Die Bedingungen der letzten Wochenenden waren immer besser waren als vorhergesagt. Problemlos konnte man zwei Stunden oben bleiben und die ersten Kilometer waren auch bereits drin (mal gemütlich beim Ls7 Warm Up Südseite Wolziger See – Nordseite Scharmützelsee und zurück…ca 25km, aber halt noch nichts wertbares), aber eine richtige Strecke blieb bislang aus. Nachdem Wilko mir am Samstag prognostiziert hatte, dass der darauffolgende Sonntag sehr gut werden könnte, sich aber der Wetterbericht fast stündlich um entschied, zog ich mir einfach mal Sonntagfrüh den Ls7 Hänger mit raus. Einfach mal abwarten und schauen wie es sich entwickelt. Morgens war die Wolkendecke noch geschlossen, aber hin und wieder ließ sich die Sonne erahnen. Patrick ermutigte mich und als die ersten blauen Felder zu sehen waren, trommelte ich meine Aufrüsttruppe zusammen und los ging es. Schnell stand der Flieger startbereit vor dem Hänger. Die ersten Segler kreisten bereits in der Mittagsthermik. Noch schnell den Hänger zusammengepackt, Ausrüstung im Flieger verstaut und rangeschoben.
Ich nahm mir für diesen Tag die gemütliche Route EDCF – Cargo Lifter in Brandt – Hütte und zurück vor. Zum warm werden und für mich als Grünschnabel genau das richtige. Ungefähr 150km, Haufen Außenlandefelder und die Wegpunkte kenne ich auch sehr gut. Aber am wichtigsten war mir erst einmal überhaupt wieder eine Strecke zu fliegen und vor allem alleine mich vom Platz wegzuwagen.
Nach dem Windenstart und der ersten Kurve zeigte das Vario sofort zwei Meter Steigen an und die linke Fläche hob sich deutlich. Nach den ersten gewonnenen 200m wurde der Bart aber immer unrunder und ich konnte ihn dort wo ich war, erst einmal nicht zentrieren. Da wir eine leichte Südwindkomponente hatten, richtete ich auf und flog gegen den Wind. Zuerst tat sich gar nix, aber nach einigen Sekunden kam der Bart. Und was war das für einer! In kürzester Zeit erreichte ich die 950m, die wir bei einer Höhenfreigabe von 3500ft als maximale Höhe festgelegt hatten (damit nach oben noch genügend Puffer ist), flog Richtung Süden und folgte den Wolken. Ein Fluglehrer sagte einmal „Wenn am Platz die Thermik steht, gibt es die auch wo anders!“. Das kommt natürlich auf die Situation an, aber prinzipiell hat er da schon Recht. So ließ ich den Wolziger See hinter mir und flog ohne größere Höhenverluste weiter. Nach 16km (ich erkannte westlich von mir den alten Flugplatz und das Feld meiner ersten Außenlandung in Klein Köris) hatte ich noch knapp 700m und wollte für den nächsten Sprung Richtung Brandt noch einmal Höhe tanken. Über einem Feld fand ich auch nochmal das Steigen. Nach mehrminütigen Zentrierkampf und keinen wirklichen Ergebnissen, flog ich nach Süden weiter (hat ja eben auch geklappt). Wieder Steigen, wieder das gleiche Problem. Nachdem ich auf diese Weise drei potenzielle Bärte, die alle nahe beieinander standen ausgetestet hatte, entschloss ich weiterzufliegen. Zur Not fand ich schon einige passende Außenlandefelder auf dem Weg. Also weiter nach Süden. Aufgerichtet und los! Wenige Hundert Meter weiter südlich stand er dann endlich. Der Bart zum Glück! Rein, hoch und weg. Interessanterweise standen an diesem Tag alle Aufwinde eher südlich, also auf der Sonnenseite der Wolke. In Brandt angekommen, war ich froh aus der Zone raus zu sein und endlich die Thermik bis nach oben nutzen zu können. Zwar brachte es an diesem Tag meist auch nur 1300m, was aber doch schon ein etwas sichereres Gefühl gibt. Nun galt es die nächste Entscheidung zu treffen: weiter nach Süden oder direkt nach Osten. Am Horizont standen zwar einige schöne Wolken, jedoch schien mir der Sprung durchs Blaue zu gewagt. Nach Osten standen einige Wolken, denen man sicher auch erst einmal gut folgen könnte. Also Sollfahrtfunktion ein und los. Ging super und die nächsten Kilometer waren auch kein Problem. Nördlich des Schwielochsees (Immer eine gute Orientierung: die Fingerartigen Ausläufer des Sees zeigen direkt nach Hütte. Hat mir Eva erklärt und funktioniert auch wirklich gut) kurbelte ich mich wieder bis kurz vor unter die Wolken und dann ging es auch schon wieder weiter. Zwar folge nun ein kleiner Sprung durchs Blaue, aber da sich genau in der Mitte freundlicherweise eine sich aufbauende Wolke abzeichnete war dies auch kein Problem. Ohne größere Höhenverluste kam ich in Eisenhüttenstadt an. Zwar kreisten vor mir zwei Flugzeuge, aber nach Flugbetrieb sah es dort leider nicht aus. Da nun die Wolken im Norden standen, entschied ich mich den Flug Richtung Frankfurt Oder zu verlängern, wo die beiden Flieger von eben kreisten. Ich orientiere mich an ihnen und so flogen wir einige Kilometer zu dritt weiter nach Norden.
Da nun wieder ein größeres blaues Loch bevorstand und es aufgrund des späten Starts schon recht spät war, beschloss ich Richtung Heimat zu fliegen. Ich fragte am Platz an, ob die Höhenfreigabe von 3500ft noch aktuell war und bog nach Westen ab.
So folgte ich den letzten Wolken, bis es nun doch in die Blauthermik überging. Allerdings erkannte man an diesem Tag schon von weitem anhand der leichten Schleier, wo sich das Steigen befand. So flog ich ohne weitere Probleme in die Flugplatzzone ein. Erfahrungsgemäß kommt man in den meisten Fällen locker mit der Ls7 im Gleiten nach Hause, wenn man an der 3500ft Grenze die 950m hat. Mithilfe des Sollfahrtgebers schlängelte ich mich an diesen Fetzen entlang, über den Scharmützelsee und kreiste mich kurz dahinter nochmal nach oben, um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich es nach Hause komme. Über Storkow hatte ich noch bequeme 700m und am Platz angekommen 500m. Also alles safe. Der Verein nutzte an diesem tollen Tag noch die schöne Abendthermik und ich glitt gemütlich die Höhe ab und ließ diesen Flug noch einmal Revue passieren.
Nach der Landung und 2h50min Flugzeit war ich glücklich und vor allem stolz, den ersten Streckenflug des Jahres erfolgreich geschafft zu haben. Es waren zwar nur 145km und sicherlich wäre mehr drin gewesen, der Schnitt ist unter aller Kanone, aber ich finde der Weg ist das Ziel. Und mein Ziel war eben dieses Dreieck und zu Hause ankommen. Mission erfolgreich erfüllt!
Es hat sehr großen Spaß gemacht und ich freue mich auf das nächste Abenteuer!
Quelle: Onlinecontest.org