Nach dem Vereinscup in Brandenburg und Klix (Bericht folgt) ging es im Juli nach Reinsdorf zur Berliner Meisterschaft. An diesem für mich letzten Wettbewerb des Jahres wollte ich mit der wunderbaren ASW19 „VS“ teilnehmen. Im Laufe der letzten Wochen hatte ich tolle Flüge mit Vicky gehabt und so freute mich auf den Wettbewerb.
Hier der erste Teil meines Berichtes…
Am Mittwoch den 10.7. fuhren wir nach der Arbeit nach Friedersdorf. Da dort gerade das Sommerlager stattfindet, war reges Treiben am Platz. Man wünschte uns viel Glück und als der Hänger der „VS“ angehängt wurde, ging es dann los nach Reinsdorf. Da in dieser Zeit die A10 eine einzige große Baustelle war, entschieden wir uns für die Route übers Land. Man merkte, dass man sich Reinsdorf näherte, als der Handyempfang immer schlechter wurde.
Dort angekommen wurden wir freundlich begrüßt und man wies uns den Campingplatz. Unser Lager errichteten wir nahe des Stromkastens und nach und nach trudelten weitere Piloten ein.
Nachdem das Hauptzelt aufgebaut war, fuhr Steffen noch fix nach Jüterbog, um uns etwas Essbares zu jagen. Währenddessen meldete ich mich bei der Wettbewerbsleitung (René) an und absolvierte die Dokumentenkontrolle. Auf dem Rückweg zum Lager sah ich, dass das Wohnmobil, welches keine dreißig Meter von uns entfernt stand belebt war. Da ich sowieso noch auf meine bessere Hälfte warten musste und bekannterweise ein sehr kommunikativer Mensch bin, entschied ich mich den Nachbarn vorzustellen. Die beiden stellten sich als Gabi und Josef aus Oldenburg vor und sind jedes Jahr ein paar Wochen samt ihrer DG505M in Reinsdorf. Irgendwie quatschte ich mich fest und als Steffen samt Pizzen ankam, schlug man uns vor sich zu ihnen zu setzen. Der Abend klang gemütlich mit unseren neuen Freunden aus.
Donnerstag 11.07.2019 Trainingstag
Der nächste Morgen brach mit viel Sonne an. Nach dem Frühstück rüsteten wir den Flieger auf und bauten unseren neuen Pavillon auf. Da dieser natürlich für nur zwei Personen viel zu groß war, suchte ich mir den nächstbesten Neuankömmling, um ihn in unser Lager einzuladen.
Tja…der nächste der ankam stellte sich als Ronald vor und bevor er sich wehren konnte, bauten wir sein Zelt in unserem Lager auf.
Da schon am Morgen die Cumulanten munter am Himmel standen, überlegte ich mir eine nette Strecke zum warm werden. Gegen Nachmittag sollte zwar von Westen her eine Abschirmung reinziehen, aber das wäre noch ziemlich hin, versicherte man mir und so deklarierte ich 325km Richtung Osten.
Lustigerweise bin ich bis zu diesem Tag noch nie einsitzig von Reinsdorf aus gestartet. Zwar war ich hin und wieder mit Peter im Nimbus von hier aus unterwegs und bin auch schon zweimal außengelandet, aber irgendwie hatte sich noch nie etwas anderes ergeben. Das sollte sich heute ändern.
Wir schoben den Flieger zum Start, der praktischerweise genau in der Mitte der Startbahn liegt. Reinsdorf verfügt über eine gigantische Bahn, sodass auch Höhenschlepps möglich sind. Im normalen Flugbetrieb reicht aber die Hälfte der Schleppstrecke dicke aus. Die Skylaunch zog mich angenehm ruhig in 550m und ich peilte die Wolke über dem Wald südlich vom Flugplatz an. Vorher versicherte ich mich, ob sich dort Motorflugzeuge befanden. Blöderweise fand ich die Thermik aber nicht richtig, sodass ich nach einer Viertelstunde wieder landen musste.
Noch eine raffinierte Eigenschaft des Flugplatzes: Die Landestrecke liegt in der Bahnverlängerung der Schleppstrecke, sodass man direkt wieder auf Startposition rollen konnte. Dementsprechend fix kam ich in den Genuss meines zweiten Schlepps von Reinsdorf und dieses Mal entschied ich mich für die Nordseite. Der Aufwind kam und während ich mich nach oben arbeitete, switchte ich auf die Friedersdorf Frequenz und rief Peter mit der „WG“. Er hatte Urlaub und ließ sich das gute Wetter mit Sicherheit nicht entgehen. Augenblicke später begrüßte er mich im Funk und fragte nach meinem Plan. Ich antwortete, dass es für mich erst einmal nach Nordosten auf die polnische Oderseite nach Rzepin ginge und dann zum Kraftwerk Weißwasser. Er war bereits zwischen Oehna und Reinsdorf und wollte nach Klix.
Ich blieb auf der Frequenz, um hin und wieder Wetterinformationen zu erfragen. In 1150m flog ich los und hangelte mich von Wolke zu Wolke Die Übernächste brachte mich bereits auf 1500m und da im Bereich der Cargo Lifter Halle die Wolken ein wenig breitliefen, entschied ich mich einen kleinen Umweg über Lübbenau zu fliegen, da es dort optisch besser aussah. Auf halbem Weg wurde mir klar, dass das vielleicht nicht die beste Idee war, da mich diese Route von West nach Ost über den Spreewald führte (man hat mir mal gesagt, den Spreewald sollte man nur von Nord nach Süd überfliegen oder umgekehrt). Nachdem ich zweimal auf 1000m war, ließ ich diesen Abschnitt hinter mir und näherte mich der ersten Wende. Die bisherigen Aufwinde waren zwar mit durchschnittlich 2m/s nicht der Hammer, aber immerhin traf man sie recht zuverlässig. Nach der Wende in Polen, ging es dann nach Süden. Die Basis hatte sich inzwischen auf komfortable 1900m gehoben und ich kam gut vorwärts. Nachdem ich Cottbus passiert hatte bemerkte ich, dass die angekündigte Abschirmung aus Westen doch früher als gedacht aufzog. Nun musste ich mich beeilen. Aber zuerst kam die zweite Wende bei Weißwasser. Dieser Punkt lag ziemlich im Blauen und ich versuchte unter den letzten Wolken noch Höhe zu tanken. Blöderweise lösten diese sich vor meiner Nase auf, sodass ich gezwungen war die Wende in 1300m zu nehmen und danach erneut etwas zu suchen. Zwar hing südlich der Stadt eine schöne Wolke, diese befand sich aber sowas von im Gebiet des EDRs 76. Das war also auch keine Option. Nunja…Wende genommen und den Kurs Richtung Reinsdorf eingeschlagen. Einige Kilometer weiter rückte die graue Wand bedrohlich näher. Ich musste also davor unbedingt nochmal Höhe tanken. Als das Vario ausschlug kreiste ich ein und versuchte den ungleichmäßigen Bart zu zentrieren. Nach 100m Höhengewinn, gab ich entnervt auf und flog weiter in der Hoffnung auf Kurs wieder etwas zu finden. Abwärts ging es auf jeden Fall ordentlich und ich verlor innerhalb von wenigen Kilometern 300m. Als mein Höhenmesser auf unter 1000m drehte, erkannte ich einen kleinen Fetzen nicht weit von mir. Eben war der doch noch nicht da gewesen! Ich peilte ihn an und wartete ab. Ganz leicht hob sich eine Fläche und bevor das Vario reagieren konnte, war ich bereits eingekreist. Es ging zwar nicht unglaublich schnell nach oben, dafür aber gleichmäßig. So schraubte ich mich wieder nach Oben und überlegte meine weitere Vorgehensweise. Vor der Abschirmung lag noch eine recht hübsche Aufreihung von Wolken. Mein Plan war, diesen Bart so hoch es ging zu nutzen (auch wenn er nur mit 1,5m/s stieg), und unter der Basis entlangzuschwubbern, um mit so viel Höhe wie möglich unter der Suppe durchzutauchen. In 2050m flog ich ab und rastete unter den Wolken ein. Ich fand auf Anhieb eine gute Linie und die nächsten 30km überwand ich ohne einen einzigen Kreis und nennenswerte Höhenverluste. Allerdings sank die Basis je weiter ich flog und am Ende der Aufreihung musste ich mich mit 200m weniger zufrieden geben. Nun kam noch ein blaues Loch bevor es dunkel wurde. Die ersten paar Meter unter der Abschirmung standen noch hier und da ein paar Fetzen. Unter einem dieser Fetzen kurz hinter Bronkow sammelte ich nochmal so gut es eben möglich war und flog mit 1750m los. Mein Endanflugrechner spukte knappe 100m Ankunftshöhe bei Reinsdorf aus, allerdings hatte ich noch gute 50km vor mir und mäßigen Gegenwind. Jetzt galt es so effizient wie möglich zu fliegen. Das kleine Fenster schloss ich und stellte den MC auf 0m/s und schaltete auf Sollfahrt um. So schlich ich mit so wenigen Ruderausschlägen wie nötig nach Westen. Nur das leise Rauschen des Windes, während ich unter der dunklen Decke entlangglitt, ansonsten war es komplett ruhig. Ich kam mir ein wenig vor wie in einem U-Boot auf Schleichfahrt (vor einigen Wochen hatten wir in Friedersdorf „Das Boot“ geschaut…Toller Film!). Obwohl es gut trug, kletterte mein Endanflugrechner ganz langsam rückwärts, sodass es nun wirklich schwierig werden würde, so in Reinsdorf anzukommen.
Wenn Schwung nicht hilft, hilft mehr Schwung!
Es musste also noch einmal etwas Steigen her und ich sah mich um. Etwas nördlich meines Kurses erkannte ich ein bisschen Struktur in der ansonsten glatten Wolkenunterseite. So nahm ich den Umweg in Kauf, auch wenn das bedeuten würde, dass meine errechnete Ankunftshöhe noch weiter schwinden würde, wenn ich dort nichts finden sollte. Gespannt starrte ich mein Variometer an. Und tatsächlich: Unter der Kante schlug es aus und ich kreiste ein. 1m/s! Nicht viel, aber das sollte eigentlich reichen, um mir genügend Höhe zu erkämpfen, damit ich es sicher bis nach Reinsdorf schaffen sollte. Leider war der Aufwind in 1200m zu Ende und ich setzte meinen Weg fort. Aber die letzten 35km bis zum Flugplatz sollte ja nun eigentlich zu machen sein. So schlich ich weiter…
Nun wurde es richtig dunkel unter der Wolke, aber auch das Sinken wurde weniger, sodass meine errechnete Ankunftshöhe nun langsam anstieg. 350m sollten ja nun wohl dicke reichen.
Einige Kilometer vor dem Flugplatz riss es dann plötzlich auf und dort blubberte es wieder gewaltig, sodass ich in 500m ankam. Nunja…lieber so als anders. Meine erste Strecke von Reinsdorf aus verlief also recht erfolgreich und zufrieden schrubbten wir den Flieger und verpackten sie sicher in die Schlafanzüge. Das Aufrüsten konnte ich mir so morgen auf jeden Fall schon mal sparen.
Übrigens war Steffen mit Josef eine kleine Runde in der DG unterwegs.
Quelle: onlinecontest.org
Freitag 12.07.2019
Der Tag begann kalt und regnerisch. Für um 10 Uhr war das Eröffnungsbriefing geplant, sodass noch ein wenig Zeit war und ich mich wieder ins warme Zelt verkrümelte.
Beim Briefing erklärte uns René das Anflugverfahren und die örtlichen Begebenheiten. Außerdem sprach der Amtsvorsteher von Dahme zu uns. Da die Wetterprognosen relativ pessimistisch waren, verschoben wir das nächste Briefing auf 13 Uhr. Noch wurde also nicht neutralisiert. Allerdings sah ich noch nicht, dass wir heute eine Aufgabe fliegen könnten, da es den ganzen Tag mit kleineren Unterbrechungen regnen sollte. So kam es auch und auf dem Weg zum Briefingraum, kam dann die Rundmail, dass der heutige Tag neutralisiert werden sollte. Um den Lagerkoller vorzubeugen organisierte ich für ein paar Piloten zwei Bowlingbahnen in Jüterbog. Nach der „sportlichen“ Aktivität gab es dann in der Flugplatzkneipe leckeres Abendessen von Ulla und ihrer Crew.
Samstag 13.07.2019, 1. Wertungstag „Von Schauern, Abschirmungen und kollektiven Außenlanden“
Der heutige Tag begann fast wie der Tag zuvor. Eine dicke Wolkenschicht am Morgen machte erst einmal wenig Hoffnung auf einen fliegbaren Tag. Allerdings war Klaus beim auf 13 Uhr verschobenen Briefing recht zuversichtlich, dass am frühen Nachmittag sich doch noch ein fliegbares Wetterfenster für eine knackige Aufgabe ergeben könnte und so wurden die ersten Aufgabenzettel dieses Wettbewerbes ausgeteilt. Die Clubklasse bekam die Wenden Wittenberg (Radius 20km), Lüsse (10km) und Dahme (10km) als AAT mit einer Wertungszeit von 3h. Durch die großen Kreise könnte man mögliche Schauer umfliegen (so jedenfalls die Theorie). So gab es die Ansage Aufrüsten und Grid aufbauen. Zwar musste der Vereinsbetrieb erst einmal stillgelegt werden, jedoch waren die 13 Flugzeuge schnell in der Luft. Übrigens begann es nun schon hier und da zu regnen. So war es gar nicht so einfach hinter die Startlinie zu kommen, da es aus der einzigen Wolke regnete wie verrückt. So war ich gezwungen kurz davor zu parken und auszuharren. Als die Startlinie eröffnet war, flog ich also in maximaler Höhe (was ca. 1500m war) ein Stück nach Westen und hüpfte dann über den Start. Ich wollte unter gar keinen Umständen länger als nötig warten, denn das Wetter konnte nur schlechter werden. Mit mir zusammen flogen Ben in seiner LS1f, sowie Vincent mit der LS4 und Alex in der DG100 los. Die ersten Kilometer gingen richtig gut. Wir nutzen eine gute tragende Linie nach Westen und waren recht fix unterwegs. Allerdings sank die Basis, immer weiter ab, sodass der nächste Bart nur noch bis 1200m reichte. Ben und ich hielten Funkkontakt und in Wittenberg fand auch Ronny mit der LS4 zu uns. So flogen wir zu dritt (Vincent und Alex hatten wir aus der Sichtweite verloren) südlich an Wittenberg vorbei. Wir wollten den AAT-Kreis soweit es geht ausfliegen, da wir zu diesem Zeitpunkt noch viel zu schnell waren. Noch!
Unter einer Wolke kurz einem großen blauen Loch tankten wir noch einmal Höhe. Während wir uns mit guten 2m/s nach oben kämpften hörten wir im Funk, dass Vincent nicht weit von uns außenlanden musste. Das war nur ein Vorgeschmack auf das was uns nun bevorstand, denn nördlich von uns zog sich ein seeeeehr langes, seeeeeehr ekliges Band von West nach Ost. Darunter schauerte es an vielen Stellen und so versuchten wir uns im Funk zu beratschlagen („Hast du ne Idee?“- „Neee…du?“ – „Nope!“). Da der Wind mäßig aus Westen kam, war drum herum fliegen eher keine Option. Das westliche Ende war nicht absehbar und nach Osten war auch keine Option, da dies ja genau die Zugrichtung war. Außerdem erkannte man, dass es dort nun auch an vielerlei Stellen regnete. Ronny flog auf eigene Faust weiter, Ben und ich wägten unsere Möglichkeiten ab. Aufgrund mangelnder Alternativen, entschieden wir uns für „Ab durch die Mitte!“. Genau über Wittenberg schien es eine trockene Lücke zu geben und diese peilten wir an. Die Wolkenuntergrenze war zwischenzeitlich weiter gesunken, sodass wir nur in 1280m Höhe abfliegen konnten. Ben flog ein gutes Stück vor mir, aber ich hielt mich stur an meine Sollfahrt und hoffte nicht doch noch einen versteckten Schauer zu erwischen. Nun galt es so gut wie möglich zu gleiten, um vielleicht doch noch irgendwo etwas einzutreten. Und es geschah…nix.
Ab durch die MItte!
Das Vario stand langsam aber sicher auf Sinken und der Höhenmesser drehte konstant rückwärts. Nachdem ich Wittenberg in ca. 600m überflog und noch immer nicht passierte, wägte ich meine Optionen ab. Entweder auf gut Glück auf diesem Kurs weiterfliegen, oder einen kleinen Umweg über ein Solarfeld wagen, dass ein wenig östlich meiner Route am Rande eines Waldes stand. Allerdings war dieses Waldstück doch recht ausgedehnter, sodass ich gezwungen wäre bei ausbleibenden Steigen davor zu landen. Die Felder in diesem Gebiet sahen abgemäht und vielversprechend aus (die Ernte war in vollem Gange…ganz zu meiner Freude. Drei Wochen zuvor musste ich mich unterwegs mit der Ls1d aus 300m über Feldern ausbuddeln, welche noch in voller Blüte standen. Das hat ganz schön Nerven gekostet). Ich kam dort in 400m an und suchte. Solarfeld: nix! Waldkante: nix! Östliche Ecke des Feldes unter Rücksichtnahme der Windrichtung: nix! Einzelnes Windrad: nix! Während ich jede Ecke abflog sah ich mir die Felder unter mir an. Parallel zur Straße war ein frisch abgeerntetes Feld genau in Windrichtung. Die Straße war gut befahren, und um die Ecke standen ein paar Häuser. Falls also doch irgendwas schiefgehen sollte, würde mir hoffentlich irgendjemand zu Hilfe eilen. Irgendwann musste ich mich endgültig geschlagen geben und gab per Funk meine Position durch.
Endanflug auf mein Feld
Der Acker war ein großartiges Landefeld. Ich würde fast sogar behaupten, besser als Friedersdorf. Nachdem der Flieger zum Stehen kam und ich die Haube öffnete, sah ich einen Motorradfahrer an der Straße stehen. Ich gab ihm ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei, er nickte und fuhr weiter. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass der Flieger heil geblieben ist, meldete ich meine Außenlandung der Wettbewerbsleitung und rief Steffen an.
Ein Traum von einem Feld…besser zu landen als Friedersdorf!
Ich räumte mein Cockpit auf und bereitete schonmal so gut es ging Vicky für die Demontage vor. Tape ab und Ruder abgeklemmt. Auch die Tek-Düse verstaute ich im Cockpit und stopfte den Nupsi ins Röhrchen. Nachdem ich den Haubenbezug draufgepackt hatte, erkannte ich, dass wohl meine Reise spätestens bei der nächsten Wende zu Ende gewesen wäre. Denn nördlich von mir stand eine Wand, die den Begriff Wand mehr als verdiente. Dunkel, regnerisch und die mächtige Cumulonimbus Wolke erstreckte sich bedrohlich in die Höhe.
Lieber hier als dort
Nach ein paar Minuten des Wartens rief Steffen an, dass er in ca. einer Stunde da sein sollte. Ich langweilte mich und beschließ das Dorf zu erkundigen. Ich glaube selbst Dorf wird dem nicht gerecht, was ich sah. Ein Jeep Autohaus (was ich aus der Luft fälschlicherweise für eine Gaststätte hielt), ein verlassenes Haus mit eingeworfenen Fenstern und vier Häuser, die bewohnt schienen. Immerhin gab es hier (im Gegensatz zu Reinsdorf) mobiles Internet. Als ich merkte, dass im Hof der Villa neben dem Autohaus jemand herumwuselte, ging ich an die Straßenseite und nahm Kontakt zu dem Mann auf, der anscheinend sein Auto wusch. Wenige Minuten später schlurfte ich zwar immernoch gelangweilt, dafür aber mit einem kühlen Bier bewaffnet zurück zum Flugzeug. Nach und nach gingen noch mehr Außenlandemeldungen ein und als Steffen ankam schien es so, als hätte niemand die Aufgabe geschafft. Während meine bessere Hälfte einen Weg auf das Feld suchte (mit Hänger ist das nie so einfach), hielt ein Mann an der Straße an. Dieser stellte sich als ein Motorflugpilot aus Oehna vor und bot seine Hilfe beim Abrüsten an. Diese nahm ich mehr als gerne an, da der Boden doch recht weich war und ich meiner Ersatz-Flächenstütze in diesem Fall nicht so recht traute. Schnell war das Fliegerchen im Hänger verstaut und wir verabschiedeten uns.
Auf dem Heimweg trafen wir bei einem nicht weit entfernten Feld auf Ben, der auf seinen Rückholer wartete. Wir vergewisserten uns, dass bei ihm alles gut gegangen sei und plauderten kurz. Auf dem Rückweg fuhren wir durch Regen. Und was das für Regen war! Man sah kaum noch die Straße und der Himmel war schwarz. Da war ich doch mehr als froh auf meinem Trockenen, wenn auch langweiligen Acker gelandet zu sein.
Wir waren die zweite Rückholcrew, die wieder in Reinsdorf ankam und so trocken wie mein Acker war, so matschig war der Flugplatz. Anscheinend hatte es hier nach unserem Abflug ganz schön geregnet (Steffen: „Da war Weltuntergang!“). Nach und nach trudelten dann auch die anderen Versprengten wieder ein und berichteten von ihren Erlebnissen. Wer ein Motor hatte mogelte sich irgendwie wieder zurück, wer nicht…nunja…man hätte eine schöne Außenlandecollage basteln können.
Mit glorreichen geflogenen 80km erreichte ich den 3. Tagesplatz. Hatte definitiv unterhaltungswert!
Quelle: onlinecontest.org
Sonntag 14.07.2019
Das Briefing mit der Auswertung fand um 10 Uhr am Morgen statt. Zwar war noch nicht ganz klar, wie genau eine AAT-Strecke bei einer Außenlandung gewertet wird (bzw. wie weit), aber es bildete sich eine Task- Force welche die Regelwerke nach Antworten durchforstete. Aufgrund der unklaren Wetterlage wurde ein zweites Briefing für 13 Uhr angesetzt.
Steffen und ich wollten die freien Stunden nutzen, um die „VS“ noch einmal gründlich zu schrubben. Zwar war der gestrige Acker gut landbar, aber auch recht staubig. Wir liehen uns von meinem Hängernachbarn Eggert zwei Böcke und zogen nacheinander die Flächen aus dem Hänger.
Vicky den Staub aus dem Gefieder klopfen
Während wir munter das tapfere Fliegerchen putzten, rollte ein giftgrünes windschnittiges Flugzeug an uns vorbei und zum Start. Von weitem dachte ich mir schon, dass mir der Flieger bekannt vorkam. Nach dem Start stieg es über den südlichen Wald und begann ein schönes und unterhaltsames Kunstflugprogramm, sodass das Reinigungsvorhaben erst einmal verschoben wurde. Als nach einigen Minuten des Fliegens der Flieger wieder landete und an uns vorbei zur Tankstelle rollte, erkannte ich wer uns da zugewunken hatte. Keine geringere als die großartige Kathi Suthau (siehe Beitrag zum Hexentreffen). Natürlich ging ich sofort dem Flugzeug hinterher, um sie zu begrüßen. Was freute ich mich sie zu sehen! Sie erzählte, dass sie bald zur Deutschen Meisterschaft im Motorkunstflug fahren wolle. Zwar nicht selbst als Teilnehmerin, aber ihr Mann saß in der Jury und da durfte sie natürlich nicht fehlen. Während wir uns also unterhielten fragte sie auf einmal, ob ich mich denn mal in den Flieger reinsetzen wolle. Na klar wollte ich! Sie ließ es sich auch nicht nehmen mich, mich standesgemäß festzugurten. Mit Betonung auf FEST. Auf einmal hatte ich Spanngurte, welche ich normalerweise zum Verzurren meines Motorrad auf dem Hänger nutze, umgeschnallt und war quasi eins mit dem Flugzeug. Atmen wird halt auch krass überbewertet. Bevor ich mich wehren konnte hatte ich auch die Haube auf dem Kopf! Ziemlich cool das alles. Wenn mein Herz nicht schon dem Streckensegelflug gehören würde. Ja ich glaube aus mir würde auch eine ordentliche Kunstfliegerin werden.
Die großartige Kathi Suthau und ich vor ihrem Flugzeug. Es ist GRÜN!!!
Da zwischenzeitlich auch dieser Tag neutralisiert wurde, entschieden wir uns für einen Nachmittag zu Hause. Vom Sally-Hauptquartier in Bigberry sind es zum Glück nur 45 Minuten und seit die Schnellstraße ausgebaut ist, auch sehr angenehm zu fahren. Ich nutzte den Nachmittag für die erste Ladung Wäsche und ein ausgiebiges Mittagsschläfchen.
Wieder in Reinsdorf angekommen, schnappte ich auf der Terrasse auf, dass gerade ein erster Alleinflug geflogen wird. Ich schaute zum Start und sah die kümmerliche Besatzung. Das konnte ich so nicht stehen lassen! Ich marschierte ins Camp und trommelte sämtliche unbeschäftigten Piloten zusammen.
Gemeinschaftlich liefen wir zum Start. Genau im richtigen Augenblick landete die Pilotin nach ihrem dritten Start und ehe sie sich wehren konnte, ging es auch schon los. Das hat sich ja mal gelohnt!
Herzlichen Glückwunsch auch noch an dieser Stelle vom Team-Sally!
Montag 15.07.2019
Der Morgen begann mit einem etwas chaotischen Briefing. Da wieder ein kleines Wetterfenster am Nachmittag angekündigt war, gab es bereits am Morgen die Aufgabenzettel. Allerdings haben sich dort mehrere Fehler eingeschlichen, was zu mittelschwerer Verwirrung geführt hatte. Nachdem neue Blätter in korrigierter Form ausgeteilt worden waren, bereiteten wir die Startbereitschaft für 13 Uhr vor. Den Flieger hatten wir am Tag zuvor noch aufgerüstet und so mussten wir sie nur noch ins Grid ziehen. Allerdings glaubte ich noch nicht daran, dass an diesem Tag geflogen werden würde, da eine dicke Wolkenschicht recht tief über dem Gebiet hing.
Warten im Grid
Dirks Sohn Jannes startete als Thermikschnüffler. Zwar lockerte sich für ca. 20 Minuten die Bewölkung, allerdings bildete sich aufgrund der Sonneneinstrahlung bald schon wieder die nächste Schicht. Als er dann nach vielen Minuten des Kämpfens eine Basis von 600m meldete, gab Klaus die Meldung, dass auch dieser Tag neutralisiert werden würde.
Wir zogen Vicky wieder in ihre Parkposition und tüteten sie gemächlich wieder in die Bezüge ein (andere Piloten rüsteten jeden Tag auf und ab…so auch heute. Da war ich doch wirklich froh, den Flieger-Schlafanzug zu haben). So konnten wir auch diesen Nachmittag sinnvoll nutzen, um das Flächenrad zu reparieren. Eine der Alustangen hatte sich verbogen und das Rad fluchtete nicht mehr richtig mit der Fahrrichtung. So bauten wir es auseinander und mit Lamberts Hilfe kloppten wir die besagte Stange wieder in Form. Nach einem schnellen Ausflug in den Jüterboger Baumarkt, hatten wir auch passende Schrauben und das Teil war wieder einsatzbereit. Aber nicht nur wir nutzten den freien Tag für Reparaturmaßnahmen. Vincents Flarm und damit verbunden auch der Logger weigerte sich Flüge auf ein anderes Medium zu übertragen. Nachdem wir das Gerät ausgebaut hatten und selbst Steffen es nicht schaffte eine gescheite PC-Verbindung herzustellen mussten wir uns geschlagen geben. Glücklicherweise war ich loggermäßig besser aufgestellt und konnte meinen Backup-Backuplogger Vincent ausleihen (Danke an dieser Stelle erneut an LX Nav für den Nano Logger).
Am Abend fanden sich interessierte Piloten im Glashaus ein, um die AAT-Wertungsthematik auszudiskutieren.
Dienstag 16.07.2019
Überraschung! Auch dieser Tag wurde neutralisiert. Glücklicherweise schon am Morgen, sodass wir noch Zeit hatten, den Tag halbwegs sinnvoll zu nutzen.
Eigentlich wollten Steffen und ich nach Lübbenau ins Schwimmbad, aber bereits vor der Kasse wurde uns klar, dass die Bude aus allen Nähten quoll. So überlegten wir uns ein Alternativprogramm und entschieden uns für eine Kahnfahrt durch den Spreewald.
Dem Flugplatzkoller entgegenwirken. Kahnfahren im Spreewald.
Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten (und ich gefühlte 50 Spreewaldgurken in allen Farben und Formen gemampft hatte) ging es dann wieder nach Reinsdorf. Am Abend fand das Bergfest statt und es wurde gegrillt (schon wieder Essen). Aber davor gab es noch ein ausgiebiges Kulturprogramm! Ben, Martin und Martins Freundin (ohgott wie hieß sie nochmal? Ich glaube Tatiana…ich nenne sie im Folgenden einfach Tatiana), gaben ein ganzes Opernprogramm zum Besten. Das Highlight war eine Abschlussperformance mit meiner Wenigkeit. Ich hatte zu diesem Wettbewerb wieder die Gitarre dabei und wir einigten uns auf „The Boxer“ von Simon & Garfunkel. Da wir quasi keine Zeit zum Proben hatten, war auch meine Vorbereitung dementsprechend eingeschränkt. Zwischen „ich spiele dieses Lied zum ersten Mal“ und dem Auftritt lagen ganze 3 Mal Probieren. Trotz der gekürzten Fassung war die Aufführung ein voller Erfolg. Reinsdorf sang mit und Martin Pleizier unterstützte uns spontan. Ein schöner Abend!
Die Reinsdorfer Flugplatzmusikanten
Übrigens fand in dieser Nacht wieder eine Mondfinsternis statt. Nach dem ausgiebigen Gegrille trafen wir uns auf dem Flugfeld, um das Naturschauspiel zu bewundern.
Zwar nicht ganz so Finster, trotzdem eindrucksvoll