Unterwegs auf Strecke

Deutsche Meisterschaft der Frauen 2018: Teil 2

Die erste Hälfte der Meisterschaft war geschafft.
Nach 5 unglaublichen Wertungstagen in Wahnsinnshitze, befand ich mich im Mittelfeld der Wertung…

Sonntag 29.07.2018, 6. Wertungstag
Heute sollte das Wetter wieder besser werden. Die dicke Wolkenschicht war weg und die Sonne knallte auch heute gnadenlos und das Camp schmolz dahin. Die zwei kleinen Tischventilatoren verhalfen auch nicht zur Abkühlung und nun mussten eben schwere Geschütze aufgefahren werden. Mirja hatte irgendwann ein Eispack auf dem Kopf und die Übrigen hüllten sich in nasse Handtücher.
Heute war wieder eine RT dran. Abflug beim Freefall Tower, die Wenden lagen bei Wasseralfing und Crailsheim, anschließend ging es wieder zurück nach Lachen, sodass die Strecke 306,7km betrug. Startbereitschaft war um 12:30 Uhr.
Inzwischen hatte sich die Lachener Bodencrew dazu bewegt mit einem kleinem Rollcontainer durch das Grid zu ziehen, um kühle Getränke und Eis zu verkaufen, während man unter der Fläche lag und auf den Startschuss wartete.

IMG_0691Die Ruhe vor dem Start. Die letzten Vorbereitungen laufen…

Der Start war wie immer unspektakulär und auch dieses Mal warf mich mein Schleppilot wunderbar in der Thermik raus.
Nachdem die Startlinie eröffnet hatte, machte ich mich direkt auf den Weg und hangelte mich in ungefähr 1000m AGL (Höher ging es erst einmal nicht) von Wolke zu Wolke. Dies funktionierte bis  zum Hockenheimring auch ziemlich gut und  dementsprechend optimistisch heizte ich auch voran.
Blöderweise verkalkulierte ich mich an einer Stelle gewaltig und verpasste einen wichtigen Bart kurz vor Sinsheim. So schnell kann es gehen und auf einmal fand ich mich in 600m wieder und wetterte vor mich hin. Die Meter schwanden und ich machte kehrt um wenigstens den Flugplatz zu erreichen. Sollte die Strecke hier schon vorbei sein? Im Funk hörte ich die Mädels und sie würden mich gleich eingeholt haben. Auf halben Weg zurück schlug das Vario kaum merklich aus und ich kreiste ein. Mit 0,5m/s kämpfte ich mich mühevoll Meter für Meter wieder nach oben. Zurück in 900m Höhe hatten sie mich eingeholt und ich schloss mich der Gruppe an. Meinen Schnitt konnte ich sowieso vergessen und nach diesen aufregenden 15 Minuten kam mir Gesellschaft gerade recht. Der nächste Bart saß und brachte uns auf angenehme 1400mAGL. Leider verloren wir auf dem Weg nach Südosten Caro, die aber trotzdem mit uns in Funkkontakt blieb. Der Weg zur ersten Wende war ziemlich entspannt, da eine dicke Wolkenstraße genau in Kursrichtung lag, die wir auch nutzten um schnell vorwärts zu kommen. Leider mussten wir an diesem Tag ziemlich oft die Frequenz wechseln, da uns andauernd jemand reinquasselte, wir von Franzosen genervt wurden (die sich wirklich ununterbrochen unterhielten) und so weiter. Jeder durfte mal eine andere vorschlagen und am Ende des Tages hatten wir bestimmt ein gutes Dutzend durch. Da Elena die aktuelle immer in die WhatsApp Gruppe schrieb (keine Ahnung wie die anderen das machen, mein Handy weigert sich über 500m immer irgendwas zu senden oder zu empfangen), fanden sich die Mädels, die die Ansage im Funk verpasst hatten, nach und nach auch wieder. So hangelten wir uns unter den Wolken entlang und die restliche Strecke schafften wir auch ohne weitere Probleme.

sdrFlieger ist geputzt und fertig für die Nacht. Feierabend!

Nach dem anfänglichen Schwierigkeiten und dem Absaufen meiner Wenigkeit, war der Tag doch noch wirklich schön geworden und es hat wieder Spaß gemacht mit den anderen zu fliegen. Leider reichte es aufgrund des Absitzers nur für die 23. Tagesplatzierung. Was so ein kleiner Fehler und ein verpasster Bart in niedriger Höhe alles ausmachen kann.

DM_WT_6Quelle: onlinecontest.org

Montag 30.07.2018, 7. Wertungstag
Das Leben bei einer Deutschen Meisterschaft der Damen ist schon interessant. Die Männer sind gnadenlos in der Unterzahl und das „schwache Geschlecht“ regiert. Außerdem kommt man auf ziemlich komische Ideen. So kam irgendwann die Überlegung auf, dass es doch ziemlich schick wäre lackierte Zehennägel passend zum Flugzeug zu haben. Dank Minea , die mir passenden Nagellack mitgebracht hatte, leuchteten meine in wunderbarstem Ls7 Pink (und noch immer tun sie das!). Zu erwähnen sei, dass ich mit Sicherheit seit 20 Jahren keine lackierten Nägel mehr hatte. Wir hatten wohl alle zu dem Zeitpunkt einen ausgewachsenen Sonnenstich und dementsprechend viel Spaß.
Wusstet ihr eigentlich, dass „SW“ für „Schöne Wampe“ steht?
Apropos Sonnenstich: es wurde gefühlt von Tag zu Tag heißer und man sehnte sich umso mehr nach einem Tag Pause. Doch die Wettbewerbsleitung machte nicht einmal Anstalten diesen uns zu gönnen.  So wenig es auch über die Organisation zu meckern gibt, sollte man doch den Sicherheitsaspekt bei der Sache bedenken. Inzwischen krochen alle auf dem Zahnfleisch und die Konzentration ließ schon ein wenig nach.
Jetzt aber zum 7. Wertungstag. Es stand eine 355,9km RT mit dem Abflug beim Globus Parkplatz und den beiden Wendepunkten bei Biebelried und Crailsheim. Ich entschied mich die Strecke mal in meinem Colibri Logger (In Summe führe ich immer 4 Logger mit. Das Flarm, LX7007, Oudie und Colibri. Man weiß ja nie was so passiert) zu deklarieren. Wenn ich schon eine ordentliche Strecke abfliegen würde, so könnte ich mir wenigstens noch ein paar zusätzliche DMST Punkte erarbeiten. So zumindest der Plan.

IMG_0696Die Schleppmaschinen

Auch heute schleppte mich die Remo in wunderbarste Thermik und so pulkten wir munter umher, bis die Startfreigabe durchgegeben wurde. Das Steigen war gut und ich konnte mithilfe von sehr netten Wolkenstraßen gut Geschwindigkeit machen. Den zweiten Schenkel flog gefühlt die gesamte Clubklasse geschlossen ab und so kam ein wenig „Kampfgeschwaderfeeling“ auf. Vor und neben sich mehr als ein Dutzend Flugzeuge zu haben, sieht schon geil aus. Zwar muss man sich umso mehr konzentrieren, da es beim Einkreisen schon recht eng wurde, aber nie kritisch.
Übrigens hatte ich für diesen Flug einen kleinen blinden Passagier an Bord. Gut bei der Hälfte des zweiten Schenkels krabbelte etwas Kleines über den meinen und verschwand unter meinen Sitz. Die Legende der Ls7-Cockpitkakerlake war geboren. Ich habe sie zum Glück nie wieder gesehen. Wahrscheinlich hat sie sich übers Fahrwerk in den Tod gestürzt. Zumindest rede ich mir das immer noch ein, weil ich prinzipiell alles an Krabbelgetier eklig finde (Mädchen halt). Schmetterlinge, Biene und Hummeln sind ok.
Zurück zur Strecke. So schön auch die Wolken und das dazugehörige Steigen auf der bisherigen Strecke war, auf einmal war es BLAU. Sau blau um ehrlich zu sein. Bis Crailsheim waren es noch 15km und kein Wölkchen war mehr zu sehen. Auf der restlichen Strecke gab es genau ein Wölkchen kurz hinter Schwäbisch Hall. Das Camp fand sich auf der Frequenz wieder und besprach das weitere Vorgehen. Jemand meldete, dass ihm gerade die Reisegruppe Seischab entgegen kam, und die Strecke zurückflog. Zwar wäre das ein sehr großer Umweg, aber da gab es immerhin Wolken.
Wir versuchten es auf der ursprünglichen Route.
Der Pulk machte sich also auf den Weg zur besagten Wolke hinter Schwäbisch Hall. Ich flog ein gutes Stück hinter den anderen und entdeckte südlich der Autobahn einen 1,5m/s Bart, der mich von 1600mAGL wieder auf 2200m brachte. Allerdings verlor ich dadurch den Rest der Gruppe, der unter der Wolke eingekreist ist und nun weiterflog. Im Funk hörte ich, dass auch der Rest des Camps ziemlich zurücklag und hinter uns flog.  Bei der Wolke angekommen traf ich auf Heike und wir sammelten noch einmal 200m, mussten aber bald weiterfliegen, da die Wolke sich bei unserer Ankunft bereits auflöste. Also flogen wir weiter ins Blaue und hatten noch gute 100km auf Lachen. Südöstlich von Heilbronn versuchten wir es unter einem Fetzen, aber kamen nach ein paar Kreisen genauso hoch raus, wie wir reingeflogen sind. So flogen wir weiter nach Westen und unsere Höhe schwand merklich. Wir brauchten mindestens noch einen ordentlichen Aufwind, um es nach Hause zu schaffen. Kurz hinter Gemmingen schlug dann endlich das Vario wieder aus. Inzwischen waren wir auf 1000m AGL gefallen und beschlossen die 0,5m/s erst einmal auszukreisen. Noch immer hatten wir 50km bis zum Ziel und die Wertung konnte man sowieso vergessen. Einfach nur noch Heimkommen dachte ich mir. Nach ein paar Runden trafen auch der Rest der Bande mit Christina, Elena und Caro zu uns und kreisten auf gleicher Höhe ein. Auch Ines uns Sarah kamen ein ziemliches Stück unter uns an und machten einige Kreise bis sie dann weiterflogen und ein wenig weiter über einer Sandrgrube erneut einkreisten. Auch wir verlagerten unseren Kreis dorthin und mit 1,3m/s kämpften wir uns bis auf 1800m AGL. Wir verglichen unsere errechneten Ankunftshöhen und jeder sollte es bis zum Flugplatz schaffen. Den MC stellten wir auf 0m/s  und flogen nach Sollfahrt. Bei Bad Schönborn machten wir noch ein paar Angstkreise und begannen den Endanflug. Inzwischen hatte gefühlt das gesamte Feld bereits 10km gemeldet und auch wir näherte uns dem Flugplatz.
Ich kam in 500mAGL an (Gleitschwein Ls7) und stieg nach der Landung geschafft aber glücklich aus dem Flieger. Zwar hatte ich nur den 18. Tagesplatz erreicht, aber der letzte Blaue Schenkel war mehr als knifflig und ich war einfach nur froh, es wieder zurück geschafft zu haben.
Reisegruppe Seischab hat es übrigens mit der unkonventionellen Variante die Strecke unter den Wolken zurückzufliegen an die Wertungsspitze auf Platz 1 und 2 gebracht. Micha hatte einen großartigen Schnitt von 102,7 und Angelika Mayr von 102,2km/h geschafft. Hut ab! Öfter mal umdenken!

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Quelle: onlinecontest.org

 

Dienstag 31.07.2018, 8. Wertungstag

 

Heute versprach das Wetter wieder gut zu werden. Der gestrige Tag war bis auf den letzten Schenkel auch bombastisch, allerdings sollten auch heute wieder lokale blaue Löcher entstehen.

IMG-20181120-WA0001Die Startaufstellung von oben. Foto von Sophie Müller.
Die Wettbewerbsleitung hatten sich eine schöne AAT Aufgabe mit einer Wertungszeit von zwei Stunden ausgedacht. Start wieder vom Globus Parkplatz über die Wendesektoren Buchen 20km und Heilbronn 20km. Allerdings wurde auch heute der Designated Start angesetzt. Das heißt, dass die Startzeit in bestimmten Intervallen (in unserem Fall 10 Minuten) genommen wird, um „Nachfliegen“ und starke Pulkbildung einzudämmen. Das heißt wer z.B. erst um 12:19 Uhr losfliegt, bekommt trotzdem als Startzeit 12:15 Uhr angerechnet. Tja was soll ich sagen? 16 Flugzeuge flogen Punkt 12:15 Uhr ab und ich kam mir vor wie ein einem Klingonen-Kampfgeschwader. Funktioniert ja ganz großartig…
Die Mädels und ich flogen zusammen ab und bis zum Einflug in den ersten Sektor klappte der Teamflug echt gut. Wir kamen sehr schnell voran und der Odenwald klappte am heutigen Tag sehr gut. Nordwestlich von Buchen trennten Christina und ich uns vom Rest, der den letzten Bart nicht so gut erwischt hatte und flogen noch weiter in den Wendesektor hinein. Die Gerichtstetten erwischten wir einen sehr schönen 3m/s Aufwind und wendeten in 2500mAGL. Nun begannen wir mit dem Anflug auf den zweiten Sektor, der südlich von uns lag. Die Wolken bildeten eine schöne Aufreihung nach Süden und wir machten die ersten 20km nach der Wende ordentlich Tempo. Da wir unter der Basis klebten und entlangheizten sahen wir aber noch, was vor uns lag. Wie gestern endete die Wolkenstraße plötzlich und man fand sich im Blauen wieder.
Glücklicherweise lagen die beiden Wendekreise sehr nah beieinander, sodass man mühelos in den Zweiten hüpfen und wieder zurück zur letzten Wolke fliegen konnte. Blöderweise löste diese sich bei unserer Ankunft bereits auf und wir machten den kleinen Umweg umsonst. Allerdings zog die nächste 5km weiter wieder wunderbar und schmiss uns mit 2,5m/s in 2500mAGL raus. Christina und ich fächerten uns auf und flogen Richtung Heimat. Wir hatten noch 70km vor uns und auf der Strecke bildete sich gerade ein kleines Wölkchen. Dieses steuerten wir an und nachdem es uns mit über 3m/s noch einmal bei 2000mAGL rausgeworfen hatte (40km auf Lachen) konnten wir uns zurücklegen und den restlichen Flug genießen. Als wir uns dem Flugplatz auf 15km genähert hatte, gab ich noch einmal richtig Gas, weil ich mal wieder viel zu hoch ankam. Die Ls7 macht ja im Schnellflug richtig Laune und mit 200km/h Groundspeed heizte ich nach Hause. Den Zielkreis überflog ich immer noch in 500m Höhe und machte meine Landeeinteilung.

davGeschafft!

Bei dieser kurzen AAT (zum Glück war es eine AAT, sonst hätten wir wohl bei Heilbronn wieder ganz schön doof aus der Röhre geschaut) hatte ich es mit einem Schnitt von 94,3km/h auf den 11. Tagesplatz geschafft. Christina lag einen Platz vor mir.
Das hatte heute ja mal richtig Spaß gemacht!

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Quelle: onlinecontest.org

Mittwoch 01.08.2018

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass heute gar kein Wertungstag beim Datum steht. Der Wettergott hatte heute ein Einsehen und weckte uns mit einigen Regentropfen, die auf die Zeltplane fielen. Beim Kriechen aus der Behausung empfing uns eine dicke Wolkendecke. Als beim 10 Uhr Briefing dann bekannt gegeben wurde, dass heute der mehr als verdiente Tag Flugfrei sein würde, ging ein lauter Applaus durch die Reihen der Teilnehmer. Trotz des überwiegend großartigen Flugwetters, waren wir nach 8 Tagen durchfliegen bei Temperaturen weit über 30°C mehr als gar.
Nach einem ausgiebigen Frühstück in aller Ruhe, rüsteten Steffen und ich vorsorglich den Flieger ab und verstauten meine treue „SW“ im Hänger. Das Camp machte bereits Pläne zur Tagesgestaltung. Wir wollten mit einer kleinen Gruppe nach Hockenheim zum Engelbert Strauss Shop fahren, um etwas einzukaufen. Ich und einige andere schwören auf die bequeme Arbeitsbekleidung beim Fliegen.
Wir trafen uns dort mit Renate, Timm und Christina und waren im Hexen-Shoppinghimmel.
Ich ging mit einer dünnen kurzen Hose in Beige und mein Freund mit einer kurzen Hose, Shirt und Pulli aus dem Laden. Wir verabschiedeten uns vom Rest und fuhren Richtung Saarland. Ich wollte den Tag nutzen, um meine Familie (die ich nur einmal im Jahr sehe) zu besuchen. Es war ein schöner Nachmittag.

IMG_20180801_210442Abendstimmung in Lachen-Speyerdorf


Donnerstag 02.08.2018, 9.Wertungstag

Die gestrige Front war durch und die Sonne knallte wieder gnadenlos auf Köpfe. Aber man konnte eine sichtliche Erfrischung der Gemüter spüren, was zweifelsohne am gestrigen Pausentag lag. Ja, man konnte fast behaupten der Tag Flugfrei hat uns neuen Schwung gegeben. Parolen wie „Die beiden letzten Wertungstage schaffen wir auch noch“ hallten wir durchs Camp.
Beim Briefing wurde dann heiß über das Wetter diskutiert. Heute sollte es bis auf ein paar Fetzen ganz blau werden und die Steigwerte nicht so dolle. Wir waren vom Bombenwetter der letzten Flugtage verwöhnt und ein Raunen ging durch die Reihen. Es schien fast so, als wäre der Tatendrang wieder wie weggewischt, jedoch ließ die Wettbewerbsleitung mit sich reden und wir bekamen eine kleine AAT mit einer Wertungszeit von 1:45h über die Wendesektoren Sinsheim 21km, Donnersberg 15km und Landau 10km. Da sich beim ersten Streckenentwurf ein kleiner Fehler eingeschlichen hatte, wurde nach hier und da korrigierten aus Tagesaufgabe B dann Aufgabe D.
Leider musste Caro heute aussetzen, da in der Fläche ihrer „LEO“ ein „KlöngKlöng“ zu hören war. Sie düste also direkt nach dem Briefing zum nächstgelegenen LTB, um danach schauen zu lassen.

IMG-20180726-WA0014Ein erfrischendes Eis vorm Start. Danke an Björn!
Elena, Heike, Christina und ich flogen wieder gemeinsam vom Pfälzer Wald ab und dann passierte erst einmal…nichts…
Aus den 1500mAGL beim Abflug waren hinter Mannheim noch 600m übrig. Wir überflogen den Rhein und hielten sicherheitshalber schon einmal Ausschaue nach einem geeigneten Landefeld. Bei Brühl fanden wir einen positiven Nuller und parkten erst einmal, bis uns was besseres einfallen würde. Andere Gruppen kamen zu und, machten zwei Kreise und flogen dann ein Stückchen weiter und kreisten bei Eppenheim ein. Wir beobachteten diesen kleinen Pulk und als absehbar war, dass sie besser stiegen (bzw. überhaupt Steigen haben) als wir, glitten wir auch rüber. Mit anderthalb Meter hangelten wir uns wieder nach oben und flogen bei 1300mAGL ab. Den ersten Wendesektor kratzten wir nur an und bogen südöstlich von Heidelberg nach Norden ab. An der Kante des Odenwaldes zogen sich ein paar Wolken nach Norden. Auf Kursrichtung nach Nordwesten gab es genau ein Wölkchen und das war direkt über der Kontrollzone Mannheim, welche bis 610mMSL hinauf reicht. Bei Dossenheim trennten sich dann unsere Wege. Heike und Christina versuchten den direkten Weg, allerdings mit der Gefahr des Absaufens in der CTR, falls sich die Wolke als Fehler herausstellen würde. Elena und ich gehen auf Nummer sicher und flogen erst einmal weiter nach Norden, um dann bei Weinheim nach Westen abzubiegen. Ab und an muss man auch pokern. Was soll ich sagen…wir hatten uns verzockt und unser Plan stellte sich als großer Umweg heraus (vor allem bei einer Aufgabenzeit von nur 1:45h). So flogen wir aus Richtung Viernheim nun doch zur Mannheimer Wolke, von welcher die anderen beiden bereits abflogen, als wir bei 1250m AGL unten einstiegen. Zu allem Überfluss zerlegte sich besagtes Cumuluswölkchen sogleich auch und mit einem Höhengewinn von 200m mit 0,8m/s verloren wir noch weitere wertvolle Minuten. Jammern hilft nichts und wir flogen weiter nach Nordwesten Richtung Wendesektor Donnersberg. Ein kleines Wölkchen stand bei Eisenberg, wo sich die andere Gruppe bereits nach oben kreiste. Dieses Mal stiegen wir in 600m AGL ein. Als unter uns die nächsten einkreisten huschten wir kurz in den Sektor rein und flogen zurück in den Bart, den uns die anderen wunderbar anpinselten. Heike und Christina flogen bereits weiter und wir kämpften noch ein gutes Stück darunter mit 1m/s um jeden Meter. Als die Steigwerte noch schlechter wurden, flogen wir mit 1300m AGL weiter nach Süden zum letzten Wendesektor. Die Kante des Pfälzer Waldes ging zum Glück recht gut, aber wir mussten nun echt Gas geben, um in der restlichen Zeit noch eine so große Strecke wie möglich zurückzulegen. Kurz vor Landau wendeten wir im letzten Sektor und gaben unseren Fliegern die Sporen. In 500m überquerten wir den Zielkreis und landeten nachdem wir uns in den Platzbetrieb eingereiht hatten.
Leider hatten wir uns mit dem Umweg nach Norden wirklich verzockt und bei kurzen Strecken kann ein kleiner Fehler schon viele Platzierungen kosten. Elena belegte den 13., ich den 14. Tagesplatz. Heike und Christina übrigens Plätze 7 und 6.
Einen Wertungstag sollte es ja noch geben…

DM_WT_9Quelle: onlinecontest.org


Freitag 03.08.2018, 10.Wertungstag

Der 10. Und damit letzte Wertungstag dieser Deutschen Meisterschaft brach an. Noch einmal wurden wir von in Container fliegenden Steinen geweckt und ein letztes Mal schleppten wir uns zum 10 Uhr Briefing. Kalle versprach uns wieder Blauthermik mit aber guten Stiegwerten und wir wunderten uns über die Ausmaße der Strecke. Eine RT mit 345,3km mit Abflug vom Freefall Tower (den ich inzwischen auch ausmachen konnte) über die Wendepunkte Tauberbischofsheim, Bad Kissingen und Buchen. Es ging also erst einmal nach Osten und dann nach Norden (also rechts an Frankfurt vorbei) und fast den gleichen Weg wieder zurück. Wir witzelten, dass wir im Falle einer Außenlandung am äußersten Zipfel der Strecke einfach dort übernachten würden und uns unsere Rückholer auf dem morgigen Weg nach Hause einfach samt Flugzeug aufgabeln sollte.
Das „KlöngKlöng“ in Caros Flügel war inzwischen behoben und so konnte sie den letzten Tag wieder mitfliegen. Blöderweise passierte mir kurz vor dem Start noch ein Fauxpas á la Sally. Mein Fliegerchen stand in der 2. Reihe und ich wollte mir gerade meine lange Flughose anziehen, da schob die erste Reihe die Flieger aus der Bahn und irgendwie hatte ich das ganz verpennt. So sprang ich quasi aus dem Dauerlauf direkt in den Flieger. Ohne geeignete Flughose. Meine Oberschenkel leuchteten in meinen kurzen Hosen in herrlichsten Hummerrot und die Sonne knallte gnadenlos durch das Cockpitglas. So blieb mir nichts anderes übrig als meine knallroten Beine mit dem zu bedecken, was gerade so rumflog. Der Aufgabenzettel wurde kurzerhand auf das rechte Bein gelegt und die Alufolie vom ersten Wendebrötchen um das linke gewickelt. Fängt ja schon super an.
Auch dieses Mal flog unsere Truppe gemeinsam los. Bereits am Odenwald schlug Kalles berühmte Blauthermik wieder zu und wir folgten einer Wolkenstraße gerade auf die erste Wende zu. Es machte großen Spaß darunter entlangzuheizen und wir machten gut Geschwindigkeit. Logischerweise die anderen Piloten und Teams ja auch. Beim Flugplatz Tauberbischofsheim wendeten wir in 1700mAGL und setzten den Weg nach Norden fort. Südlich von Hammelburg liegt ein quadratisches ED-R, weswegen wir die weitere Strecke jetzt schon planen mussten. Da das Beschränkungsgebiet bis 3201m MSL reicht, gibt es für uns auch keine Möglichkeit darüber zu fliegen. Welche Wolkenformation nehmen wir, um am elegantesten da vorbei zu fliegen? An uns huschte plötzlich die Ls4 „1R“ von Lars Liebert vorbei und wir beschlossen es ihm gleich zu tun und ein paar Wolken im Nordosten zu nehmen. Die Steigwerte waren super und auch auf diesem Schenkel kamen wir zügig voran. An der Wende selbst herrschte reges Treiben, da An- und Abflug fast auf einer Linie lagen. Nachdem sich die Gruppe kurz aus den Augen verloren hatten, fanden wir uns Nordöstlich von Hammelburg wieder. Wir scherzten im Funk, dass ab jetzt die Rückholtour wieder kürzer werden würde. An Außenlanden war aber gar nicht zu denken. Zu schön waren die Bilderbuchcumulanten, die vor uns blubberten und nur auf uns warteten. Bis zur nächsten Wende bewegten wir uns in einem 200m breiten Höhenband. Nicht weil wir nicht weiter hinunterfliegen wollten, sondern weil wir es nicht brauchten. Die Wolken zogen zuverlässig mit 3m/s und dazwischen trug es auch recht gut. Übrigens flogen wir weiterhin mit Lars zusammen. Wieso sich krampfhaft von anderen lösen, wenn die Pläne doch übereinstimmen? Wir huschten in sicherer Entfernung an der Kontrollzone Frankfurt vorbei und die letzte Wende näherte sich. Von dieser hatten wir noch 84km bis nach Hause und die Aussichten auf der restlichen Strecke machten wirklich Spaß. Über dem Odenwald standen noch immer wunderschöne Wolken und obwohl es schien, dass es ab Heidelberg mehr oder weniger blau sein würde, machten wir uns keinerlei Gedanken. Auch der letzte Schenkel ging ohne große Probleme. Bei Rothenburg verlor sich die Gruppe zwar, aber auf den letzten Kilometern sollte Funkkontakt zum Gegenseitig durchlotsen reichen. Lars und ich flogen weiter und sammelten kurz vor Heidelberg im Geradeausflug noch genügend Höhe um bequem in Lachen anzukommen. Als mein Endanflugrechner mir ein sicheres Ankommen versprach, drückte ich noch einmal den Knüppel nach vorn, um vielleicht noch die ein oder andere Minute gutzumachen.

IMG_20180803_173247.jpgDer letzte Flug der Meisterschaft.
Nix kaputt gemacht, nicht blamiert und vor allem: nicht Letzte geworden!

DM_WT_10Quelle: onlintecontest.org

Nach der Landung war es dann amtlich. Ich hatte meine erste Deutsche Meisterschaft und damit meinen ersten großen Wettbewerb bruchfrei und mit einem guten Ergebnis geschafft. Die Tageswertung spukte Platz 13. Mit 103,5km/h aus und somit war meine Endwertung amtlich:
Platz 20 von 31 in der Gesamtwertung und Platz 10 von 20 in der Frauenwertung. Das ist doch ein Ergebnis was sich sehen lassen kann. Eigentlich fuhr ich nach Lachen-Speyerdorf, um nicht Letzte zu werden. Ehe ich mich versah, hatte ich mich ins solide Mittelfeld gekämpft. Das zählt definitiv nicht „blamiert“.  Am Abend gab es noch eine großartige Abschlussfeier mit leckerem Buffet und Livemusik. Als ein paar anderen und mir das Treiben bei der Party zu bunt wurde, zogen wir uns ins Camp zurück. Ich mixte ein paar meiner berühmten Mojitos und packte die Gitarre aus. Es war ein schöner Abend.
Danke noch einmal an „1R“, dass er mich ein gutes Stück ertragen hatte (er hatte ja auch keine andere Wahl).

DM_Wertung

Quelle: strepla.de
Die Endwertung der gesamten Clubklasse. Mit Platz 20 habe ich mein Ziel mehr als erfüllt.

In der Frauenwertung habe ich es sogar auf 10 von 20 geschafft!

Samstag 04.08.2018

Der Wecker klingelte um 6 Uhr in der früh. Steffen und ich wollten das Auto abfahrtbereit haben, bevor es zur Siegerehrung ginge. Unser Zelt Versailler Ausmaße wurde eingepackt und irgendwie alles im Auto und/oder Flugzeughänger verstaut.
Die Siegerehrung fand in praller Sonne statt und ein letztes Mal wurden wir auf der Lachener Steppe gegrillt. Deutsche Meisterin wurde hochverdient Sarah. Den zweiten und dritten Platz belegten Ines und Angelika und dürfen somit 2019 zu WM nach Australien fahren. Glückwunsch! Die Daumen sind gedrückt!

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Die Siegerehrung: ein letztes Mal durchbraten. Foto von Kai

Ein Wehmutstropfen gab es trotzdem. Irgendwie ging die reine Frauenwertung total unter, was meiner Meinung nach mehr als schade ist. Es gibt doch einen bitteren Beigeschmack ab, wenn die Deutsche Meisterschaft der Frauen im Schatten einer allgemeinen Qualifikation steht. Vielleicht kann man das ja das nächste Mal anders händeln.
Nach der Siegerehrung kam dann die große Abschiedsrunde.

bty Leider nur ein kleiner Teil unserer tollen Truppe! Mädels (und Jungs)…ihr seid großartig!!!

Anschließend ging es dann direkt auf die Autobahn Richtung Berlin. Wir hatten ja samt Hänger noch ein gutes Stück vor uns. Unterwegs traf man sogar hin und wieder bekannte Kennzeichen auf Flugzeuganhängern und winkte sich noch ein letztes Mal zum Abschied.‘
In Friedersdorf selbst wurde ich mehr als herzlich empfangen. Kaum aus dem Auto ausgestiegen wurde ich schon umzingelt und mir wurde zu meiner guten Leistung gratuliert. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit solch einer Reaktion nicht gerechnet hatte. Da an diesem Abend das legendäre Hallenfest stattfand wurde umso mehr gefeiert, erzählt und getanzt.

dav
Mehr als zufrieden! Fast sogar stolz!

Ansonsten ein großes Lob ab die Veranstalter. Auch wenn wir ab und an wirklich über sie geflucht hatten, waren die Strecken größtenteils sehr gut gelegt. Wetterfee Kalle hat den richtigen Draht zum Thermikgott, wenn er wieder „Blauthermik“ bestellt hatte.

Die Deutsche Meisterschaft war ein unvergessliches Erlebnis für mich. Das Fliegen mit den Profis unter ganz anderen Bedingungen als Zuhause. Das Durchkämpfen und Durchbeißen. Der Teamgeist der in unserer doch eher ungeplanten Truppe herrschte war unbeschreiblich. Man halt sich sowohl am Boden, als auch in der Luft gegenseitig! Unser Camp, in dem alle Klassen vertreten war, harmonierte großartig und wir hatten viel Gelacht, auch Geweint und vor allem miteinander und voneinander gelernt. Ich habe viele tolle Menschen und neue Freunde kennengelernt.
Wenn ich jetzt an diesen Wettbewerb zurückdenke, muss ich immer lächeln. Ich bin über mich selbst hinausgewachsen, habe meine Komfortzone gewaltig erweitert und habe ein Ergebnis erreicht, auf welches ich stolz sein kann.

Vielen Dank an meine bessere Hälfte (dieser Ausdruck trifft wirklich zu) Steffen für seine Unterstützung. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.
Ein Danke an den LSC Interflug für die Bereitstellung der „SW“.
Und ein großes Dankeschön an meine Fliegerkameraden in Friedersdorf, die während der Meisterschaft Sommerlager hatten und fleißig die Daumen gedrückt hatten.

 

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