Bekannterweise ist mein Heimatflugplatz Friedersdorf. Erste Autobahnabfahrt auf der A12 Richtung Osten, zwischen Königs Wusterhausen und Storkow, zur Gemeinde Heidesee gehörend.
Noch nicht von uns gehört? Nicht schlimm!
Wir sind der Flugplatz der die Flugzeuge über die Straße schieben muss, ein mittelschweres Wildschweinproblem hat und geschichtlich nicht sonderlich weltbewegend ist. In grauer Vorzeit gab es mal Fallschirmspringer bei uns und (wenn wir ehrlich sind) es hängt immer noch ein dezenter Hauch DDR über dem Objekt. „Berühmtheit“ haben wir vor einiger Zeit erlangt, als Scooter (der blondgefärbte Hyper-Hyper-Techno-Typ aus den 90ern) ein Musikvideo in der Tankstelle gegenüber vom Flugplatz gedreht hatte („God save the rave“ darf seitdem bei keiner Friedersdorfer Party mehr fehlen!).
Wir sind aber der Flugplatz, der vom neuen Luftraum profitiert. Hurra!
Letztes Jahr war eine Freundin zum Fliegen bei uns und war ganz verblüfft, dass es auch eine Welt nördlich der Cargo Lifter Halle gibt. Tja, und ziemlich genau 20km nördlich davon fliegen wir.
Aufgrund der Nähe zumFlughafen Berlin Brandenburg ist unsere Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt.
In der alten Version durfte man regulär bei uns am Platz nur 2500ft hoch, einen Ring weiter 3500ft.

Der kürzeste Weg aus dem 3500ft Luftraum war 16km Richtung Südosten. Wenn man allerdings Richtung Osten Frankfurt Oder unterwegs war, mussten die ersten drei Wolken schon ziehen, damit die Strecke nicht unfreiwillig schnell zu Ende war, Plaste-Weitwurf sozusagen.
Zwar konnten wir eine Sonderhöhenfreigabe in einem eigens uns zugewiesenen Bereich erfragen (Meistens 3500ft, wenn der Wachleiter gute Laune hatte und der Verkehr es zuließ hin und wieder auch mal mehr), aber wenn z.B. wieder Messflüge stattfanden, gab es da leider keinen Spielraum.
Meist ging es dann entweder nach Süden oder nach Osten, um den Deckel zu unterfliegen. Der Ausflug war knifflig, der Einflug auf dem Rückweg ebenfalls. Oft tigerte man parallel zur Luftraumgrenze entlang bis man endlich die Höhe hatte, um unten drunter durch zu gleiten.
Doof ist es dann 5 km vor dem Heimatflugplatz außenzulanden.

Doch mit der Eröffnung des BERs und der Schließung des Flughafen Tegels, kam auch der neue Luftraum für Berlin.
Nun haben wir regulär 3500ft direkt am Platz frei und einige Kilometer weiter südlich geht es schon auf 5500ft. Da kam ich diese Saison doch schon hin und wieder ins Staunen „Wow, so hoch war ich hier noch nie!“.

Dadurch, dass die Grenzen des neuen Luftraumes größtenteils parallel verlaufen, kann man auch den direkten Weg nach Südwesten einschlagen. Vor allem morgens, wenn die Basis sowieso noch nicht sonderlich hoch ist, macht es großen Spaß unter 3500ft entlangzufliegen und neue Orte kennenzulernen. So entdeckt man auf einmal Bestensee aus der Luft, heizt über Wünsdorf-Waldstadt hinweg, oder schleicht sich nördlich vom EDR Kummersdorf Richtung Wittenberg. Abgesehen davon, dass es neuen Schwung in die Streckenplanung bringt, kann es auch ordentlich Zeit sparen, einfach den direkten Weg zu wagen.

Auch auf dem Heimweg muss man sich ganz schön umgewöhnen. Wenn man aus Westen kommt, flog man früher meist bis zur oben genannten Cargo Lifter Halle und bog von dort nach Norden ab, um den kürzest möglichen Weg unter dem Deckel zu haben. Jetzt ist es kein Problem sich im 5500ft Sektor dem Flugplatz zu nähern. Wenn man sich im höchst möglichen Höhenband aufhält, schafft man es meist locker nach Hause zu gleiten.

An den Westlich und Östlichen Enden des Luftraumes befinden sich nun HX Gebiete. Je nach Landerichtung des BERs sind diese aktiviert.
Über die Frequenz 133.630 erhält man die Information (Per Dauerrundfunksendung) über den aktuellen Status der Lufträume. Allerdings ist diese Frequenz während des Aufenthaltes permanent abzuhören, um über Änderungen direkt informiert zu sein. Wenn ein Luftraum Aktiviert werden soll, wird dies 10 Minuten vorher angekündigt. So hat man noch etwas Zeit um diesen zu verlassen, ansonsten fliegen einem die Airliner um die Ohren. Abgesehen davon, dass man im Zweikampf Segler gegen Airliner mit Sicherheit den Kürzeren zieht, ist eine Luftraumverletzung eine Straftat und kann sehr (SEHR) teuer werden oder im Schlimmsten Fall eine Haftstrafe mit sich bringen.
Einzelflugfreigaben (Transponder erforderlich) können über 120.630 (Bremen Radar) eingeholt werden.
Auch wenn ich es doch ab und an vermisse mit dem Wachleiter zu telefonieren und um die Höhe zu feilschen, ist der neue Luftraum ein großer Schritt in die richtige Richtung. Endlich ist Friedersdorf halbwegs konkurrenzfähig, wenn es um bequeme Höhen geht die Strecke zu beginnen oder zu beenden.
So hoffe ich, dass uns diese neue Freiheit noch lange erhalten bleibt. Dies ist aber nur möglich wenn sich alle an die neuen Vorgaben halten und aufeinander achten.



Quelle: AIP AIC VFR 04/20
Für fehlerhafte/ nicht mehr aktuelle Informationen und Regelungen übernehme ich keine Haftung!
Vielen Dank an Eisenschmidt für die Bereitstellung des Kartenmaterials!

Sally, da habt Ihr ja schöne Aussichten. Frage mal Thomas, wenn er sich blicken lassen kann, wie es damals war. IL 28 mit rotem Stern einfach mal so während eines Windenstarts über den Platz gebrettert. Mich hat immer gewundert, dass Friedersdorf offenbaren, als etliche Plätze zugemacht worden sind. Bei entsprechender Höhe wäre ein Flug in das kapital. Ausland WB immer drinn gewesen.
Schade, dass ich so in die Jahre gekommen bin, nächste Woche 76. Schöne Grüsse aus Kamenz Manfred
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