Himmelfahrt nahte und damit auch mein erster Wettbewerb für 2018.
Ich war alles andere als gut vorbereitet, da das bisherige Wetter alles andere als brauchbar war. Am Wochenende zuvor hatte ich meinen ersten richtigen Thermikflug des Jahres (und es war schon Mai) am Samstag und Sonntag wagten sich Team Ziegelstein (-Tiefer geht immer-) im Blauen auf Strecke. Nunja – für mich endete dieser Ausflug ca. 40 Kilometer östlich des Platzes bei Hohenwalde auf einem schönen Acker. Meine Außenlandung löste den für Wilko rettenden Bart aus. Er schuldet mir jetzt ein Bier.
Auf jeden Fall ließ ich mich für Brandenburg von der Professional-Klasse zu den Beginners zurückstufen, da ich mich zu diesem Zeitpunkt alles andere als fit fühlte. Zudem kam noch ein schmerzendes Knie dazu, was mich auch noch körperlich einschränkte. Fliegen geht damit zwar wunderbar, aber das Einsteigen gestaltet sich als ziemlich unterhaltsam. Selbst unsere Rentner kommen zurzeit eleganter in den Flieger als ich.
Der Mittwoch vor Himmelfahrt kam und ich wartete im Sally-Hauptquartier darauf, dass mich Steffen und Christoph aufgabelten. Steffen hatte Christoph in Adlershof eingesammelt und war dann nach Friedersdorf gefahren, um die Ausrüstung einzuladen und den Hänger anzuhängen. Gegen 18:15 Uhr fuhren wir von Großbeeren los und schlichen mit 80km/h Richtung Brandenburg (wir wurden auch von sämtlichen LKWs überholt). In Brandenburg angekommen wurden wir sehr freundlich empfangen und bauten unser Lager auf. Zwei kleine blaue Zelte in mitten einer Wohnwagenburg. Strom gab es auch, sodass unsere neu erworbene Kabeltrommel würdig zum Einsatz kam und munter schonmal begann, die Akkus zu laden (noch einmal ein großes Dankeschön an Peter fürs Verleihen seines Luxus-Ladegeräts). Später wurde noch gegrillt und in gemütlicher Runde den Abend ausklingen gelassen.
Abendstimmung in Brandenburg
Tag 1. Sally Wisch und Weg!
Der Wecker der Interflug Ultras klingelte Punkt 8 Uhr am Morgen. Nach dem Duschen und einem ausgiebigen Frühstück eilten wir zeitig zum Hänger, um die „SW“ in aller Ruhe aufzurüsten. Das Rüstwunder LS7 war wie immer fix zusammengesteckt. Nachdem alles an seinem Platz war, kümmerte sich Steffen um den Bordrechner, Christoph klebte ab und ich checkte den Flieger durch. So waren wir bereits eine gute Stunde vor dem Briefing fertig und halfen selbstverständlich noch den anderen Piloten. Um 10 Uhr begann dann das Tagesbriefing in der alten Halle.
Der beste Helfer von allen!
Die beiden Clubklassen erhielten eine kleine AAT Aufgabe mit den gleichen Wendepunkten. Die Beginners hatten eine Mindestzeit von 1:30h, die Professionals 2h. Am Nachmittag sollten uns Gewitter treffen, weswegen die ausgeschriebenen Wendepunkt-Zylinder recht groß dimensioniert waren, sodass man je nach Wetterlage ausdehnen oder verkürzen konnte.
Clubklasse Grid
Es ging zuerst nach Südsüdwesten Richtung Reetz und anschließend Nordnordosten Stendal. Der zweite Schenkel lag genau in Windrichtung. Ich startete als erste für die Beginners an der Winde. Der Anzug war großartig und warf mich in 450m raus. Nach ein paar Kreisen nach dem Ausklinken bog ich in die Nordplatzrunde ab und traf sofort die Thermik. Kurze Zeit später schraubte ich mich zusammen mit Fritzi im Duo nach oben. Der erste Bart brachte mich auf über 1500m. Ist das herrlich ohne Luftraumdeckel zu fliegen. Daran könnte man sich glatt gewöhnen. Da es noch einige Zeit bis zur Eröffnen der Startlinie war, erkundete ich das Gebiet um Brandenburg. Zwar bin ich letztes Jahr bei der Tour um Berlin hier kurz vorbeigesaust, aber genau hatte ich mir die topografischen Begebenheiten nicht eingeprägt. Direkt westlich des Flugplatzes liegt der Beetzsee. Davor kommt die Stadt Brandenburg an deren Westende der ehemalige Flugplatz Briest im Wald liegt. Dieser ist leider aufgrund eines Solarfeldes unlandbar. Also im Einflug vom Westen muss die Höhe stimmen, da man ein gutes Stück im Endanflug keine Landemöglichkeiten hat. Aus der Luft sah das alles ziemlich interessant aus und machten Lust darauf, die Gegend auf Strecke zu erkunden. Der Himmel füllte sich und eine gute Stunde nach meinem Start, war der Abflug freigegeben. Ich schraubte mich noch einmal bis an die Basis und beschloss loszufliegen. Kurz vor dem Überfliegen der Abfluglinie drückte ich auf meinem LX7007 auf die Taste, die die Task starten sollte. Nichts passierte. Noch ein zweiter Versuch… es tat sich immer noch nichts. Da die Abfluglinie immer näher kam, begann ich auf dem Knopf herumzuhämmern, aber noch immer weigerte sich der Bordrechner zu gehorchen. Und ich überflog die Abfluglinie. Na toll…erst einmal wieder umkehren. Leicht genervt flog ich ein wenig zurück und versuchte es erneut. Ich drückte wie eine Bekloppte und endlich tat das Gerät, was ich von ihm verlangte. Dachte ich jedenfalls, denn es hatte nicht nur den Abflug angenommen, sondern auch den ersten AAT-Kreis. Na ganz großartig! Glücklicherweise waren die Kreise ja so groß, dass man sie kaum verfehlen konnte und zur Not tat es auch die Aufgabenblatt-Icao-Karten-Kombination.
Auf jeden Fall ging es erst einmal nach Süden. Am Horizont konnte man bereits die hereinziehende Abschirmung erkennen. Mein Plan war es erstmal so weit es ging den Schenkel nach Süden auszuweiten. Leider vertrödelte ich unterwegs viel zu viel Zeit mit unsinnigen Kreisen (Erkenntnis ist der erste Weg zu Besserung…naja…war ja auch erst die erste „richtige“ Strecke in diesem Jahr), sodass ich gar nicht so weit kam. Auf halben Weg nach Bad Belzig wendete ich und begann den Anflug auf den Kreis um Stendal. Diesen langen Schenkel flog ich um einiges konsequenter und konnte wieder etwas Zeit gutmachen. Da nun auch sichtlich im Norden ein großer Schauer stand, entschied ich mich die Strecke noch ein wenig Richtung Westen auszuweiten. Südlich von Tangermünde wendete ich und begann den Endanflug. Noch knapp 40km bis nach Brandenburg und fast 1500m. Bis jetzt ging es ja richtig gut und dementsprechend motiviert drückte ich den Knüppel nach vorne, um noch etwas vertrödelte Zeit einzuholen. Ganz entspannt nach Hause gleiten…dachte ich… auf einmal wurde ich durch kleine Pünkchen auf meiner Cockpitscheibe aus meiner Entspannung (in Gedanken war ich schon bei einem kühlen Bierchen und einem Steak.
) gerissen. Erst vereinzelte Tröpfchen und kurze Zeit später konnte ich schon nichts mehr erkennen. Shit… das Vario, das sich bis jetzt tapfer im +-0 Bereich gehalten hatte, sauste nun ins Tiefrote (Metaphorisch)… Megashit…-5…-7…-5…Shit Shit Shit (wäre zu dieser Zeit nicht schon der Akku meiner Kamera leer gewesen, hätte man wohl genau diese Ausrufe hören können). Das Sinken nahm kein Ende mehr und mein Höhenmesser drehte sich schneller rückwärts als ich sehen konnte. Mehr als zwei Minuten lang spülte mich besagter Schauer nach unten und aus meiner angenehmen Endanflughöhe wurde plötzlich ein „Das wird verdammt knapp!“ Als ich besagten Regenguss endlich hinter mir gelassen hatte, fand ich mich in weniger als 1000m wieder. Der Rechner spukte eine Ankunftshöhe von 100m aus. Wie oben bereits erwähnt, gab es im Worst Case in dieser Richtung unmittelbar vor dem Flugplatz keine Landemöglichkeiten. Noch war ich recht zuversichtlich, dass ich unterwegs noch etwas Steigen finden sollte. Dies erwies sich allerdings nach einigen Kilometern als schwerer als gedacht, da inzwischen der Himmel bedeckt war und das Vario gnadenlos nach unten Ausschlug. Bei gut 20km auf Brandenburg befand ich mich noch in 600m und musste mir schleunigst etwas einfallen lassen. Meine errechnete Ankunftshöhe war schon lange im negativen Bereich. Über einem Feld kurz vor dem Dorf Demsin begann ich dann zu suchen, denn vor mir lag erst einmal ein größeres Waldstück. Außerdem erkannte ich einen Traktor, der die Erde umpflügte und erhoffte mir durch diesen eine Ablösung. Das Vario zuckte ganz sachte in den positiven Bereich und ich kreiste ein. Nach ein zwei Kreisen mit weniger als +0,5m/s schlug der Bart um, sodass ich mit weniger Höhe herauskam, als ich eingeflogen war. Ich suchte weiter und flog nach Nordosten. Das Vario blieb weiterhin unerbittlich im Minus. Die Meter schwanden und bald schon befand ich mich in nur noch 450m. Mein Außenlandefeld hatte ich schon ausgesucht und im Funk hörte ich schon die ersten 10km-Meldungen. Erneut schlug das Variometer aus und ich kreiste wieder ein. Dieses Mal hielt es sich im zarten positiven Bereich. Kampflos würde ich mich nicht geschlagen geben. Nach einigem vorsichtigen Zentrieren wurde aus dem anfänglichen positiven Nuller noch ein richtig schöner Aufwind. Langsam entspannte ich mich und dankte dem Thermikgott, dass er mich dieses Mal doch verschont hatte. So kreiste ich mich wieder nach oben und nahm lieber noch ein paar Meter mehr mit. Man weiß ja nie, was einem unterwegs noch so widerfährt. Inzwischen hatte es sich komplett zugezogen und aus dem Süden kam eine ziemlich dunkle Front heran.
Der restliche Heimweg gestaltete sich als erstaunlich unspektakulär, sodass ich in komfortablen 500m am Platz ankam. Ich hatte für heute wirklich genug Action gehabt, sodass ich in aller Ruhe die Höhe abflog und dann auch zeitig zum Landeanflug ansetzte. Ziemlich geschafft nach diesem Kampf stieg ich aus und direkt kamen schon meine beiden Helfer angesaust. Schnell zogen wir die „SW“ zum Hänger, putzten den Flieger und rüsteten ab, damit wir nicht im Regen stehen würden. Die IGC Datei wurde zum Auswertungsstelle geschickt und ich gönnte mir im Lager erstmal ein kühles Radler. Aufgrund der Ermangelung von Grillfleisch ließen wir uns die örtlichen Lokalitäten empfehlen und entschieden uns für eine Burgerbude. Gesättigt und glücklich wurde dann die erste Tageswertung hochgeladen. Ich lag auf dem 4. Platz. Schade…Hätte mich dieser Schauer nicht erwischt, hätte es wohl für die Top 3 gereicht. Aber immerhin nicht außengelandet. Es gab ja noch zwei weitere Wertungstage!
Quelle: onlinecontest.org
Tag 2. Suppe everywhere!
Der Wecker klingelte und ich stieg aus dem Zelt. Der Himmel war…bedeckt. Ohje! Der Wetterbericht kalkulierte mit dem bunten Bildchen: nix!
Auch das Briefing ließ keine Illusionen offen. Vielleicht gäbe es gegen Mittag ein kleines Wetterfenster, das sei aber noch abzuwarten. Ein zweites Briefing wurde auf 12 Uhr verschoben. Da sich auch nach ein zwei Stunden nichts tat, war es auch erst einmal still um die Hänger herum. Wir machten es uns unterdessen im Lager bequem und warteten wortwörtlich auf besseres Wetter. Beim zweiten Briefing dann (es war immer noch kein einziges blaues Löchlein in der Wolkendecke zu erkennen) wurde dann beschlossen, dass wir es probieren wollten. Die Beginners bekamen eine optimistische RT mit 118 Kilometern. Der erste Wendepunkt lag bei Genthin, der zweite bei Burg.
An diesem Tag bauten wir im Osten auf. Als wir im Grid standen, lüfteten sich ganz langsam ein oder zwei kleine blaue Löcher, aber es wurde noch weiter abgewartet. Nach einiger Zeit wurde die Schulungs-Ask 21 als Thermikschnüffler nach oben geschickt und diese meldete, dass es ein wenig ging. Die Professionals starteten als erstes und meldeten eine Basis von 800m. Das konnte ja heiter werden. Dass es auf keinen Fall einfach werden würde, wurde bewusst, als die ersten wieder zur Landung kamen. Mehr als eine Handvoll Löcher in der sonst dicken Wolkendecke, sollten es nicht werden.
Irgendwann war ich an der Reihe. Wie zu erwarten war, brummte das Vario vor sich hin. Nachdem ich im Gegenanflug alle Gebiete mit vielversprechenden Bodenmerkmalen abgeflogen bin, entschied ich (entgegen meiner Gewohnheit) es mal im Endanflug zu versuchen. Mit über 250m Höhe sollte ich dort eigentlich niemand behindern und im Notfall könnte ich direkt einlanden (es gibt an dieser Seite des Flugplatzes auch keinen ekligen Wald, der einem mit dem Lee den Tag vermiesen könnte…). Ich flog also dorthin und…das Vario schlug aus. Ok, ausschlagen ist übertrieben…es hielt sich erst einmal bei Null. Ich kreiste vorsichtig ein und nach ein zwei Kreisen zeigte sich zartes Steigen. Es war zwar nicht mehr als einen halben Meter, aber bei dem Wetter konnte ich nicht wählerisch sein. Also beschloss ich erst einmal im Bart zu bleiben und gab dem SKP Bescheid, auch mit der Option wieder wegzufliegen oder zu landen, wenn ich jemanden behindern würde. Da aber momentan sowieso alle Flugzeuge entweder über mir waren oder am Start standen, konnte ich erst einmal langsam aber stetig an Höhe gewinnen. In der unglaublichen Höhe von 850m flog ich aus dem Bart und suchte mir den nächsten. Direkt unter den Wolken ging es eigentlich ganz gut, aber das ist auch typisch für diese Wetterlagen. Man muss oben dran bleiben, sonst hat man keine Chance. Nach einiger Zeit und ein paar Wiederlandern begab ich mich mit dem Rest meiner Klasse in einen Bart über der Stadt. Bis maximal 850m mit 7 anderen Flugzeugen zu kreisen, hatte schon gewissen Unterhaltungswert. Unsere Startlinie wurde eröffnet, aber so richtig traute sich niemand vom Platz weg. Inzwischen waren auch die letzten Löcher in der Wolkendecke verschwunden und es wurde zusehends dunkler. Sven in der Ls4 und ich versuchten den Abflug und tasteten uns vorsichtig zum ersten Wendepunkt. Die Höhe, schwand zusehends und bald musste der nächste Bart her. Nach ungefähr 8km hinter der Abfluglinie und keinem einzigen positiven Ausschlag des Variometers, entschieden wir uns für den Rückflug. Nach der Wende flogen die Ls1f und Libelle an uns vorbei. Allerdings auch nicht viel höher als wir.
Am Platz angekommen und gelandet stellten wir fest, dass es zwar nicht die mutigste Entscheidung, aber die Richtige war. Denn als wir die „SW“ gerade zum Hänger gezogen hatten, kamen die Außenlandemeldungen unserer Kameraden. Nach kurzen organisatorischen Unterredungen wurde der Flieger abgerüstet und der Club Libellen- Hänger angehenkt. Meine Jungs sollten Sebastian abholen, ich wollte warten bis Christoph gelandet war, damit wir zusammen Tina aufgabeln konnten.
Trotzdem Respekt, dass ihr es versucht habt!
Nach diversen anderen Rückholtouren klang der Abend mit einer leckeren Ladung Spaghetti Bolognese und einem netten Gespräch aus.
Tag 3. Die Letzten werden die Ersten sein!!!
Als ich am Morgen aus meinem Zelt kroch, staunte ich nicht schlecht. Dichter Nebel, der Silent Hill Konkurrenz machen könnte. Die Halle konnte man kaum erkennen und noch weniger die Hänger die dahinter standen. Blöderweise hatte ich mein Handtuch über Nacht draußen gelassen zum Trocknen und musste feststellen, dass ich mir das besser gespart hätte. Mit klammen Handtuch trottete ich also Richtung Dusche.
Erfahrungsgemäß sollte sich der Nebel im Laufe des Vormittags wegheizen und so rüsteten wir schon vor dem auf 11 Uhr verlegten Briefing den Flieger auf. Im Briefing wurden dann die heutigen Aufgaben vorgestellt. Die Beginners hatten eine 179km RT mit drei Wendepunkten. Da die Startbereitschaft erst auf 12 Uhr verschoben wurde (in der Hoffnung, dass sich bis dahin die Suppe weggeheizt hätte), wurde die Option offen gelassen den letzten Wendepunkt im Südwesten auszulassen. Steffen programmierte diese Variante schonmal als Backup Strecke ein.
Lustige Katzenvideos helfen beim Entspannen vor dem Start
Als wir die SW Richtung Start schoben, hatte sich die Wolkendecke größtenteils schon aufgelöst. Die ersten Gestarteten meldeten eine Basis von rund 1000m und mäßiges Steigen. Das konnte ja wieder lustig werden. Ich war wieder als erste in der Clubklasse an der Reihe. Eigentlich wollte ich nach dem Ausklinken eine kleine Wolke im Süden anfliegen, entschied mich dann aber nach Norden gegen den Wind einen Fetzen anzupeilen, der gerade im Aufbau war. Nunja der Fetzen blieb auch nur ein Fetzen und nach zwei drei Kreise gab es da auch nichts mehr an Steigen. Danach flog ich eine Wolke über dem Gewässer an, jedoch hatte ich auf den Weg dahin dermaßen viel Saufen, dass ich dann doch auf dem Absatz kehrt machte und wieder zurück zum Flugplatz flog. Versuch Nummer eins war somit erstmal gescheitert. Noch so halbwegs motiviert reihte ich mich hinter der Club Libelle ein und beobachtete die Kollegen, wie sie über uns kreisten. Die Libelle startete und meldete den letzten Start unserer Klasse. Kurze Zeit später war ich das zweite Mal in der Luft und versuchte mein Glück im Süden. Dieses Mal kam das Vario gar nicht mal aus dem negativen Bereich raus und ich meldete ein zweites Mal die Landung. Auch funkte ich, dass ich es gerne danach mit einem F-Schlepp versuchen würde (Die Mixed war schon lange weg). Das tat mir die Libelle gleich und landete auch direkt Richtung Motorbahn. Da ich erst einige Minuten auf meine Rückholer warten musste reihte ich mich erneut hinter die Libelle. Nun war es vorbei mit meiner Motivation und ich haderte wieder mit mir selbst. Ich wägte ab, ob es sich für mich überhaupt heute noch lohnt es zu versuchen. Der F-Schlepp kostet wieder einiges an Kleingeld und ich befürchtete auch dieses Mal zu scheitern (ja Tina, ich denke zu viel nach ;-)).
Sierra Whiskey Abflugbereit
Die Wilga kam angerollt und schleppte die Libelle über die Stadt, wo sie direkt einkreiste und rasch an Höhe gewann. Kurz nachdem ich gestartet war hörte ich, dass Libelle und die Ls1F „H7“ bereits abflogen. Eigentlich wollten wir bei dem Wetter zusammen losfliegen. Auch ich wurde über die Stadt geschleppt und als ich dachte, ich wäre im Steigen klinkte ich aus und meldete dies im Funk. Nach ein zwei Kreisen war auch dieses Steigen weg und so flog ich mit 600m nach Norden in Richtung des nächsten Fetzen. Dieser brachte mich auch mehr schlecht als recht auf 950m und ich flog Todesmutig über die Abfluglinie nach Norden in Richtung des ersten Wendepunktes. Von da an ging es nur noch Abwärts. Die beiden Teams der Beginner Klasse waren ein ziemliches Stück vor mir und so entschied ich mich weiterzufliegen und nicht im Gleitbereich des Flugplatzes nach Thermik zu suchen. Es ging mit zwei Metern nach unten und ich steuerte eine fluffige Wolke an, die genau über einem Feld inmitten des Waldes lag. Falls diese nicht zog, hatte ich immernoch eine Landemöglichkeit. Das erhoffte Steigen kam zum Glück auch und ich setzte mit neu gewonnener Höhe meinen Weg nach Norden fort und hangelte mich von Fetzen zu Fetzen. Da sich inzwischen die Basis auf 1200m gehoben hatte (was natürlich auch alles andere als komfortabel war…ich fühlte mich ein wenig wie zu Hause, wenn wir mal 4000ft Höhenfreigabe hatten) sollte ich die nächsten Wolken auf dem Weg gut erreichen. In manche kreiste ich ein, wenn ich zu viel an Höhe verloren hatte, andere nahm ich nur im Geradeausflug mit. Den MC auf 1 gestellt kam ich auch erstaunlich gut voran, sodass ich die Libelle „DB“ und die „H7“ in Rathenow hinter mir ließ. Bis zum ersten Wendepunkt bei Havelberg ging eigentlich alles ganz gut. Die vereinzelten Wolken und Blauen brachten gute Steigwerte und dazwischen trug es mit einmal ziemlich gut. Am Wendepunkt angekommen hatte ich meinen Rückstand auf das Vater-Sohn Team (Astir und Ls4) bis auf 10km verringert. Jetzt folgte der Schenkel nach Osten Richtung Kyritz. Der letzte Fetzen vor der großen Blauen Lücke (und der ging gut! Ich nannte ihn „Fetzen of the day“) katapultierte mich fast auf 1100m und so flog ich ab. Und dann kam erst einmal…NICHTS. Der tiefe Ton des Varios, der Sinken anzeigte brummte munter vor sich hin und so schaltete ich meinen Endanflugrechner auf den Flugplatz Kyritz. Ich würde geradeso in 200m dort ankommen, wenn jetzt nicht bald etwas Steigen käme. Immerhin Flugplatz und nicht Acker dachte ich mir und verabschiedete mich vorerst von unserer Streckenflugquatschfrequenz und schaltete auf Kyritz. Ich meldete mich an, dass ich im Anflug war und wenn ich nichts finden sollte gerne landen würde. Der nette Mann auf dem Tower empfahl mir ein kleines Solarfeld auf dem Weg abzufliegen, weil es dort bekanntlich immer ganz gut ging. Kurz davor ging es dann auch nach oben, allerdings nur für ein zwei Kreise. Alles Zentrieren half nichts. Ich gab mich geschlagen und flog zum Flugplatz. Darüber kreisten fast an Basishöhe unter einer dicken Wolke der Astir und die Ls4. Ich würde diese aber wohl nicht in ausreichender Höhe erreichen und so flog ich resignierend Richtung Position. Plötzlich hob sich eine Fläche, das Vario schlug aus und ich kreiste ein. Vorsichtig zog ich den ersten Kreis…und es ging! Und wie es nach oben ging! Mit 2m/s kämpfte ich mich von 300m auf 1000m und freute mich wie bolle! Ich sah nach unten und erblickte das Solarfeld. Danke Flugleiter von Kyritz, du hast mich vor der Außenlandung bewahrt! Oben angekommen bedankte ich mich im Funk und schaltete zurück auf unseren Streckenflugkanal. Ziemlich glücklich funkte ich, dass ich wieder im Rennen bin, nahm den Wendepunkt und setzte zum Heimweg an. Ich hatte nun zwei Möglichkeiten nach Hause zu gelangen. Entweder den direkten Weg östlich eines Waldes oder im Westen davon, welcher aber einen kleinen Umweg bedeutete. Auf beiden Wegen konnte man Wolken erkennen aber im Funk hörte ich die Vorausfliegenden über gute Steigwerte und eine tragende Linie im Westen berichten, so entschied ich mich auch für diesen Weg. Vor Stölln kurbelte ich mich noch einmal auf über 1000m unter einer Wolke, allerdings konnte man bereits jetzt erkennen, dass es schon größtenteils abgetrocknet war und die Cumuli immer seltener wurden. Mein Endanflugrechner gab an, dass ich in ungefähr -100m Höhe (ohne Sicherheitshöhe) am Platz ankommen würde. Allerdings waren es noch gut 55km auf direkten Kurs nach Brandenburg. Dazu kämen noch eventuelle Umwege. Ich wusste, dass es jetzt wohl auf jeden Meter ankommen würde, vor allem da gerade die Libelle ihre Außenlandung zwischen dem 1. Und dem 2. WP meldete. Südöstlich von Stölln konnte ich ein kreisendes Flugzeug unter einem der letzten Fetzen erkennen und beschloss diese Boje zu nutzen. Als ich näher kam erkannte ich, dass es sich um die orangene Pik20 von Juerg handelte, der wohl auch auf dem Heimweg war. Ich kreiste über ihm ein und traf ihn auf der Platzfrequenz. Wir entschieden uns die letzten Kilometer gemeinsam zurückzulegen. Ich war ganz froh darüber, denn im Blauen hat man zu zweit wesentlich mehr Chancen als alleine. In 1100m angekommen machten wir uns auf den weiteren Heimweg und steuerten den direkten Kurs auf Brandenburg an. Unterwegs machten wir noch ein paar Kreise, die sich allerdings als Nullnummer herausstellten. So verloren wir mit jedem Kilometer, den wir uns dem Flugplatz näherten wichtige Höhenmeter. Mein Endanflugrechner war geradeso bei +-0 und die Pik war ein gutes Stück unter mir. Da sich nun auf dem restlichen Weg wirklich keine Wolken mehr zeigten, entschieden wir uns über der Stadt Rathenow noch nach dem letzten Bart zu suchen. In 550m angekommen flogen wir erst die Industrieanlage ab…ohne Erfolg. Ich hatte schon ein Außenlandefeld für den Notfall im Blick und suchte weiter. Die Höhe schwand, aber erstaunlicherweise war ich ganz ruhig. Irgendwie wusste ich, dass da noch etwas kommt. Ich suchte weiter an der Westseite der Stadt, mein Kumpane an der Nordseite. Als das Vario plötzlich ausschlug hämmerte ich den Flieger hinein und nach dem ersten Kreis kam dann die Entwarnung…der Bart war stabil. Ich meldete Steigen und kurze Zeit später war auch der andere Flieger unter mir eingekreist. Allerdings war dieser Aufwind in 950m zu Ende und Juerg meldete, dass er unten rausgefallen ist (Blaue Blasenthermik) und ich schonmal losfliegen sollte. Viel Glück wünschend bog ich dann nach Brandenburg ab. Ich hatte noch knapp 24km vor mir und mein Endanflugrechner meldete eine Ankunftshöhe von ca. 350m. Das würde nochmal sehr spannend werden. Nach meiner Außenlandung im vergangenen Frühjahr in Gräbendorf, bin ich immer sehr vorsichtig, was errechnete Ankunftshöhen angeht. So war ich heilfroh meinen Flieger ordentlich abgeklebt zu haben und versuchte so wenig Ruderausschläge wie möglich zu machen. Falls es doch noch rapide abwärts gehen sollte, hatte ich schon einige Felder vor der Stadt ausgemacht. Lieber zeitig sich nach einem Feld umsehen, als plötzlich blöd dastehen. Aber aufgeben war keine Option, denn die Linie trug erstaunlich gut. Ich unterschritt die 10km Marke und die errechnete Ankunftshöhe betrug immer noch 350m. Das stimmte mich ziemlich zuversichtlich, da die minimale Höhe im Zielkreis mit 300m festgelegt wurde. Alles darunter gab Punkteabzug und dieses Mal wollte ich das Feld von hinten aufräumen. Kurz vor der 5km Marke vor dem Platz (ich meldete jetzt erst den Endanflug, da ich nun halbwegs sichergehen konnte, dass ich ankommen würde) meldete die Ls4 von Sven „8W“ (eigentlich auch eine „SW“ aber er hat freundlicherweise mir den Vortritt mit dem Wettbewerbskennzeichen gelassen. Hier noch einmal ein großes Dankeschön!) seine Außenlandung. So glitt ich vor mich hin, immer noch angestrengt die Ruderausschläge gering zu halten und kam in besagtem Zielkreis auch mit ungefähr 320m Höhe an. Ich war überglücklich und begrüßte den Platz indem ich mit den Flächen winkte. Nach der Landung stieg ich total fertig aus und ließ, den Flug noch einmal Revue passieren. Steffen zog mich mit dem Focus zum Hänger und der Flieger wurde gewaschen, von Tape befreit und abgerüstet. Man munkelt ich hätte bis zum Schließen des Hängers den Flieger mit Lobeshymnen überschüttet…das hat sich die gute Ls7 aber auch verdient!
Es wurde in der Klasse noch einmal spannend, da sich Tina in der „H7“ zwar im Endanflug befand, aber es ziemlich knapp werden könnte. Leider half bei ihr alles Kämpfen nichts, sodass sie auf einem der letzten Felder vor der Stadt landen musste. Aber richtige Entscheidung! Sie wurde auch dieses Mal von ihrem Freund abgeholt.
Meine Truppe fuhr los, um den armen Sebastian im Norden aufzusammeln. Ich schickte meinen Flug noch einmal schnell zur Auswertungsstelle und fuhr für das abendliche Grillen ins örtliche Netto einkaufen. Da meine Helfer erst gegen 22 Uhr am Platz wieder ankommen sollten machte ich es mir erst einmal im Zeltlager gemütlich. Am offiziellen Brandenburger Grillplatz tobte bereits das Leben. Ich selbst wollte mit dem Grillen auf meine Truppe warten und so beschloss ich erst einmal das Lager zu hüten und im Zelt Ordnung zu schaffen (was nach inzwischen wirklich notwendig war).
Quelle: onlinecontest.org
Als der Anflug von Ordnungswahn vorübergegangen ist, lungerte ich noch einige Minuten herum. Am anderen Ende des Flugplatzes hatte sich vor einem Wohnwagen eine kleine Gesellschaft gebildet, die gerade Mitten im eigenen Grillvorgang war. Ich schnappte mir meinen Klappstuhl und fragte, ob ich mich dazugesellen konnte. Als Gastgeschenk brachte ich eine Flasche Fusel mit und wurde herzlich empfangen. Kaum als ich Platz genommen hatte, wurde mir ein Teller mit Grillkäse, Wurst und Rippchen vor die Nase gestellt. Ich war total von der Rolle, vor lauter Gastfreundlichkeit und nahm die Einladung zum Essen dankbar an. Der Mann neben mir stellte sich als Juerg vor, der Pik20-Pilot mit dem ich ein paar Stunden zuvor noch über Rathenow gekämpft hatte. Wir werteten unseren Kampf aus und stellten auch fest, dass wir in der gleichen Firma arbeiten. Ja die Brandenburger Segelfliegerwelt ist klein. Der andere Pik-Pilot (MIG) Micha schenkte mir großzügig einen Cuba Libre ein und ich war erst einmal versorgt. Vielen Dank liebe Leute! Ich amüsierte mich in der kleinen Runde prächtig und muss zugeben schon ein wenig gut gelaunt gewesen zu sein, als um 22 Uhr die Rückholtour wieder am Platz eintrudelten. Gesättigt und tiefenentspannt begab ich mich ins Vereinsheim, um der Siegerehrung entgegenzufiebern.
Unsere Beginnerklasse war als erstes dran.
Obwohl dieser Tag für mich eher schlecht startete (nämlich mit zwei Platzrunden), hatte ich es geschafft den Tagessieg einzufliegen. Mensch war (und bin immer noch) stolz auf mich! Welch ein Erfolgserlebnis! Dadurch hatte ich mich auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung hinaufgekämpft! Den ersten Platz belegt (wohlverdient) Max. Hut ab vor deiner Leistung!
Nach der Siegerehrung schmissen die Rückholer und der Zurückgeholte noch einmal den Grill an (ich hatte ja zuvor schon gegessen) und stärkten sich. Den Rest des Abends wurde in gemütlicher Runde verbracht und es wurde ausgiebig gefeiert. Ich glaube ich bin um 3 Uhr ins Zelt gefallen 😊
Ich muss zugeben, dass es mir am nächsten morgen nicht ganz so gut ging. Zum Glück hatten wir keinen Zeitdruck und schmissen uns in den Schatten von Tina und Christophs Wohnwagen. Gegen Mittag bauten wir unser Lager ab und verabschiedeten uns schweren Herzens von unseren neuen Freunden.
Ich danke allen, die dieses verlängerte Wochenende so unvergesslich gemacht haben!
Vielen Dank an:
-Tina für ihre mentale Unterstützung und dafür, dass ich in ihrer Ls1f probesitzen durfte (ha! Ich passe doch rein!)
– Rolf für die tolle Organisation
– Ines für Marlene Dietrich morgens um halb 3
– Christoph und Sarah für die Meteorologie
– an den FK Brandenburg für die Gastfreundschaft. Sehr sehr gerne wieder!
Vor allem aber danke ich den besten Helfern, die man sich vorstellen kann Steffen und Christoph! Durch eure tolle Mithilfe hatte ich den Kopf frei!
Danke nochmal an Christoph für das Bereitstellen der Fotos!