Berggräte Richtung Norden. Was soll ich sagen…an diesem Tag erkannte ich ein weiteres Talent von mir: Jedes einzelne Lee am Pfälzer Wald zu treffen (zu meiner Verteidigung: bei uns gibt’s keine Berge, geschweige denn Hügel…mein Wissen über Luv und Lee ist recht begrenzt). So ging es eher schlecht als recht nach oben, dafür aber zwischen den Bärten sagenhaft nach unten. So flog ich einen Fetzen kurz vor dem Drachenfels an, aber ich erwischte eine Linie mit fast 3m/s Sinken. Da der letzte Thermikbart mich nur auf knappe 1100mAGL brachte, schwand meine Flughöhe rasant auf eine Zahl außerhalb meines Wohlfühlbereichs und so schnell, dass ich auf einmal keine weiteren Optionen als der klägliche Wolkenfetzen direkt vor mir hatte. 900m. Nach Rechts in die Rheinebene würde ich es wahrscheinlich nicht mehr schaffen (zumal nach dem Wald erst einmal noch eine nicht zu vernachlässigende Fläche mit Weinanbau folgt). Falls die Wolke nicht ziehen würde, könnte es noch knapp geradeaus ins nächste Tal reichen. 800m. Von meiner Position aus sahen die Felder dort halbwegs landbar aus. Aber da musste ich erst einmal hinkommen und wenn es weiter so nach unten ginge, könnte ich bald mit ein paar Eichhörnchen im Wald kuscheln. 700m. Langsam wurde ich unruhig und dachte wieder über diverse Lebensentscheidungen nach und betete zum Thermikgott, dass der Fetzen mich aus meiner misslichen Lage befreien würde. 670m. Ich erreichte ihn. Immerhin hielt sich das Vario erst einmal im Bereich bei Null auf. Nach einem Suchkreis fand ich ein Meterchen und kreiste dankbar ein. Zwar wurde das Steigen nicht viel besser, aber immerhin ging es nach oben und hielt mich im Rennen. Nicht heute Eichhörnchen! In knapp 1000m ging es weiter und ich war mehr als dankbar auf einmal wieder landbares Gelände unter mir zu haben. Nordwestlich von Bad Dürkheim wendete ich und bog nach Osten ab. Natürlich stand zu diesem Zeitpunkt über der verbotenen Fallschirmsprungzone das letzte Wölkchen weit und breit (das Phänomen kenne ich auch aus der brandenburgischen Heimat. Bei Strecken um Berlin liegt mir grundsätzlich immer Fehrbellin im Weg), und so ging es auf gut Glück durchs Blaue. Inzwischen war der Warmlufteinfluss schon deutlich zu spüren und die kommenden Bärte hatten alle nur noch 1 bis maximal 1,5m/s. Mit Blick auf die Uhr und das Wetter entschied ich mich den letzten Kreis nur anzukratzen. So ging es über den Rhein und ich nahm alles mit, was halbwegs Steigen war. Über Heidelberg sah ich ein paar Kollegen kreisen und ich peilte deren Bart an. Blöderweise, machten diese sich auf den Heimweg, als ich dort war und nahmen anscheinend auch das Steigen mit. Über Heidelberg direkt fand ich trotz ausgedehnten Suchkreis auch nichts mehr und wendete wohl oder übel in 800m. Da es ja schon seit geraumer Zeit keine Cumuli mehr gab (dafür aber umso mehr dichte Cirren), flog ich bodenorientiert und peilte den Hockenheimring an. Die große Asphaltfläche würde ja hoffentlich noch ein wenig Thermik abstrahlen. Ich lag richtig und konnte mich aus 600m wieder auf 1000m hochkämpfen (die Steigwerte waren schon lange nicht mehr der Rede wert, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch wieder meine Ambitionen einen ordentlichen Schnitt zu erreichen über Bord geschmissen und wollte einfach nur noch zurück zum Startflugplatz). Ich flog südlich der Sprungzone Herrenteich vorbei und peilte den Flugplatz Speyer an, um wenigstens auf einer ordentlichen Piste landen zu können, falls ich Pech haben sollte. Aber dieses Mal war das Glück auf meiner Seite und ich fand ein Meterchen über dem Rhein in 600m. Ich meldete mich auf der dortigen Platzfrequenz und der Fluglotse wies freundlicherweise die Motorflugzeuge auf Segelflugbetrieb (quasi mich) im östlichen Gegenanflug hin. Das aufeinander achten funktionierte ganz wunderbar und so konnte ich halbwegs entspannt wieder auf 1000m steigen und setzte meinen Heimweg fort. Die Endanflughöhe war nun nicht mehr ganz so abwegig, aber aufgrund des Gegenwindes brauchte ich unterwegs noch einen Bart, um nach Hause zu kommen. Als nächstes peilte ich eine große Asphaltfläche westlich vom Kraftwerk Phillipsburg an. Natürlich ging es unterwegs wieder mehr nach unten, als mich die kümmerliche Thermik nach oben brachte und schon wieder war ich in 600m. Da es den Anschein machte, dass danach wieder unlandbares Gelände folgte, musste ich jetzt unbedingt wieder etwas finden. Das Vario ging in den Bereich um 0m/s und ich kreiste vorsichtig ein, in der Hoffnung nach kurzer Sucherei etwas zu finden. Leider stellte es sich als negativer Nuller heraus und nach drei ernüchternden Kreisen flog ich fluchend weiter. Dieses Mal hatte ich aber Glück und stieß ein paar Hundert Meter weiter auf den „richtigen“ Bart (so „richtig“ ein Bart halt mit 0,5m/s sein konnte, aber wie Walter Eisele schon sagte „ab und an muss man sich auch über den halben Meter freuen“). Unendlich langsam kämpfte ich mich nach oben. Inzwischen war die Bewölkung nur noch eine einzige dichte Suppe und aufgrund mangelnder Alternativen blieb ich drin. Zehn Minuten später war ich auf 1000m und damit Endanflughöhe. Nach den letzten Bärten war ich sehr pessimistisch und packte mir ordentlich Sicherheitsreserve drauf, die ich im Optimalfall noch in Fahrt umwandeln konnte.

Ich kam problemlos wieder in Landau an und war trotz des Schnittes von sagenhaften 59km/h sehr zufrieden. Das vorsichtige Durchimprovisieren brachte mir den 9. Tagesplatz. Auch wenn es sehr anstrengend war und abgesehen von der fliegerischen „Was-machst-du-hier-eigentlich-für-einen-Blödsinn“-Erfahrung über dem Pfälzer Wald, hat mir der 2. Wertungstag sehr viel Spaß gemacht.

https://www.weglide.org/flight/156156
24. Mai. 3. Wertungstag
Außenlanden kurz hinter der Abfluglinie
Nachdem der gestrige Tag wettertechnisch gecancelt wurde, bzw. sich einige Junioren durch Saufi Saufi selbst neutralisiert hatten, sollte heute wieder geflogen werden.
Wie man vielleicht der Überschrift entnehmen kann, lief es bei mir maximal suboptimal.
Wir hatten starken Wind aus Westen, der die Bärte immer wieder versetzte. Außerdem war irgendwie der Wurm beim Pulken drin. Nicht selten musste ich waghalsige Ausweichmanöver machen, um von gewissen Piloten (die mir immer wieder zu nahe kamen) nicht abgeschossen zu werden. So musste ich den eigentlich vielversprechenden Bart aus Sicherheitsgründen in 800m verlassen und nachdem unter der nahegelegenen Nachbarwolke nichts zu finden war (650m) blieb mir nichts anders übrig, als die nächste Wolke über den Windkraftanlagen auszuprobieren. Blöderweise hatte ich einfach nur riesen Pech und fand darüber nichts mehr. Aufgrund des starken Gegenwindes war es auch unmöglich für mich nochmal zum Flugplatz zurück zu kommen. So suchte ich mir maximal fluchend einen trotzdem schönen Steckrübenacker und landete sehr schlecht gelaunt eine Stunde nach dem Start. Es ist sehr ärgerlich zumal diese Außenlandung sehr unnötig (also noch unnötiger als die meisten Außenlandungen) und eine Folge von Ereignissen und Pech war, ausgelöst durch gefährliches Flugverhalten einiger Mitpiloten. So rief ich Mau an, verkündete meine Außenlandung und den Grund dafür. Er versprach mir nach der Rückkehr zum Flugplatz Kuchen (den ich auch bekam). Leider war es zu spät für einen zweiten Start (ich war ja nicht weit gekommen und dementsprechend schnell wieder in Landau), da es nur ein relativ kleines Wetterfenster gab.
So eine Oberkacke!
Die Profis versuchten mich aufzumuntern und versicherten mir, dass das früher oder später jedem passiert. Naja, immerhin bin ich nun um eine Erfahrung reicher.


https://www.weglide.org/flight/157773
25. Mai 4. Wertungstag
Der Pfälzer Wald und ich Teil 2 – Wir werden keine Freunde mehr
Der Frust von der gestrigen Schlappe lag zwar noch tief, aber wie sagt man so schön: Neuer Wertungstag neues Glück! Das Wetter sollte ein schmales aber gutes Wetterfenster geben und die Wettbewerbsleitung bastelte uns eine Zickzack-Racingtask mit 312km.


Die erste Wende lag bei Bad Sobernheim und so ging der erste Schenkel zwangsweise wieder über den Pfälzer Wald. Die ersten paar Kilometer klappten auch erstaunlich gut, bis ich wieder auf die zweite Gräte switchte und erneut jedem Lee einzeln Guten Tag sagen wollte. Quasi in der Einflugschneise von Ramstein buddelte ich mich wieder aus 650m aus. Zum Glück war ich nicht alleine im Bart und Anna im Discus meldete uns bei der Airbase und schaltete den Transponder an. Ich glaube die Amerikaner müssten langsam ziemlich genervt von uns Segelfliegern gewesen sein.
So schnell es im Bart mit 2-2,5m/s nach oben ging, ging es auch wieder abwärts und schnell war ich wieder auf meinen altbekannten 650m über Baum. Mit dem nächsten Bart hatte ich trotz schön anzusehender Wolke weniger Glück und musste mich mit 1-1,5m/s zufriedengeben. Aufgrund meiner letzten Erfahrungen entschied ich mich aber auf Nummer Sicher zu gehen und blieb drin. In 1000m ging es dann weiter und ich konnte mich ein paar Kilometer unter einer großen Wolke gut entlanghangeln. Inzwischen waren wir zu dritt und Ulrike begleitete uns ein paar Kilometer. Der nächste Bart war zwar auch nicht übermäßig großartig, brachte mich aber immerhin schon auf 1500m, mit denen ich nun endlich etwas mehr Handlungsspielraum hatte. Meine Schnittgeschwindigkeit hatte wieder einen neuen Tiefpunkt erreicht, aber irgendwann sollte doch mal meine Pechsträhne ein Ende haben. Genau an der Wende über Bad Sobernheim stand eine schön strukturierte Wolke und diese peilte ich auch an. Ulrike hatte uns in der Zwischenzeit natürlich wieder überholt, aber wir erwischten einen sensationellen Aufwind mit 3m/s, der uns rasch auf 1800m brachte. Endlich gewendet ging es Richtung Süden mit etwas Rückenwind. Die ersten Kilometer nach der Wende konnten unter einer ansehnlichen Wolkenstraße entlanggeheizt werden und der nächste Bart wurde erst wieder östlich von Bad Dürkheim (deren Sprungzone natürlich wieder voll im Weg war) eingekreist. Bei Ludwigshafen trennten sich Anna und ich dann. Ich wollte den direkten Weg nach Süden probieren, sie schlug einen kleinen Umweg südlich von Mannheim ein.


Südlich von Ludwigshafen trat ich erneut einen 2m Bart ein und aufgrund der hohen Basis von fast 2000m fing es wieder an richtig Spaß zu machen. Meine Schnittgeschwindigkeit (die zur ersten Wende bei irgendwas um die 40km/h lag) ging langsam aber stetig wieder nach oben und der Weg zur südlichen Wende klappte ausgezeichnet. Ich traf eine gute Linie unter einer Wolkenstraße und kam bis Bruchsal ohne einen Kreis. Da nun alle Mädels unseres Camps ungefähr in der gleichen Ecke flogen, konnte man sich gut absprechen und gegenseitig Tipps geben. Es zeichnete sich zwar ab, dass die Wende ein gutes Stück im Blauen lag, aber die Wolke beim Hinterkatzenberg (ab und an interessiert es mich doch brennend, wie solche Namen entstehen) brachte mich auf entspannte 1600m. So glitt ich den restlichen Weg zur Wende ab und flog die gleiche Wolke auf dem Rückweg erneut an. Dieses Mal brachte diese mich auf 1900m und ich teilte den Mädels im Funk diese Wolke als Geheimtipp mit. Nun folgte wieder eine größere Strecke durchs Blaue und über Herrenteich (heute war die Sprungzone zum Glück nicht aktiv) suchte ich unter den dortigen Wolken vergebens nach dem Steigen. Da ich aber noch entspannte 1300m hatte, flog ich einfach weiter (ich war inzwischen trotz des mühseligen ersten Schenkels wieder tiefenentspannt und mit mir, dem Fliegerchen und dem Universum wieder im Einklang). Kurz vor Mannheim war mir das Glück wieder hold und nun ging es wieder mit 2m/s auf fast 2000m. Hier und da sammelte ich nochmal etwas Höhe und erreichte auch bald schon die dritte und letzte Wende. Inzwischen waren wir Mädels alle wieder mehr oder weniger zusammen (wenn auch in verschiedenen Höhen) und suchten gemeinsam den Endanflugbart. Es waren noch 40km, aber inzwischen hatte der Wind gedreht und pustete mit 20 Klamotten auf die Nase. Leider entschied ich mich für die falsche Wolke und wurde überholt, da ich ein wenig länger für die Höhe brauchte als die anderen. Sei’s drum!
Irgendwann hatte auch ich den ersehnten Endanflugbart gefunden und freute mich sehr über die 2,5m/s, die mich auf satte 2100m brachte. Mit 400m plus auf Landau (meine Faustregel: pro 10km Entfernung 100m mehr auf dem Endanflugrechner) ging es dann nach Hause. So glitt ich entspannt und mich an McCready haltend (nicht mein Kater, sondern die Sollfahrt) Richtung Süden. Jetzt konnte ich auch endlich mal in Ruhe die tolle Landschaft genießen. Rechts von mir lag mein geliebter Pfälzer Wald und links Mannheim und Ludwigshafen.
Trotz des katastrophalen ersten Schenkels (mit 40km/h Schnitt) konnte ich meine Streckengeschwindigkeit doch auf 67km/h erhöhen und platzierte mich wieder auf dem 19. Platz.

https://www.weglide.org/flight/157974
26. Mai
Von außenlandenden Thermikschnüfflern und Gridübungen
Beim Aufbau des Grids (wir Clubbies standen schon wieder vorne) begrüßte uns der Tag mit einer dichten Bewölkung. Zwar war hier und da Struktur zu erkennen, aber so berauschend sah es nicht aus. Dementsprechend motiviert war ich auch, als ich im Grid auf eine Entscheidung der Wettbewerbsleitung wartete. Zwar lockerte sich nach und nach die Bewölkung auf, aber richtig schön sah es nicht aus. Nach mehreren Verschiebungen der Startbereitschaft wurde der Thermikschnüffler hochgeschickt. Wir verfolgten gespannt seinen Flug übers Internet und lauschten im Funk, was er denn so zu berichten hatte. Der Thermikschnüffler hat leider wenig Thermik erschnüffelt und landete kurze Zeit später auf dem Nachbarflugplatz. Glücklicherweise entschied die Wettbewerbsleitung die Clubklasse zu neutralisieren. Wir hatten also 30 Minuten Zeit unsere Flieger aus dem Weg zu schaffen, was auch in Windeseile geschafft wurde.


Am anderen Ende des Platzes (wo die Clubklasse ihre Anhänger und Flugzeuge stehen hatte) machten wir es uns anschließend gemütlich und beobachteten die Flugzeugschlepps der großen Klassen. Manche übermotivierte Piloten versuchten sich dabei gegenseitig zu übertrumpfen, wenn es darum geht gleich nach dem Abheben das Fahrwerk einzufahren (meiner Meinung nach maximal dämlich). Als alle in der Luft waren verbrachten wir den Nachmittag mit Sightseeing in Landau und einem Besuch beim All-you-can-eat-Chinesen. Da freut sich die Flächenbelastung! Übrigens wurde das Wetter am Nachmittag noch richtig schön.
27. Mai
27. Mai
Kein Wertungstag, aber trotzdem viel Spaß – Zwei mit dem gleichen Dachschaden
Nachdem der Startaufbau immer weiter nach hinten verschoben wurde, wurden nach und nach alle Klassen neutralisiert.
Das Chaoscamp wollte den Tag für Einkäufe und einen Ausflug (ohne Flug) in den Pfälzer Wald nutzen. Ich habe selten so viel gelacht wie an diesem Tag.
Zuerst probierten wir im Decathlon den Kinderbogen mit Saugnapfpfeil aus und schossen dabei den ein oder anderen Mitarbeiter ab. Es ist leicht eskaliert!

Anschließend ging es in den Globus. Dort fanden wir heraus, dass ein Würstchen auf die Pfote nicht mit dem Alter zusammenhängt, sondern nur mit dem Umstand ob man im Einkaufswagen sitzt oder nicht. Danach haben wir den Pfälzer Wald zu Fuß erobert und eine spontane Kletterpartie auf den dortigen Felsbrocken veranstaltet (eventuell ein wenig unter Hugoeinfluss).


28. Mai 5. Wertungstag
Schauerslalom, Bastelwetter und eine Menge Spaß
Ich betone es noch einmal: ich stehe auf Bastelwetter.
Aufgrund von angesagten Überentwicklungen und Schauern gestand man uns wieder eine AAT mit 150-346km zu. Zuerst nach Norden, dann nach Osten und wieder nach Hause.
Auch dieser Flugzeugschlepp ging problemlos von statten (einen großen Dank an die Landauer Schleppiloten und Gruß an Breezer-Boy). Elena und ich tigerten gespannt vor der Abfluglinie und versuchten uns einen Plan zurecht zu legen (im Gegensatz zu mir flog sie mega gute Platzierungen und war zu diesem Zeitpunkt in der Frauenwertung auf Platz 1. Respekt!). Wir entschieden uns die Waldkante entlangzufliegen (vom direkten Überflug hatte ich erst einmal genug!), teilten uns aber hinter Lachen-Speyerdorf auf. Sie erwischte den besseren Bart und flog mir wieder davon. Im selben Augenblick hatte sie 1200m und ich 650m, aber ich gab nicht auf, auch wenn der Anblick der Klassenkameraden von unten nicht gerade motivierend ist. Irgendwie hatte ich weiter Pech und blubberte mehr oder weniger in Ameisenhöhe über die Bäume. Der Vorteil, wenn man hinten und unten ist, ist dass man sich ein wenig an den Vorausfliegenden orientieren kann. Neben der Parazone Bad Dürkheim sah ich einige Segler kreisen und hoffte, dass dieser Bart auch von unten heraus ziehen würde. In 500m kreiste ich ein und freute mich über konstantes Steigen von 1,5m/s. Leider musste ich den Aufwind aber vorzeitig verlassen, ich wäre sonst durch den Wind in die verbotene Zone geweht worden. So flog ich mit den anderen zusammen weiter nach Norden, wenn auch gute 200m unten drunter. Der nächste Aufwind stand beim Flugplatz Grünstadt. Dieser war zwar nicht der Brüller, brachte mich aber immerhin auf 1400m. Danach galt es eine Entscheidung zu treffen. Den Kreis weiter nach Norden auszufliegen, oder zu Wenden und Richtung Odenwald. Direkt über Mannheim stand eine pechschwarze große eklige Riesenwolke, aus der es hier und da auch noch regnete. Da das Wetter irgendwie immer schlechter wurde, entschied ich mich für die Wende und den Weg nach Osten. Die anderen flogen weiter nach Norden den AAT Kreis aus.
Durch meine Entscheidung blieb mir aber nichts anderes übrig, als unter der Monsterwolke durchzufliegen, da drum herum fliegen einen großen Umweg bedeutet hätte. An der Kante der Wolke traf ich erfreulicherweise noch einen 1,5m/s Bart ein und kletterte so bis unter die Basis. Jetzt aber nichts wie weiter! Es war wirklich sehr dunkel darunter und die Displaybeleuchtung meines Navis war gefühlt die einzige Lichtquelle. Dann fing es auch noch an zu regnen und zu dem stakkatoartigen Geprassel auf meiner Haube kam noch das Vario. Welches piepte! Nicht, dieser demotivierende „Du hast es vermasselt“-Möööööp, sondern ein „Freue dich, denn du hast dieses Mal Glück gehabt“-Piepsen. Ja, ich hatte im strömenden Regen im Geradeausflug 2m/s steigen.

Ich hatte richtig gepokert, als ich mich entschied dicht an der Basis entlang zu fliegen. Irre! Direkt über dem Flughafen Mannheim sammelte ich kreisend noch ein paar Meter, um diese Taktik beibehalten zu können. Ich musste weiterhin irgendwie an der Basis bleiben und so sammelte ich bei Heidelberg auch wieder ein paar Meter. Nun begann der Odenwald und damit die ansteigende Geländehöhe. Auch das Wetter wurde nun richtig schlecht und alle angeflogenen Fetzen zeigten mir konsequent den Mittelfinger. Der Höhenmesser drehte sich kontinuierlich rückwärts und ich wägte meine Optionen ab. Aufgeben war natürlich keine Chance und ich flog mit unzerstörbarem Optimismus weiter. Zwar war inzwischen alles überentwickelt, aber die Wolken hatten trotzdem noch Struktur. Irgendeine Kante wird ja schon ziehen. Leider tat es das bis auf weiteres nicht. Den zweiten AAT-Kreis konnte ich wirklich nur ankratzen, da mir schon wieder die ersten Regentropfen auf die Haube prasselten. Und in 700m über Grund würde es mich wohl gnadenlos runterspülen. So hatte ich gewendet und drehte die Platzfrequenz von Sinsheim rein. Selbst mit einem direkten Endanflug könnte die Außenlandung dort ziemlich knapp werden. Ich fand es sehr schade, hatte ich doch bis jetzt so tapfer um jeden Kilometer gekämpft. Ich meldete mich schonmal im Funk und teilte meine Position mit. Jetzt stand das Vario auch noch auf 3m/s sinken. Na Klasse, damit wird selbst die Außenlandung zum Glücksspiel. Ich flog über eine Waldkante und mein Höhenmesser unterschritt die 300m. Auf einmal hob sich meine rechte Fläche. Sollte ich doch noch einmal Glück haben? Ich kreiste ein, auf die Gefahr hin nun endgültig meine Option den Flugplatz zu erreichen zu streichen (ein Vollkreis im starken Sinken würde bedeuten nicht mehr anzukommen). Ich traute gar nicht aufs Vario zu schauen, aber das Piepsen verriet mir: gerettet! In 270m buddelte ich mich mit konstanten 2m/s aus. Ich habe keine Ahnung wo der herkam, aber das war der beste und schönste und vor allem wichtigste Bart des Tages. Ich meldete im Funk, dass ich mit ein wenig Glück doch keinen Abstecher nach Sinsheim machen musste. Der Flugleiter der meinen Kampf vom Boden aus mitverfolgt hatte, freute sich mit mir und kurze Zeit später war ich wieder im Rennen. In 1400m verabschiedete ich mich und wechselte wieder die Frequenz auf den Quatschkanal. Meine Mädels freuten sich mit mir (Steffen, der meinen Flug vom Boden aus beobachtete übrigens auch. So musste er erstmal nicht losfahren). Und weiter geht’s!
Aber es würde nicht einfacher werden. Es waren noch gute 60km und mir fehlten sicher noch 3 Bärte. Außerdem sah das Wetter immer bescheidener aus, die Struktur in den Wolken auf Kurs wurde immer weniger. So nahm ich alles mit was ging, um es irgendwie nach Hause zu schaffen (da kam auch wieder der berühmte halbe Meter über den man sich freut). Südlich vom Flugplatz Malsch kämpfte ich mich wieder auf 1400m. Es könnte gerade so reichen, wenn ich nicht übermäßig Pech haben sollte. Also Sollfahrt runtergedreht, Bauch eingezogen und ab nach Hause. Zwar ging es überwiegend mit nur 1-1,5m/s nach unten, allerdings auch stellenweise mit mehr als 3m/s. Meine Ankunftshöhe hatte ab Bruchsal wieder ein Minus davor.

Jetzt brauchte ich wirklich noch einen Bart. Immerhin würde es im schlimmsten Fall nur eine kurze Rückholtour werden und die Felder auf Kurs hatte ich ja bereits schon einmal ausprobiert. Natürlich wäre es mir bei weitem lieber nach Hause zu kommen. So entschied ich mich ein letztes Mal zu pokern und peilte ein paar Windkraftanlagen nahe eines Städtchens an. Ich war bereits wieder auf der westlichen Rheinseite und mir fehlten nur noch wenige Meter um nach Hause zu kommen. Auch dieses Mal hatte ich Riesenglück! Die linke Fläche hob sich leicht und ich kreiste ein. Ein solider Meter! Das war mein Ticket nach Hause. Ich sammelte die letzten ersehnten Höhenmeter und pinselte einem Kollegen aus der Clubklasse noch den Bart an (Man muss dem Universum ja etwas zurückgeben).


Ich war mehr als happy, es geschafft zu haben.
Sieben sind aus der Clubklasse außengelandet und ich konnte mir mit einem Schnitt von 61km/h den 14. Tagesplatz sichern. Yay! Leider hat auch dieser Tag großen Spaß gemacht.


https://www.weglide.org/flight/159599
Außerdem war ich somit pünktlich zum Abschlussfest da. Das war ein Megaspaß, auch wenn mir ein wenig die Erinnerung fehlten wie und wann ich ins Zelt getorkelt bin.