Unterwegs auf Strecke

Streckenflug 27.08.2017: Der Weg ist das Ziel

Es wurmte mich schon seit Tagen. Mir fehlten gerade mal 60 Punkte in der Berliner Frauenwertung auf den ersten Platz. Klar war ich mit dem zweiten auch mehr als zufrieden, jedoch dieser geringe Rückstand weckte den Ehrgeiz in mir. Auch dieses Mal beobachtete Team Sonnenschein (Arbeitstitel) schon seit einigen Tagen das Wetter. Sonntag sollte wohl wirklich der letzte gute Tag des Jahres werden. Die Prognosen schwankten von „echt gut“ zu „naja“. Straffer Wind aus Westen und am Morgen eine dicke Abschirmung, die sich aber gegen Mittag auflösen sollte. Genau so sah es auch aus, als wir um halb 9 am Morgen auf den Hof fuhren. Von Sonne noch keine Spur und die Blätter der Bäume raschelten verdächtig.
Ich sollte wieder mit der Ls7 „SW“ losziehen. Bei dem starken Wind und der zerrissenen Thermik bekannterweise nicht die beste Wahl, aber Paulchen machte sich bereits vor dem Briefing die Ls4 fertig, sodass ich die Möglichkeit nutzen wollte, das wohl letzte Mal in diesem Jahr mit der pinknen Kampfzicke (wie ich sie inzwischen liebevoll nenne) zu fliegen.
Am heutigen Tag flog ich wieder mit Wilko im Teamflug, Peter und Jenny im Nimbus und Paulchen in der Ls4. Nachdem die Flieger aufgerüstet und startklar auf dem Feld standen und sich langsam die Wolkendecke auflöste, ging es an die Streckenplanung. Wir entschieden uns gegen unser Standard-Dreieck und deklarierten Friedersdorf – Frankfurt – Cottbus Drewitz – Oehna und nach Hause. 270 km und auf dem langen Schenkel von Cottbus nach Oehna sollte man die Aufreihungen nutzen können. Der erste Start war bei mir erstmal eine Platzrunde, während Wilko bereits die Basishöhe von 800m meldete. Vor dem zweiten Start gab mir Simon noch den Tipp gegen den Wind die Thermik zu suchen und Peter wedelte wie wild mit den Armen und zeigte auf eine fluffige Wolke über dem Hühnerstall. Fluffige Wolken gab es viele, nur die Richtige zu finden war die Schwierigkeit. Dank des straffen Windes erreichte ich aber eine komfortable Auskuppelhöhe und flog zu besagter Wolke. Nach kurzem Suchen fand ich sogar den Bart und arbeitete mich nach oben. Wilko kreiste ein paar Kilometer auf Kursrichtung südlich der Autobahn und ich schloss auf. Inzwischen hob sich die Basis auf 900m, was aber trotzdem alles andere als komfortabel war. Nun musste man Mut zeigen und trotzdem losfliegen. Zu zweit machten wir uns dann auf den Weg nach Osten und kamen auch dank des Windes gut voran. Als wir den ersten Wendepunkt erreicht hatten, freute man sich endlich die 1000m Höhenmarke geknackt zu haben. Also weiter Richtung Süden an Eisenhüttenstadt vorbei. Auf halben Weg wurde es noch einmal knapp. Zwar flogen wir unter den Wolken entlang, verloren jedoch rasch an Höhe, sodass wir uns auf etwas unter 400m wiederfanden. Es wurde also spannend! Über einem Feld suchten wir unter zwei Wolken den rettenden Aufwind. Mit Hilfe eines großen Vogels fanden wir ihn zum Glück auch, bevor es noch weiter nach unten ging. Blöderweise war dieser Bart alles andere als gleichmäßig und die Libelle stieg mir gnadenlos weg, sodass Wilko bald einige Hundert Meter über mir an der Basis kreiste. Um ihn nicht weiter aufzuhalten schlug ich vor weiterzufliegen und mir unterwegs nochmal etwas zu suchen. Tja, was soll ich sagen…ich hatte Pech. Wilko klebte  wunderbar unter den Wolken und ich hoffte wieder etwas Steigen zu finden, um nicht erneut abzusaufen. Kurz vor dem Wendepunkt bei Drewitz fand ich dann auch endlich einen stabilen Aufwind, der mich auf fast 1300m bringen sollte. Wilko flog indes weiter nach Süden, um die Strecke bis nach Neuhausen zu verlängern, wir blieben aber in Funkkontakt. Also quasi offener Teamflug. Also Wendepunkt genommen und den Weg nach Westen eingeschlagen. Da dieser Schenkel fast genau entgegen der Windrichtung lag, reihte sich eine Wolkenstraße neben der anderen. So folgte ich der ersten Richtung Brand. Und was soll ich sagen…die ging großartig. So legte ich viele Kilometer, ohne einen einzigen Kreis zu machen, zurück. Lediglich beim Wechseln auf die jeweils südlichere Aufreihung verlor ich an Höhe, jedoch fand man ganz einfach einen neuen brauchbaren Aufwind. Da sich den gesamten Tag bereits abzeichnete, dass das starke Steigen auf der Südseite der Wolken lag, suchte ich mir auch dementsprechend eine Linie. Es machte großen Spaß einfach nur geradeaus zu fliegen und ohne größere Höhenverluste Kilometer zu machen. Zwar ging es aufgrund des Gegenwindes nicht ganz so schnell vorwärts, aber ich wollte nicht hetzen, da ich echt gut in der Zeit lag. Hin und wieder verglichen Wilko und ich unsere Positionen und er heizte (ein gutes Stück vor mir) mit einem Affenzahn nach Oehna. Ich stellte den MC- Wert auf 2 und hielt mich an meine Sollfahrt. Kurz vor Reinsdorf traf ich auf Fritzi (den ich in Finsterwalde kennengelernt hatte) im Duo. Ich war begeistert, wie gut es an diesem Tag ging und ärgerte mich, dass wir nicht mehr ausgeschrieben hatten. Über mehrere Minuten 4m/s im Geradeausflug, das hatte ich bisher noch nie gehabt. In Oehna angekommen, beschloss ich die Straße noch etwas zu nutzen und flog weiter nach Wittenberg. Ohne Mühen erreichte ich die Stadt und kehrte kurz davor um, da nun ein größerer Sprung bevor stand. Wilko meldete, dass er noch nach Zerbst fliegen wollte. Nachdem ich gewendet hatte ging es mit dem Wind im Rücken nach Hause. Ich flog die gleiche Wolkenstraße bis Reinsdorf zurück und hüpfte dann ohne Probleme von Wolke zu Wolke bis ich kurz vor Brand war. Dort stieg ich noch einmal auf 1550m (mein Maximum an diesem Tag) und wechselte die Frequenz auf Friedersdorf, um die aktuelle Höhenfreigabe anzufragen. Nach mehrmaligen Anrufen bekam ich dann die Bestätigung, dass immer noch die 3500ft aktiv waren und ich begann mit dem Endanflug. Ohne einen Kreis zu machen hangelte ich mich von Wolke zu Wolke und das mit hoher Geschwindigkeit, sodass ich schnell zu Hause war und noch 500m übrig hatte. Diese glitt ich in aller Ruhe ab, und setzte regulär zur Landung an. Nach 5 Stunden in der Luft freute ich mich, erfolgreich wieder zu Hause zu sein.

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Nachdem die „SW“ geputzt war, landete auch der Nimbus. Wilko war noch immer unterwegs. Aber auch er kam irgendwann wieder am Heimatflugplatz an, nachdem der reguläre Flugbetrieb schon beendet war. Die Streckenflieger warteten auf ihn und halfen die Libelle auseinander zu bauen.

Da es schon recht spät am Sonntagabend war, entschied ich mich den Flug erst zu Hause ins OLC hochzuladen. Es blieb also spannend, ob die Deklarierung funktioniert hatte und ob denn die Punkte reichen würden, um es auf Platz 1 zu schaffen. Was soll ich sagen…kurze Zeit später hüpfte eine Sally quietschend vor Freude durch die Wohnung. Mit 55 Punkten Vorsprung auf den 2. Platz habe ich mich an die Spitze der Berliner DMST Frauenwertung gekämpft. Ok…wir sind nur zu 5. aber ich freue mich trotzdem über meine gute Leistung und bin auch ein wenig stolz. So kann ich zufrieden in die Winterpause starten.

Strecke 27.08

DMST BL FRAUEN

(Quelle: onlinecontest.org)

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