Der erste Tag des Sommerlagers brach an und die Vorhersagen versprachen gute Steigwerte.
Bereits die Tage zuvor haben Wilko und ich das Wetter beobachtet und wir wollten es noch einmal versuchen.
Da es ja bekanntermaßen nicht mehr so viele gute Flugtage geben würde, waren wir nicht die einzigen, die das gute Wetter nutzen wollten. Auf den Flugfeld standen dann die Hänger in Reih und Glied und die Flugzeuge wurden in windeseile aufgerüstet. Wilko mit der Libelle, Simon mit seiner DG100, Sigurd im Cirrus, Paulchen in der Vereins- Ls4 und ich wieder in der LS7 „SW“.
Eigentlich wollten Wilko und ich im Süden Berlins unsere Standard –Runde noch einmal abfliegen, allerdings entschieden wir uns am Start dann doch noch spontan zu einer Tour um Berlin herum.
Nachdem die Wendepunkte festgelegt waren konnte es losgehen.
Die erste Seilrunde der Streckenflieger gehörte der Libelle und der Ls4 (Paulchen wollte an diesem Tag mal mit uns mitfliegen), dahinter standen der Cirrus und meine Wenigkeit. Kaum sind die ersten gestartet und die nächsten Flieger nachgeschoben worden , kamen auch wieder die ersten Landemeldungen. Platzrunde…na super. Mein erster Flug war auch nicht sonderlich erfolgreicher und endete auch nach wenigen Minuten. Somit verschenkten wir wertvolle Minuten, die uns am Ende fehlen könnten. Im zweiten Versuch ging es dann über dem Feld auf der Westseite des Flugplatzes. Und wie es da hoch ging. Kaum bin ich eingekreist, flogen Wilko und Paulchen bereits ab.
Wir schalteten auf unsere Teamflug-Frequenz und ich funkte, dass ich nachkommen würde. Nachdem der erste Bart ausgekostet war (so hoch es eben mit 3500ft Höhenfreigabe ging), machte ich mich auch auf den Weg Richtung Osten nach Fürstenwalde. Kurz dahinter hatte ich die beiden auch wieder eingeholt und wir machen uns zu dritt auf den Weg zum ersten Wendepunkt. Da dieser kurz hinter Frankfurt lag, war es auch gar nicht mehr so weit.
Ls7 und Ls4 im Teamflug
Allerdings verloren wir Wilko, der den besseren Bart erwischt hatte. Auf einmal hatte er bereits 10km Vorsprung, aber da wir die besseren Flieger hatten, sollten wir ihn ja in absehbarer Zeit wieder eingeholt haben. So bogen wir nach der ersten Wende Richtung Norden ab. Unser Ziel war das Schiffshebewerk Finow. Ich führte unser Team an und flog vor. Glücklicherweise lag eine wunderbare Wolkenstraße auf unseren Weg, sodass wir große Teile des zweiten Schenkels im Geradeausflug zurücklegten. Über Funk gaben wir die Kilometeranzahl bis zur Wende durch und schon bald würden wir Wilko wieder eingeholt haben.
Kurz hinter dem Schiffshebewerk war auch der zweite Schenkel (mit einem grandiosen Schnitt von 90 km/h) geschafft und endlich war die Libelle in Sicht. So machten wir uns zu dritt auf den Weg nach Osten. Allerdings verloren wir nördlich von Berlin viel Zeit, da es dort einfach nicht gut nach oben ging. Große Saufstrecken und viele Bärte, die mehr schlecht als recht zogen. So mussten wir uns mit durchschnittlich 1m/s Steigen zufrieden geben und brauchten eine gefühlte Ewigkeit bis zum Flugplatz Neuruppin. Von dort bogen wir zur nächsten Wende in Stölln ab. Es war schon Nachmittag und die Wolken fingen bereits an abzutrocknen. Der Rest der Strecke sollte nicht einfach werden. Wir versuchten uns so gut es eben ging von Fetzen zu Fetzen zu hangeln, immer die errechnete Ankunftshöhe zum nächstgelegenen Flugplatz im Auge. Auf diese Weise ließen auch den Wendepunkt bei Stölln hinter uns (von oben konnte man wunderbar die IL62 sehen) und flogen weiter Richtung Brandenburg. Der letzte Wendepunkt war Oehna, aber bis dahin ist es noch ein gutes Stück. Kurz vor Lüsse verlor Paulchen dann irgendwie den Anschluss (wir waren ja zu diesem Zeitpunkt schon gute fünf Stunden unterwegs gewesen) und kämpfe in niedriger Höhe gegen das Absaufen. Es half alles nichts. Kurze Zeit später wechselte er die Frequenz und landete auf dem Flugplatz Lüsse. Wilko und ich wollten uns aber nicht kampflos geschlagen geben. Erstaunlicherweise brachten die wenigen Bärte die man am Abend unter ein paar Fetzen noch fand, bessere Steigwerte als der eigentlich vielversprechende Norden. So kurbelten wir den letzten Bart vor Oehna bis über 2000m aus (es war schon kurz nach 18 Uhr) und machten die letzte Wende. Jetzt es noch irgendwie nach Hause schaffen. Auf halben Weg nach Brand hing noch der allerletzte Fetzen. Wenn wir den erreichen würden und er uns noch vielleicht 500m schenken würde, kämen wir bis Friedersdorf. Doch wie sollte es anders sein: Die wertvolle Minuten, die wir im Norden verschenkt hatten fehlten uns nun und als wir gerade dort ankamen, löste er sich bereits auf. Da es an diesem Tag nicht zu unterschätzenden Ostwind gab, hätte uns ein einkreisen nur zu weit versetzt. So drückten wir die +0,3m/s weg und machten uns auf den Weg nach Brand, um wenigstens auf einer richtigen Landebahn landen zu können. Die Libelle kam logischerweise um einiges tiefer als die Ls7 an und so meldete Wilko bereits blind die Landung, während ich noch verzweifelt versuchte an der Halle etwas zu finden. Zwar zeigte mein Endanflugrechner knapp 50m Ankunftshöhe über Grund an, aber da siegte doch die Vernunft. Nach über 6 Stunden in der Luft war ich auch nicht mehr so taufrisch und gab den Kampf auf, vor allem da gerade der Feldbewuchs südlich von Friedersdorf unangenehm hoch war. So flog ich zur gedachten Position, fuhr das Fahrwerk aus und landete auf dieser luxuriösen Asphaltbahn. Es war meine Tropical Islands – Premiere und ich war erstaunt wie lange man dort ausrollt im Gegensatz zur Graspiste. So kam die „SW“ kurz vor der Libelle „N8“ zum Stehen.
Nachdem wir unsere Rückholtruppe angerufen hatten und diese sich auf den Weg machten, machten wir uns auf die Suche nach etwas zu Essen und nach einem Bier. Zu unserer Enttäuschung sagte man uns, dass man Eintritt zahlen müsse um überhaupt zum Kiosk zu gelangen. So starteten wir mit Plan B und klapperten die geparkten Wohnwägen ab und fragten die Camper nach dem begehrten Hopfenwasser. Das Bier war leider alle, aber immerhin bekamen wir eine kühle Flasche Sprudel (was nach dem anstrengenden Tag FAST so gut war wie ein Bier). Während wir die Flieger soweit fertig machten und auf unsere Rückholer warteten, zeigten wir den anströmenden Besuchern die Flugzeuge. Die Sonne ging schon unter als die Hänger auf die Bahn fuhren. Schnell waren die Flugzeuge abgerüstet und wir machten uns auf den Weg nach Hause.
Im Nachhinein soll ich erwähnen, dass mein Freund und Rückholer Steffen auf dem Rückweg nach Friedersdorf samt Anhänger geblitzt wurde…was natürlich meine Schuld war.
(Quelle: onlinecontest.org)