Unter dem Motto „Nix kaputt machen, nicht blamieren und nicht Letzte werden!“ nahm ich in diesem Jahr an der Deutschen Meisterschaft der Frauen in Lachen-Speyerdorf vom 24.07.2018 – 03.08.2018 teil.
Aufgrund der Ausmaße des Berichtes wird der Beitrag in zwei Teilen veröffentlicht.
Da wir eine Woche zuvor den Flieger direkt in Lachen gelassen hatten (mithilfe der flugplatzeigenen Webcam konnte man auch immer ganz wunderbar schauen, ob sich der Hänger bewegt hatte), düsten wir in Windeseile Richtung Neustadt. Auf den letzten hundert Kilometern häuften sich die Meldungen, dass gerade in der Gegend Land unter sei. Die Zufahrtsstraße zum Flugplatz, sowie viele andere sollten unter Wasser stehen. Als wir kurz hinter Ludwigshafen waren, begann es nun auch bei uns. Nicht nur ein paar Tropfen, nein ein richtiger Platzregen erwischte uns. Mithilfe von ein paar Umwegen, erreichten nun auch wir den Flugplatz und fanden auch sogleich das Lager der AMF Mädels wo uns Ilona und ihre Helferin Minea freundlich begrüßten. Der Rest der Mädels war gerade einkaufen, sollte aber jeden Augenblick dazustoßen. So blieb uns dann auch nichts anderes übrig, als unser neues Zelt im strömenden Regen aufzubauen. Nach einigen Minuten stand es dann endlich und wir waren bis auf die Knochen durchnässt. Nach und nach trudelten die Anderen ein und der Abend fand bei einem urigen Italiener einen sehr schönen Ausklang.
Das Lager steht
Am nächsten Tag war erst einmal Ausschlafen angesagt. Wohl das letzte Mal für die nächsten beiden Wochen. Allerdings wurde man auch so pünktlich um 7 Uhr morgens von den Kirchenglocken der Gemeinde geweckt (im Laufe der nächsten Wochen, sollten wir eben diese noch „lieben“ lernen. Andauernd Döng Döng Döng). Heute standen die technische Abnahme, sowie das Wiegen des Fliegers an. Danach konnte man noch freiwillig sich in die Lüfte befördern lassen und die Umgebung erkunden. Da das Wetter aber noch sehr unbeständig war, ließen wir uns zum Aufrüsten viel Zeit. Bei den Hängern lernte man endlich auch Gesichter zu vielen Namen kennen, die man in der Community des Öfteren liest. So half mir Micha Seischab beim Aufrüsten und zeigte mir einen ziemlich coolen Trick, wie man sich mit einer Aufrüsthilfe das Leben um einiges erleichtern kann. Er und Angelika flogen zwei ASW 15bWL. Also die Variante, die wir auch am Platz haben. Einfach ein tolles Flugzeug. Nachdem die „SW“ fix und fertig aufgerüstet war, musste sie in Wettbewerbskonfiguration beladen werden. Also alles was man unterwegs dabei hat, muss berücksichtig werden. Nachdem alles zusammengesucht wurde, ging es dann zum Wiegen. Die Crew dort hatte sichtlichen Spaß und geschwind war auch das erledigt. Aufgrund des Besuchs beim Italiener bat ich darum, die Anzeige der Waage zu drehen :D. Die pinkne Zimtzicke und ich blieben aber unter Referenzgewicht. Ha!
Die „SW“ beim Wiegen
Kaum hatten wir den Hangar, in dem der Messplatz aufgebaut war, verlassen, kamen uns auch schon Elena und Caro entgegen. Ganz schön was los!
Am Nachmittag klarte der Himmel auf und einige Piloten drehten eine Runde. Da aber der nächste Tag vielversprechender war und die Wettbewerbsleitung bereits ankündigte eine freiwillige Probestrecke auszuschreiben sparte ich mir die Schleppgebühren. Der Wettbewerb wird mit Sicherheit noch teuer genug. Außerdem wollte ich den Tag nutzen, um noch einmal richtig zu entspannen und mich für das was folgen wird zu sammeln. Fliegen ist eben doch eine Kopfsache!
Mentale Unterstützung gab es von Jovana!
Montag 23.07.2018, Trainingstag
Um 10 Uhr stand das Briefing für den heutigen Tag an. Die Wettbewerbsleitung gab uns eine freiwillige Aufgabe vor, um das Gebiet kennenzulernen. Es handelte sich um eine kleine AAT Aufgabe. Auch heute war es bereits gegen Vormittag unerträglich heiß, sodass man schauen musste nur solange wie nötig in der Sonne herumzulaufen. Die „SW“ wurde in der Mitte des Grids geparkt und startklar gemacht. Bis zu Beginn der Thermik zog ich mich aber wieder ins Lager und damit in den „Schatten“ (selbst im Schatten herrschten über 30°C) zurück und wartete darauf, dass es losging. Gegen Mittag setzte sich das Starterfeld in Bewegung. Hinter einer der Remos, die uns für die Meisterschaft zur Verfügung standen, ging es dann los. Ich wurde ganz vorzüglich geschleppt und wunderbar in der Thermik rausgeworfen. Als ich die ersten Meter Höhe machte, nutzte ich die Gelegenheit mir die Umgebung genau anzuschauen. Westlich des Flugplatzes beginnt in wenigen Kilometern Entfernung der mächtige Pfälzer Wald, der schier endlos scheint. Im Osten kann man Mannheim und Ludwigshafen erkennen, dahinter liegt dann der Odenwald. Nach einem Blick zum Boden (um mögliche Außenlandefelder für den Ernstfall auszumachen) wurde mir klar, warum es Neustadt an der Weinstraße heißt. Überwiegend zogen sich die parallelen Weinstockreihen über die Äcker. Dort sollte man natürlich auf gar keinen Fall hinunter. Aber ich fand auch ein paar vielversprechende Felder im Osten des Platzes, falls es doch mal mit dem Endanflug knapp werden sollte. Die Basis lag heute bei fast 1800m MSL und wenn man nicht gerade über den Pfälzer- oder Odenwald fliegt beträgt die Geländehöhe ungefähr 150m.
Auf dem Weg zum ersten Wendesektor bei Sobernheim kreuzte ich den Pfälzer an einer Ecke. Dort betrug die Geländehöhe gute 400m, aber da das Steigen zuverlässig und gut war, ging das problemlos. Außerdem bemühte ich mich trotzdem immer im Gleitbereich des Flachlandes zu fliegen. Bäume und Wälder finde ich ja nach wie vor echt gruselig. Sektor genommen und weiter geht es. Um zum nächsten Sektor zu gelangen musste man überwiegend im Blauen mit ein paar Fetzen fliegen. Das ging aber auch ohne Probleme und ich erreichte recht zügig den zweiten Wendesektor bei Bruchsal. Allerdings plagten mich zu diesem Zeitpunkt schon massive Kopfschmerzen, sodass ich mir den letzten Kreis schenkte, über Mannheim kehrt machte und nach Hause flog. Nach der Landung wurde die Ls7 gesäubert und ordentlich verzurrt. Wir wollten Sie aufgerüstet lassen, da an Regen oder stärkeren Wind sowieso erst einmal nicht zu denken war. Es galt die Wertungstage so stressfrei wie möglich zu gestalten. Am heutigen Abend wurde gegrillt und der Tag in einer gemütlichen Runde ausklingen gelassen.
Dienstag 24.07.2018, 1. Wertungstag
Heute wurde man bereits vor den Kirchenglocken von dem angrenzenden Gewerbegebiet geweckt. Irgendjemand warf Backsteine in einen Metallcontainer, also war an Weiterschlafen gar nicht zu denken. Aber auch so war ich hellwach. Die vorherigen Tage hatte ich meine Nerven halbwegs im Griff, aber heute sollte es ja richtig losgehen und ich war total aufgeregt. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zum Briefing und die zu fliegenden Strecken des 1. Wertungstages wurden bekannt gegeben.
Die Clubklasse bekam eine 354,9km RT mit dem Abflugpunkt Hambacher Schloss und den Wendepunkten Donnersberg, Würzburg und Schwäbisch Hall. Auf dem Schenkel nach Würzburg kam man recht nahe am Frankfurter Luftraum vorbei und musste genügend Sicherheitsabstand halten.
Startbereitschaft war auf 11:30 Uhr festgelegt, sodass wir nach dem Briefing direkt den Flieger zur Gridposition fuhren und auch den Rest soweit startklar machten. Im Camp zurückgekehrt gab es dann noch eine kleine Lagebesprechung. Wir Clubklassemädels beschlossen ein Infoteam zu bilden und nach Eröffnung der Startlinie auf die vorher festgelegte Quatschfrequenz zu wechseln.
Kurz vor Startbereitschaft verkrochen wir uns unter die Flächen der Flugzeuge um noch etwas Schatten zu genießen. Andere Teams waren mit Sonnenschirmen ausgerüstet, sodass die Piloten bereits im Flugzeug Platz nehmen konnten. Sowas brauchten wir auch!
Für den reibungslosen Ablauf beim Start, gab es eine starke Bodencrew, sodass ich mich wirklich nur auf den Start konzentrieren musste. Die mit gelben Warnwesten ausgestatteten Neustädter kümmerten sich ganz wunderbar ums Einklinken, Koordinieren der Schleppflugzeuge, sowie Fläche halten. Dies war wirklich von Vorteil, da auch heute (wie am Tag zuvor) die Sonne um die Mittagszeit bereits unaufhörlich knallte und so jede unnötige Sekunde im stehenden Flugzeug mit geschlossener Haube eine große Belastung darstellte.
Der Schlepp an sich war wieder wunderbar und erneut wurde ich nördlich des Platzes direkt im Steigen ausgeworfen. Dann ging es richtig los. Fast 70 Teilnehmer kurbelten in Platznähe, während sie auf die Freigabe warteten, da war das Pulken schon vorprogrammiert. Ich zählte einmal 22 andere Segler in meinem Bart und ein gutes halbes Dutzend waren davon auf meiner Höhe. Nun war allerhöchste Konzentration angesagt, da nur der kleinste Fehler katastrophale Auswirkungen haben könnte. Aber die Meisten hielten sich an die Regeln und wenn einer Caruso spielte, wechselte man einfach zu dem nächsten Pulk.
Zu diesem Zeitpunkt war es noch überwiegend Blau und ich grübelte über den wohl besten Weg zum ersten Wendepunkt. Nach einiger Zeit bildeten sich zwar die ersten Wolken am Rand des Pfälzer Waldes, jedoch würde dies einen leichten Umweg bedeuten. Der direkte Weg über das hügelige Waldgebiet war noch Blau. Bei der Abflugfreigabe (20 Minuten nach dem letzten Start in der Klasse) wurde besagte Aufgabe A aktiviert und wir sammelten uns auf der Frequenz, um die nächsten Schritte zu beratschlagen. Es bildeten sich langsam einige wenige Wolken auf direktem Weg, die sich aber immer rasch auflösten. Ein paar Mädels versuchten den Weg am Rand des Waldes, einige andere den direkten. Da ich den Anschluss ans Team bereits verloren hatte (und mein Funk die Kommunikation mit anderen Luftfunkstellen verweigerte) beschloss ich es auf eigene Faust zu versuchen. So nahm ich all meinen Mut zusammen und überflog die Startlinie auf direktem Weg zu einer kleinen Wolke über dem Pfälzer Wald. Unglücklicherweise fing diese bereits auf halben Weg an sich aufzulösen, sodass ich in knapp 1000m AGL mitten im Nirgendwo ankam. Der Fetzen war weg und ich am Arsch. Weiterfliegen war in diese Höhe für mich keine Option, zurück auch nicht. So suchte ich notgedrungen einen positiven Nuller zum Parken und Abwarten. Nach ein paar Minuten (alles kostbare Zeit, die ich vergeudete) bildete sich der nächste Fetzen und ich konnte langsam wieder an Höhe gewinnen. Im Funk hörte ich, dass die meisten schon den ersten Wendepunkt passiert hatten. Um nicht ganz den Anschluss zu verlieren entschied ich mich dagegen noch einmal zurück zu fliegen und nahm mir vor, die verlorene Zeit unterwegs wieder gut zu machen. Nachdem ich genügend Höhe getankt hatte, flog ich weiter und traf kurze Zeit später Petra in ihrer PIK20. Der Weg bis zum ersten Wendepunkt war gesäumt von kleinen Wolken, die besser aussahen, als sie wirklich waren. So krochen wir durch den Wendesektor und setzten den Weg nach Osten fort. Erst kurz hinter der ersten Wende fand ich den ersten guten Bart des Tages und kam bei 1600m AGL raus. Vor mir lag eine schöne Wolkenstraße, sodass ich erst einmal vorpreschte und die Flugzeuge, die eben noch mit mir kreisten, hinter mir ließ (Ls7 sei Dank!). Auf diesem Schenkel kam ich gut voran, sodass ich bis auf wenige Kilometer den großen Pulk eingeholt hatte. Nun wurden die Bärte konstanter und das Steigen größer und es machte wirklich Spaß dieses neue unbekannte Terrain zu erkunden. Kurz nachdem ich die zweite Wende bei Würzburg hinter mir gelassen hatte, holte mich Heike in der „Y4“ ein und wir flogen ein Stück zusammen. Anscheinend funktionierte mein Funk nur auf extrem kurze Distanz, sodass die Kommunikation mehr schlecht als recht war. Allerdings funktionierte der Teamflug auch so ganz gut. Kurz vor der Letzten Wende bei Schwäbisch Hall wurde das Wetter wieder etwas schlechter. Die Wolken trockneten ab und die Steigwerte brachen ein. Dort trennten wir uns und jeder versuchte einen anderen Weg. Kurz dahinter kämpfte ich mich noch einmal auf 1800m AGL und setzte meinen Weg nach Hause fort. Der Endanflugrechner zeigte zwar ein zartes Plus an, jedoch war da noch keine Sicherheitshöhe mit eingerechnet und es waren ja noch gute 100km bis nach Lachen. So hangelte ich mich von Fetzen zu Fetzen ohne etwas wirklich Brauchbares zu finden. Auf halben Weg nach Hause traf ich Steffen und Anna und beschloss die beiden ein Stück zu begleiten. Drei Flugzeuge finden ja bekanntlich mehr als Zwei, jedenfalls redete ich mir das in meiner Not ein. Den letzten „Bart“ (eher ein Bärtchen) kreisten wir über Sinsheim, welches ich ja schon von der Tour um Stuttgart von der Hahnweide aus kannte.
Kreisen über Sinsheim
Nun sollte die Höhe aber dicke reichen. Der Endanflug war glücklicherweise recht unspektakulär. Als ich auf die Anflugfrequenz wechselte, hörte ich schon zahlreiche 10km und Landemeldungen, auch von Leuten, die ich unterwegs getroffen hatte. Was solls…mein Ziel nicht Letzte zu werden, stand nach wie vor und ich hoffte mich nicht allzu doof angestellt zu haben. Interessanterweise bekam ich direkt eine Bestätigung auf meine 10km Meldung und ich reihte mich in der Platzrunde ein, was angesichts der Massen an Flugzeugen gar nicht so einfach war. Manche kamen im direkten Endanflug an, andere machten noch ein zwei Kreise am Platz. Nach dem Ausrollen war direkt mein Steffen wieder zur Stelle und wir zogen die „SW“ zu ihrem Stellplatz am Rand der Wiese. Ach hatte das Fliegerchen wieder gute Dienste geleistet und was war ich stolz! Der erste Wertungstag war erfolgreich überstanden! Ok, das Wetter war auch großartig und es wäre mit Sicherheit noch mehr drin gewesen, aber ich war zufrieden diese erste Aufgabe geschafft zu haben. Nach einiger Zeit war auch die Wertung online. Platz 26 von 31! Das kann sich doch sehen lassen und ich hüpfte vor Freude nicht Letzte geworden zu sein (Bekannterweise gehe ich ja recht minimalistisch an die Sache ran).
Quelle: onlinecontest.org
Mittwoch 25.07.2018, 2. Wertungstag „Die beste Außenlandung, die ich je hatte“
Wie man vielleicht der Überschrift entnehmen kann, lief es an diesem zweiten Wertungstag nicht allzu gut. Um eines vorweg zu nehmen: Bis auf die verlorenen Punkte und die elendig lange Rückholtour, kann ich den Flugplatz Kitzingen jedem wärmstens empfehlen. Aber nun wie es dazu kam:
Am heutigen Tag stand eine 360,7km RT mit Abflug Deidesheimer Hof und den Wendepunkten Kitzingen und Weipertshofe an. Es waren zwar lokale einzelne Schauer gemeldet, die man aber zur Not umfliegen könnte (so in der Theorie). Bereits nach dem Start sah es auf Kurs allerdings alles andere als schön aus. Dicke Wolken entwickelten rasch über und der ein oder andere Schauer war über dem Odenwald bereits zu erkennen.
Kann losgehen!
Nachdem die Startlinie eröffnet wurde sammelte sich unsere Truppe, um gemeinsam diese Aufgabe zu bewältigen. Mit mehr als einem halben Dutzend Flugzeuge machten wir uns auf dem Weg. Zwar lag beim Abflug die Arbeitshöhe bei 2000m AGL, jedoch verschlechterte sich das Wetter ziemlich schnell, sodass wir etwas östlich vom Hockenheimring bereits nach Süden ausweichen mussten. Inzwischen war der gesamte Odenwald im Regen und hier und da erkannte man auch Blitze. Nachdem wir nach Süden abgebogen waren, kam erst einmal…nichts. Bis auf 1000m AGL glitten wir ab, bis wieder Steigen gefunden wurde. Hier bereits splittete sich das Team. Eine Pilotin musste bereits landen, da sie keinen Anschluss gefunden hatte. Nachdem wir uns wieder nach oben gekämpft hatten, ging es dann erst einmal nach Osten. Inzwischen war unsere Position bereits südlicher als der letzte Schenkel und durch diesen gigantischen Umweg haben wir sehr viel Zeit verloren. Wir kalkulierten, dass selbst wenn nun alles gut laufen würde, es zeitlich ziemlich eng werden würde. Bei Löchgau bogen wir endlich wieder nach Nordosten Richtung Kurs. Nun waren wir genau an der Kante „Schietwetter“ und „Es könnte vielleicht klappen“. Auf dem Weg lag Heilbronn, wo bereits von weitem das Kraftwerk zu erkennen war und dieses munter vor sich hin blubberte. So steuerten wir recht zuversichtlich dieses an und kamen in mehr oder weniger brauchbaren Höhen an. Blöderweise enttäuschte es uns ganz schön, sodass für Caro der Flug leider auf dem Flugplatz Heilbronn zu Ende war. Renate landete kurze Zeit später in Degmarn. Wir kämpften uns in 800m Höhe weiter nach Nordosten. Zum Glück fanden wir Verbliebenden kurze Zeit später endlich wieder einen brauchbaren Bart, der uns mit sehr gutem Steigen bei 2200m AGL rauswarf. Mit neuem Mut setzten wir Verbliebenen (zu dieser Zeit waren wir nur noch zu Viert) den Weg Richtung Kitzingen fort. Hinter Möckmühl trennten wir uns in zwei Zweierteams. Nina und Christina nahmen den Kurs etwas nördlich, Elena und ich versuchten unser Glück weiter südlich. Den Funkkontakt behielten wir bei, damit man sich absprechen konnte. Je näher wir dem Wendepunkt kamen, desto schlechter wurde die Aussicht. Inzwischen sah es nämlich so aus, als würde aus der gigantischen Wolke über dem Gebiet es genau in den Sektor regnen. Selbst wenn man halbwegs trocken den Wendepunkt erreichen könnte, so müsste man doch trotzdem weiter unter dieser Wolke entlang. Elena und ich überlegten, ob wir nicht doch von Norden anfliegen sollten, jedoch meinte Team B, dass es von dort genauso aussah. Jetzt hieß es Augen zu und durch.
Das sind ja tolle Aussichten…
Kurz vor der Wolke stiegen wir noch einmal auf 1550m AGL (mehr war leider auch nicht drin) und dann begaben wir uns Richtung Ziel. Ein sehr großer Schauer stand links von uns und wir hofften inständig, dass uns kein Ausläufer erwischen würde.
Da müssen wir jetzt durch!?
Die Höhe schwand dahin und es wurde richtig dunkel. Zwar machten wir noch ein zwei Kreise, aber mehr als ein Zucken war das auch nicht. Auf den letzten Kilometern erwischte es uns doch und wir wurden nach unten gespült. An die restliche Strecke war gar nicht mehr zu denken und nun hieß es nur noch sicher landen. Der Flugplatz Kitzingen (der glücklicherweise auch die Wende war) lag vor uns, jedoch könnte es wirklich knapp werden. Mit eingezogenem Bauch tastete ich mich zum rettenden Asphalt und kam auch in genau 200m dort an. Noch mal Schwein gehabt. Beim Anfunken des Platzes bekamen wir nur von einem nahen Kollegen „Da antwortet eh keiner“ zurück.
Also ordentlich Platzrunde eingeteilt und Blindmeldungen was die Position angeht gesendet. Im Queranflug sah ich, dass hinter uns noch zwei weitere Segler im Landeanflug waren. So rollte ich nach links aus (in eine Wiese, die quasi nur aus Schafkacka besteht) und war doch sehr gespannt wer da denn noch kommt. Unabhängig von unserem Team landeten quasi zeitgleich Petra und Jana in der Libelle in Kitzingen. Nachdem wir uns begrüßt und über das Wetter geflucht hatten, machte sich Jana auf, jemanden vom Platz zu finden. In der Zwischenzeit schickte ich Elenas und meine Außenlandemeldung nach Lachen und befreite mein tapferes Fliegerlein schon mal von Tape und räumte das Cockpit auf. Kurze Zeit später düsten zwei Autos an und einige Männer vom ansässigen Flugverein sprangen samt Jana zu uns. Sofort wurde uns eine kühle Limo (die dicke Wolke hatte sich inzwischen verzogen und die Sonne knallte wieder erbarmungslos) und ein Stück Wassermelone in die Hand gedrückt. Das nenne ich doch mal eine nette Begrüßung!
Die Gestrandeten Jana, Petra, Elena und ich mit der Kitzinger Truppe. Inzwischen schien auch wieder die Sonne.
Man lud uns direkt zum Grillen und auf ein kühles Bierchen im Stützpunkt ein, wo wir auf unsere Rückholtruppe warten könnten. Diese sollte uns erst in der späten Dämmerung erreichen, da sich Kitzingen noch hinter Würzburg und somit in Bayern befindet. Nach all dem Kampf haben wir es wirklich geschafft am weitesten entfernten Punkt außenzulanden…Wettbewerb halt.
Es stellte sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Militärflughafen der Amerikaner handelt (was auch die große Asphaltpiste erklärt) und man erst einmal ein gutes Stück über diverse Rollwege zum Objekt fahren musste.
Kaum dort angekommen servierte man uns eine große Schale Eis mit selbstgemachter Caramellsoße und Walnüssen und kühle Getränke.
Vorzüglich!
Da es immer noch weit über 30 Grad war, sprang ich samt Klamotten unter die Gartendusche. Was zwar kurzfristig erfrischend war, stellte sich dann doch als ziemlich doofe Idee heraus, denn ich hatte keine trockene Wechselkleidung dabei. Im Bikini und in ein Handtuch gehüllt saß ich dann am Tisch und hoffte, dass meine Hose, Shirt, Socken und Schuhe (ja, ich war wirklich ziemlich dämlich) noch trocknen würden (Spoiler: Nope). Beim Warten auf unsere Rückholmannschaft entstand eine gesellige Runde und wir fanden heraus, dass Janas Libelle früher sogar dem Kitzinger Verein gehört hatte. Zufälle gibt es!
Als der Grill angeworfen wurde, tauchte auch endlich die Hängercrew auf und die Flieger konnten abgerüstet werden. Als wir wieder zurückgekehrt waren, war es bereits dunkel und das Abendessen fertig. Danach verabschiedeten wir uns von unseren neuen Freunden und machten uns auf den Heimweg. Um 1 Uhr morgens waren wir wieder am Platz.
Danke an die netten Jungs aus Kitzingen, die unsere Außenlandung mit ihrer Gastfreundschaft so unvergesslich gemacht haben!
Info am Rande: Team B hat es ganze 9km weiter auf den nächsten Flugplatz geschafft. Wir waren wohl einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Nur 14 von 31 Piloten haben diese Aufgabe erfolgreich beendet. Ich befand mich auf Platz 26.
Quelle: onlinecontest.org
Donnerstag 26.07.2018, 3. Wertungstag
Am Donnerstag kam dann die erste offizielle AAT Aufgabe des Wettbewerbs.
Die Wertungszeit betrug 3 Stunden. Abfluglinie war der Globus Parkplatz und Wendesektoren der Donnersberg mit einem Radius von 20km, Weinsberg und Walldürn mit ebenfalls 20km. Dies ergab eine Aufgabenlänge von mindestens 188,6km und maximal 397,5km.
Diese Strecke war relativ unspektakulär, sodass ich nicht näher darauf eingehen werde. Um ehrlich zu sein, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir nach den zwei Monaten, die die DM zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrages zurückliegt, die Erinnerungen an diesen Wertungstag fehlen. Aber soviel sei gesagt:
In den 3 Stunden schaffte ich eine Strecke von 252,2km, was einen Schnitt von 82,7km/h ergab und mir den 23. Tagesplatz sicherte.
Quelle: onlinecontest.org
Freitag 27.07.2018, 4. Wertungstag
Auch an diesem Morgen wurde man Punkt 7 von in Container fliegenden Steinen geweckt. Inzwischen hegte das halbe Camp dezenten Groll gegen angrenzendes Gewerbegebiet, brachte man uns dadurch doch um den so wichtigen Schlaf. Auch heute sollte es wieder Temperaturen jenseits der 35°C geben und bereits beim Frühstück stand einem der Schweiß auf der Stirn. Nach dem Frühstück machten Steffen und ich den Flieger fertig und schoben die „SW“ zur Startposition im Grid.
Punkt 10 Uhr gab es dann wie immer das altbekannte Briefing mit den heutigen Strecken.
Da das Wetter im Westen sehr gut sein sollte, sollte es heute über das Saarland gehen. Während die anderen vor sich hin grummelten, dass es dort angeblich nicht so gut gehen sollte, freute ich mich umso mehr meine Heimat endlich mal von oben zu sehen. Als Aufgabenzeit waren wieder 3 Stunden angesetzt. Abfluglinie war Deidesheimer Hof und die Wendesektoren lagen bei Kirn mit 15km Radius, Wustweiler 20km, danach ging es den langen Weg über den Pfälzer Wald zurück nach Sinsheim 30km und dann nach Hause. Beim vorletzten Schenkel käme man ziemlich nahe an der Airbase Ramstein vorbei und so wurden noch einmal deren An- und Abflugsektoren besprochen. Zwar hatte ich immer noch gewaltigen Respekt vor dem Pfälzer Wald, zumal es dieses Mal keine Möglichkeit gab ihn zu umfliegen, umso mehr überkam mich die Vorfreude. Kann man das Heimvorteil nennen?
Der Start lief auch heute problemlos und ich fand schnell Anschluss an die Thermik. Zügig nach der Abflugfreigabe flog ich ab und machte mich auf den Weg zu meinem ersten Wendesektor. Unterwegs traf ich das ASW15 Zweierteam „Reisegruppe Seischab“ (wie wir Micha und Angelika spaßeshalber nannten) und ich beschloss diese erst einmal zu begleiten. Bei der gestrigen AAT hatte ich mich zwar ganz gut geschlagen, aber sicher wäre wieder viel mehr drin gewesen, wenn ich nicht ganz so planlos an die Sache rangegangen wäre. Ich wollte mir einfach mal anschauen wie die Profis diese Aufgabenart flogen. Das Wetter war richtig toll. Unter 3,5m/s Steigen wurde nicht eingekreist und mit Arbeitshöhen von um die 2200m AGL machte es auch richtig Spaß von Wolke zu Wolke zu hüpfen. Und wer jetzt denkt „eine Ls7WL und zwei ASW15bWL…das passt doch gar nicht“, dem kann ich versichern, dass die beiden die fehlende Flugzeugleistung durch Können wettmachten. Nach einiger Zeit war ich zwar (logischerweise) ein gutes Stück höher, aber teilweise waren die beiden dermaßen flott unterwegs, dass ich sie nicht selten aus den Augen verlor. Hut ab!
Unterwegs mit den beiden Asw15
Den ersten Wendesektor flogen wir fast bis zu Ende aus und ließen unterwegs den ein oder anderen, der vor uns abgeflogen war, hinter uns. Das ED-R Baumholder war glücklicherweise inaktiv, sodass wir dieses ohne Probleme passieren konnten. Inzwischen musste ich hin und wieder sogar die Klappen ziehen, weil ich sonst zu hoch gekommen wäre. Die maximale Flughöhe war an diesem Tag bei 2896m MSL festgelegt und es wäre ein leichtes gewesen darüber hinaus zu schießen. Bombenwetter halt. Ich hatte einen Riesenspaß und genoss diesen tollen Flug über meine Heimat.
Eine tolle Höhe!
Den zweiten Wendesektor flogen wir auch fast aus und wendeten direkt vor dem Flugplatz Saarlouis Düren, wo quasi meine fliegerischen Anfänge liegen. Leider kam ich gar nicht dazu ein Foto zu machen, aber ein breites Grinsen konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen. Wir flogen nördlich an Saarbrücken vorbei und man konnte ganz genau die Dillinger Hütte erkennen. Kurze Zeit später trennte ich mich von der Reisegruppe und setzte meinen Weg alleine fort. Als ich etwas großes blaues zylinderförmiges am Boden erkannte, war meine Begeisterung gar nicht mehr zu bremsen. Ich war zu Hause. Was ich erkannte war der Gasometer der Neunkircher Hütte. Viele Jahre hatte ich dort gewohnt und meine gesamte Verwandtschaft war im Umkreis von ungefähr 10km verstreut. Irgendwie hat sich bis auf meinen Cousin Benni (der nun auch in Berlin lebt) und meine Wenigkeit, niemand weiter weg getraut. Umso schöner war dieses einmalige Erlebnis. Über meinem Heimatdorf Kohlhof stand ein wunderbarer Bart und ich nutzte die Gelegenheit, um ein paar Fotos für die Familie zu schießen. Dabei machte ich zwar den ein oder anderen Kreis zuviel, aber das war es mir in dieser Situation wert.
Furpach im Vordergrund mit den angrenzenden Dörfern Kohlhof und Ludwigsthal
Mit ausreichender Höhe heizte ich unter einer großartigen Wolkenstraße Richtung Osten. Mit 2000m über den Baumwipfeln sauste ich über den Pfälzer Wald und flog knapp südlich an Ramstein vorbei. So war dieser gruselige Wald weit weniger gruselig und machte sogar richtig Spaß! Unterwegs traf ich nun auch einige der anderen Klassen, deren Strecke die unsere nun kreuzte.
Über Lachen sammelte ich wieder Höhe (es ging immer noch bis 2500m AGL) und machte mich auf den Weg zum letzten Wendesektor. Da die Uhr sich unaufhörlich rückwärts drehte, stellte ich im Oudie (die beste Anschaffung seit langem! Sehr zu empfehlen!) den AAT Timer, um den optimalen Augenblick zum Wenden zu erwischen. Zwar lag der letzte Sektor im blauen, jedoch blubberte ungefähr in der Mitte ein kleines einsames Cumuluswölkchen munter vor sich hin. Eben jenes peilte ich an und sammelte noch einmal ein paar Meter. Jetzt sollte die Höhe dicke reichen, um den Sektor noch etwas auszufliegen und mit Schwung nach Hause zu kommen. Der Plan ging auf und mit Knüppel nach vorn, kam ich sogar ein wenig früher an.
Das war ja mal ein Wetterchen. Solch eine Arbeitshöhe hatte ich im Brandenburgischen noch nicht erlebt und ich war gespannt auf die Wertung. Da ich recht konsequent geflogen bin, war ich sogar recht zuversichtlich einen Platz im Mittelfeld zu erlangen.
Als alle Nachzügler hochgeladen hatten, war die endgültige Tageswertung beim Abendessen raus.
Mit einer Strecke von 315,8km und einem Schnitt von 105,26km/h (meine bisher schnellste Strecke) erkämpfte ich mir den 14. Platz. Das kann sich doch sehen lassen!
Quelle: onlinecontest.org
Am Abend sollte es die spektakuläre Mondfinsternis geben, über die man schon seit Tagen sprach (wenn man nicht über die Hitze klagte). Wir legten zwei Decken auf die Piste und starrten in die Nacht. Ehe wir uns versahen, wurde schnell angebaut und plötzlich hatten wir eine große Liegewiese und die anderen Camps neben uns. Was uns erwartete war unvergesslich. Der Mond färbte sich blutrot und auch der Mars leuchtete hell am Nachthimmel. Ein definitives Highlight dieser DM.
Ein toller Schnappschuss des „Blutmondes“ von Kai
Samstag 28.07.2018, 5. Wertungstag
Es ist interessant wie schnell auf so einem Wettbewerb die Zeit vergeht. Auch wenn man nie sonderlich lange in der Luft ist, ist doch der Tag vollgepackt. Auch wenn man an einem Samstag nicht vom geliebten Gewerbegebiet geweckt wird, so tun die Kirchenglocken das übrige. Nach dem Duschen und frisch machen, wird schnell das Frühstück hineingeschaufelt und der Morgenkaffee geschlürft. Danach wird der Flieger aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Morgentau abwischen und die Klebchen, die die Druckaufnehmer vor ungebetenen Krabbeltierchen schützen, abgezogen. Anschließend wird der Flieger ans Auto angehängt und am Wiegekommando vorbei zur Startaufstellung gezogen. Danach hat man noch ein paar Minuten Zeit, um sich im „Schatten“ zu erholen, bevor es zum Briefing geht. So nur rückwärts sieht es dann auch nach der Landung aus. Der Flieger wird geputzt und am Abstellplatz sicher vertaut und verklebt. Das Chaos im Cockpit wird beseitigt und die Loggerdatei wird auf dem Rückweg zum Camp bei der Flugleitung vorbei gebracht. Nach einer kurzen Akklimatisierung, wird das Abendessen organisiert und danach fällt man auch schon vollkommen erschöpft und gar gekocht ins Zelt. Das schlaucht und mir wird klar, wie wichtig eine gute körperliche Konstitution für solchen Spaß ist. Zwar hatte ich bis jetzt nur eine Außenlandung, aber die Hitze tut ihr Übriges.
So jetzt aber zur heutigen Strecke.
Das Wetter versprach nicht ansatzweise so gut zu werden wie am Vortag. Gegen Mittag sollte sich alles zuziehen und der Wind würde auch auffrischen. Auch wenn die Pilotensprecher nun eine (meiner Meinung nach wohlverdiente) Pause forderten, so blieb die Wettbewerbsleitung unnachgiebig und ließ uns pünktlich zum Briefing antreten. Um den möglichen Schauern ausweichen zu können und etwas Spielraum zu haben, bekamen wir auch heute wieder eine AAT Aufgabe. Abfluglinie war am Freefall Tower von Hassloch (den ich immernoch nicht aus der Luft erkannt habe), Wendesektor eins wieder beim Donnersberg mit 15km Radius, Sektor zwei lag nördlich von Mannheim bei Weinheim mit 20km Radius. Der letzte sollte Bruchsal sein, ebenfalls mit 20km Radius. Das ergibt eine Minimalstrecke von 86,1km, sowie Maximal 267,2km. Aufgrund der Wetterlage wurde Startbereitschaft auf 13:15 Uhr gelegt und ich nutzte die Zeit, um noch einmal schnell ins Decathlon zu düsen. Auch wenn ich immer einige Ersatzshirts einpacke, gingen diese nun auch zu neige. Das Camp hatte die leise Hoffnung, dass die Leitung vielleicht doch Einsicht hatte und den Tag neutralisieren würde. Nach 4 Tagen bei Temperaturen, jenseits der 35°C war man mehr als fertig und die ein oder andere kroch sichtlich auf dem Zahnfleisch. Einen Tag Pause käme uns allen sehr entgegen. Aber diese Hoffnung verwehte auch wieder in der Lachener Flugplatzsteppe und nach einigem nach hinten Geschiebe der Startbereitschaft, ging es dann doch los. Bereits jetzt war der Himmel überwiegend bedeckt. Mühsam kämpfte man sich nach dem Auskuppeln auf 1300m AGL und beim Kreisen traf ich Christina in ihrer Ls1f und wir fanden uns auf unserer Quatschfrequenz wieder. Da es sich abzeichnete, dass der heutige Wertungstag alles andere als einfach werden würde, beschlossen wir, es zusammen zu versuchen. Beim Warten auf die Freigabe der Abfluglinie verloren wir wieder einiges an Höhe, da es immer schwerer wurde brauchbares Steigen zu finden. Nachdem wir uns halbwegs wieder hochgekämpft hatten, flogen wir ab nach Nordwesten Richtung Donnersberg. Auf dem Weg fanden wir noch ein zwei gute Bärte, aber dann kam erst einmal nichts mehr. Über einigen Windkraftanlagen kämpfte die gefühlte halbe Clubklasse gegen das Absaufen. Nichts schien zu helfen. Fand man für ein zwei Kreise halbwegs brauchbares Steigen, war dies nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Jetzt gab es am Himmel nur noch wenige helle Flecken und die Steigwerte wurden immer schlechter. Der auffrischende Wind tat sein Übriges. Nachdem wir kurz vor Kircheimbolanden gewendet hatten, ging es dann weiter Richtung Wendesektor Numero zwei bei Weinheim. Unterwegs trafen wir Sarah im Cirrus die anscheinend ihre Teampartnerin Ines verloren hatte und wir entschieden uns ihr zu folgen. Wenn wir es heute irgendwie noch nach Hause schaffen sollten, dann mussten wir von den Profis lernen.
Inzwischen bewegten wir uns durchgehend weit unter 1000m AGL und über dem Odenwald zeigte mein Windrechner fast 40km/h an. Diesen Wendesektor flogen wir sogar fast ganz aus und peilten danach die Hangkante an, um diesen Nachteil zu unserem Vorteil zu nutzen. Da wir uns nun mit Gegenwind voran kämpften (der Himmel war nun vollends bedeckt und wir orientierten uns nur noch an der Struktur der Wolken. Noch gab es ein paar sichtbare Fetzen), hofften wir dort auf brauchbares. Allerdings hatten wir keine Chance. Im Meterchen, welches wir fanden, wurden wir nur noch mehr vom Wind versetzt und es blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Weg fortzusetzen. Da auf direktem Weg keinerlei Struktur mehr zu sehen war und man hier und da auch Schauer erkannte, flogen wir wieder nach Westen, da sich dort bei Worms ein klein wenig die Sonne erahnen ließ. Außerdem hätte man zur Not einen Flugplatz zum Landen. Auf dem Weg dahin ging gar nix. Der Höhenmesser drehte sich gnadenlos rückwärts und ich rastete sicherheitshalber die Wormser Platzfrequenz. In der Zwischenzeit schloss sich die versprengte Anna unserer Truppe an und nun suchten wir mit 4 Flugzeugen die Umgebung ab. In 470m kreiste dann endlich die erste ein und es ging mit einem zarten Meter nach oben. Auch wenn wir ziemlich versetzt wurden, blieben wir drin und kämpften weiter um jeden Meter. Solange Worms noch erreichbar blieb, versuchten wir es erst einmal hier. Vielleicht entwickelte er sich ja noch! Sarah, die ein gutes Stück unter uns war und nicht mehr zu steigen schien, setzte die Suche ein wenig nördlicher fort…und kreiste kurze Zeit später ein. Der Bart des Tages mit fast 3m/s unter einer vollkommen geschlossenen Wolkendecke…wow! Christina und Anna flogen bald ab auf direktem Weg nach Süden. Da Sarah und ich noch etwas tiefer waren (wir hatten leider keinen Funkkontakt) machten wir noch ein paar Meter. Mit unglaublichen 1700m AGL hatte man sogar fast wieder eine Chance das Ganze zu schaffen. Jetzt galt es sich zu entscheiden: der direkte Weg nach Süden (zwar war da noch ein zwei Kilometerchen eine Art „Wolkenstraße“, aber diese reichte nie im Leben bis zum Sektor) oder den Umweg nach Südwesten zu den sichtbaren Fetzen. Die anderen beiden entschieden sich für Variante A, wir für B. Man musste auch mal pokern. So flogen wir noch recht optimistisch diesen Fetzen an und es passierte…erst einmal gar nichts. Kein Steigen, nicht mal der Hauch davon. Shit! Ich tippte wie wild auf meinem Lx7007 herum, ob es von dieser Position vielleicht doch noch möglich wäre den Sektor anzukratzen und nach Lachen zurückzukehren. Ich wurde enttäuscht und konnte mich mithilfe des Endanflugrechners entscheiden, ob ich in Sinsheim lande oder den letzten Sektor sein lasse, um wenigstens nach Hause zu kommen. Ich entschied mich für Zweites und nahm Funkkontakt mit Lachen auf. Es häuften sich die Außenlandemeldungen und ich funkte die 10km Meldung. Die Höhe sollte eigentlich passen. Sarah, funkte ihre Außenlandung kurz vorm Platz und bei mir sollte es auch noch spannend werden: auf den letzten Kilometern fing es nämlich an zu regnen. Zwar nicht viel, aber bereits die paar Tropfen auf den Flächen ließen den Zeiger des Varios tief im negativen Bereich verschwinden. Und vor mir lag der Wald. Scheiße! Oberkacke! Jetzt hieß es schnell eine Entscheidung zu treffen. Zwar hatte ich noch 300m über Grund, jedoch ging es stetig abwärts. Der Blick aus dem Cockpit nach einer geeigneten Landemöglichkeit vor dem Wald, war aufgrund des Regens nicht möglich. So entschied ich mich es doch in Lachen zu versuchen. Zur Not würde ich einfach direkt und quer einlanden. Sonderlich viele Landebewegungen schien es ja sowieso nicht zu geben. So hielt ich die Luft an und versuchte keinen einzigen unnötigen Ruderausschlag zu machen. Glücklicherweise erwischte ich kurz vor dem Wald eine kleine regenfreie Lücke und ich hatte noch genug Höhe mich in die Platzrunde einzugliedern. Nochmal Schwein gehabt! Ich hatte zwar noch genügend Luft zwischen meinen Flächen und den Bäumen, den Respekt vor Bäumen hatte ich trotzdem und mein Selbsterhaltungstrieb was die Fliegerei angeht ist bekanntlich doch relativ ausgeprägt.
Nach dem Abstellen der „SW“ machte ich mir erst einmal ein Bild der Lage. Die allermeisten unseres Grids lagen im Umkreis von 100km wild verstreut auf Flugplätzen und Feldern. Christina kam kurze Zeit später angeschwebt und hatte sogar die Aufgabe bewältigt (was ihr den Tagessieg in der Frauenwertung sicherte. Hut ab!). Ich landete mit meinem Herumgegurke auf Platz 11. Im Nachhinein macht man sich natürlich immer viele Gedanken, was man anders hätte machen können. Wenn ich oben genannte Variante A gewählt hätte…hätte, hätte, Fahrradkette. Auf jeden Fall war ich trotzdem mehr als glücklich es überhaupt bei dem Wetter so weit geschafft zu haben.
Quelle: onlinecontest.org