Unterwegs auf Strecke

Vereinscup Brandenburg 19.-22.April 2019

Nach einer spontanen vorbereitenden Lehrgangswoche, kam endlich Ostern und damit verbunden der erste Wettbewerb des Jahres. Am Donnerstag den 18.04. ging es dann samt Ls7 „WL“ wieder nach Brandenburg. Da Elena für den Zeitraum kein Vereinsflugzeug bekommen konnte, überließ ich ihr die „VS“, damit wir zusammen fliegen und unseren Teamflug verbessern konnten.
Die liebe Anja bereicherte spontan das Team Sally und so düsten wir Richtung Westen.
Leider kamen wir erst recht spät aus Friedersdorf los, sodass wir uns beeilen mussten, um nicht im komplett Dunkeln unser Zelt Versailler Ausmaße aufzubauen.

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Auto gepackt, es kann losgehen!

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Das Team!

Tag 1, Karfreitag 19. April 2019

Karfreitag kam und damit auch der erste Wertungstag. Nach dem Frühstück rüsteten wir die „SW“ auf und trafen auch gleich Freunde vom letzten Jahr. Gemeinschaftlich waren alle Flugzeuge fix zusammengesteckt und vorbereitet.
Beim Eröffnungsbriefing wurden die Platzverhältnisse noch einmal erklärt und die Aufgaben bekannt gegeben. Eine Racing Task über 240km mit den Wendepunkten Elster, Brand und Jüterborg stand uns bevor. Das Wetter versprach gute Blauthermik und hochmotiviert zogen wir das Fliegerchen ins Grid. Elena kämpfte derweil mit ihren gesponserten Colibri-Logger, der anscheinend unter Orientierungsprobleme litt. Da die Startbereitschaft auf 12:30 Uhr angesetzt war, hatten wir genügend Zeit noch einmal unsere Taktik zu besprechen und kamen zum Schluss, dass das schon irgendwie klappen wird und wir uns sicher irgendwie durchwurschteln.

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Team VS-SW…Spaß haben wir auf jeden Fall

Dann ging es endlich los. Ziemlich flott nach Brandenburger Marnier war der Windenschlepp und im Gegenanflug fand ich direkt ein hübsches Bärtchen, welches mich auf 1300m beförderte.  Nun erinnerte ich mich wieder an die wunderschöne Umgebung des Flugplatzes. Der Beetzsee liegt direkt im Westen des Platzes und laut den einheimischen Piloten „Geht da meist was“. Dahinter die eigentliche Stadt Brandenburg, über der es fröhlich vor sich hin blubberte. So war das Warten auf die Startfreigabe kein Problem und ich konnte mich ganz auf das Pulken konzentrieren. Nachdem Elena und ich uns in der Luft gefunden hatten, schraubten wir uns auf 1920m MSL und dann ging es auch schon los nach Süden. Der erste Schenkel ging richtig gut. Wir waren einmal kurz unter 1300m und die Bärte zogen zuverlässig mit 2-3m/s. Auch bestätigte es sich wieder, dass bei Blauthermik Windkraftanlagen ein guter Orientierungspunkt sind. Nach etwa einer Stunde hatten wir die erste Wende in Elster (Elster erkennt man gut aus der Luft, da dort die Elbe den Knick macht) erreicht und flogen nun nach Osten Richtung Brand. Vor uns lag der Wald bei Oehna, der meist auch recht gut geht und dort trat ich einen hübschen Aufwind mit über 3m/s ein. Nach und nach befand sich die gefühlte halbe Clubklasse im Bart und als ich Elena das Zeichen zum Weiterfliegen per Funk geben wollte, merkte ich, dass ich nicht mehr funken konnte. Zwar empfing ich alles, aber mich verstand niemand mehr. Das Problem war bereits von der DM bekannt und unser technischer Leiter Marko meinte, es liegt an den Akkus. Zwar hatte ich einen brandneuen Akku mit hoher Kapazität mitgenommen, aber anscheinend war die Spannung bereits im kritischen Bereich. Und so viel habe ich nun wirklich nicht gequatscht!

Nunja, also mussten wir erst einmal mit einseitiger Kommunikation weiter und hielten Kurs auf Brand und flogen in 1920m ab. Der Wald trug erst einmal gut und wir peilten die Windräder nördlich von Reinsdorf an. Und es kam…nichts! In 800m AGL fanden wir uns kurz vor dem Waldstück parallel zum Luftraum wieder. Zwar traten wir einen erst ziemlich guten Aufwind ein, aber in 1200m war dieser auch schon wieder weg und nicht mehr auffindbar. So ein Mist!

Inzwischen hörten wir die ersten Außenlandemeldungen. Ines und Sarah sind bei Oehna eingeschlagen und wenn selbst die Profis an diesem seltsamen Tag scheiterten, wie sollte ich es denn schaffen? Ohje!

Zwischenzeitlich trafen wir Max im Jantar und wir teilten uns auf. Zwar blubberte es hier und da aus dem Wald heraus, aber etwas richtig Brauchbares fanden wir nicht. Man flog ein paar Meter, das Vario schlug aus, man kreist ein und nach zwei drei Kreisen ist er wieder weg. Die Versuche den Bart zu zentrieren schlugen fehl und so flog man weiter. Wieder das gleiche Spiel. Nachdem wir viermal ein paar Kreise gedreht hatten, mussten wir mal wieder etwas finden. Zwar befanden wir uns nach wie vor auf ungefähr 1200m, aber zwischendurch gab es wieder starke Sinkgebiete und die weitere Strecke führt über Wälder und die vergangenen Minuten waren äußerst mühsam und kräftezehrend. Außerdem wusste ich ja, dass Landen in Brand momentan auch eine ziemlich doofe Idee war.
So tasteten wir uns weiter nach Osten, immer in Habacht, ob nicht doch wieder das Vario ausschlägt. Der Jantar flog vor und kreiste ein gutes Stück vor uns ein. Mit der Ls7 war es kein Problem in brauchbarer Höhe am Bart anzukommen, aber die Asw19, die ein wenig schlechter gleitet kam unter mir an und fiel leider aus der Thermikblase raus. Mich beförderte der Bart auf angenehme 1600m und ich flog erst einmal weiter. Aufgrund meiner Funkprobleme, konnte ich mich auch leider nicht mit ihr verständigen und so endete an dieser Stelle leider unser Teamflug. Ein paar Kilometer weiter stand der nächste brauchbare Bart und dieser spukte mich in 1800m aus.
In Brand kam ich in 1200m an und glücklicherweise Stand dort wieder der Cargo-Lifter-Aufwind. Richtig stark war er nicht, aber mit fast 2m/s beförderte er mich wieder auf eine brauchbare Höhe. Nun ging es mit Rückenwind zurück nach Westen Richtung Jüterborg. Nachdem wie aus Zauberhand auf einmal das ein oder andere gute Steigen aus dem Waldstück von eben kam, entschloss ich mich meine weitere Strecke erst einmal darüber zu legen. Es war Nachmittag und die Sonne stand schon so niedrig, dass die Sicht nach Westen ziemlich schlecht wurde. Die Flugzeuge vor mir hatte ich in dieser Suppe aus den Augen verloren und so  ging es erst einmal alleine weiter.
Ich war inzwischen wieder ziemlich entspannt und als ich südöstlich von Baruth den Bart des Tages eintrat wusste ich, dass ich es doch irgendwie schaffen würde.
Zwar ging es danach wieder ordentlich nach unten und bis Jüterborg stand nur noch ein Bart, aber das war mehr als ausreichend. Zwar war dieser nicht ganz so stark wie der letzte aber er spukte mich in angenehmen 1700m aus. Zwischen Jüterborg und Brandenburg liegen ca 54km, also fehlte noch ein Bart. Inzwischen hatte ich auch wieder den Jantar entdeckt, der ein gutes Stück unter mir auf die Stadt zuhielt. Mal hier ein Suchkreis, mal dort ein Kreis, aber erst einmal kam nichts Brauchbares. Die zweite Möglichkeit war der Flugplatz „Altes Lager“, der auf der Ostseite mit Solaranlagen umbaut ist.
Das Vario schlug aus und nach ein paar Kreisen, hatte ich einen konstanten, wenn auch mittelprächtigen Bart, aber so richtig zufrieden war ich damit nicht. Da es aber kurz vor 17 Uhr war und ich nicht wusste, wann auf einmal der Schalter sich umlegen sollte, nahm ich das Steigen mit. Mit 1450m AGL ging es dann weiter auf Kurs. Die Wende hatte ich bereits kurz zuvor genommen und nun ging es nach Nordwesten zurück nach Hause. Über dem Waldstück sammelte ich noch ein paar Meter für meine Endanflughöhe und ich begann in 1700m meinen laaaaangen Endanflug. Anfangs stellte ich meinen MC noch auf 0,5m/s ein und schlich Richtung Heimat, aber das war gar nicht nötig. Da ich auf die letzten 15km noch immer 1000m hatte, gab ich nun Gas. Mit über 200km/h über Grund schoss ich Richtung Zielkreis und kam dort in 500mAGL an.

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Geschafft!

Ein wenig später nach mir kam auch Elena in Brandenburg an und wir tauschten unsere Erfahrungen des heutigen Tages bei einem wohlverdienten Bier aus. Auch erfuhren wir, dass insgesamt 4 Piloten unserer Klasse außengelandet sind. Ich schaffte es trotz meines hohen Index auf Platz 3 des Tages, dichtgefolgt von Max im Jantar und Elena. Mit dem Ergebnis war ich ziemlich zufrieden und dementsprechend motiviert fieberte ich dem nächsten Tag entgegen. Wir ließen den Abend mit einer gemütlichen Runde um den Grill ausklingen und nach und nach trudelten auch die Rückholmannschaften wieder ein. Zum Glück ist alles heile geblieben.

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Quelle: onlinecontest.org

Tag 2, Samstag 20. April 2019

Der nächste Flugtag begann für uns ein wenig später, da wir die „SW“ über Nacht aufgerüstet ließen. Wir befreiten sie lediglich vom Morgentau und den Klebchen, die ich auf die Drucklöcherchen geklebt hatte, um zu verhindern, dass sich dort Krabbelgetiers einnistet. Den Heckakku hatten wir auch über Nacht sicherheitshalber geladen und das Höhenleitwerk musste kurz wieder demontiert werden.

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Unsere „Ecke“ auf dem Flugplatz

Beim Briefing wurde der letzte Tag ausgewertet und für den heutigen Tag eine AAT vorgegeben. Da die Thermik erst recht spät beginnen sollte, war Startbereitschaft wieder auf 12:30 Uhr festgelegt. Da wir schon fertig mit den Vorbereitungen waren, stellten wir das tapfere Fliegerchen schon ins Grid und Anja und ich begannen mit einem spontanen Picknick. Wir breiteten die Picknickdecke unter der Fläche aus und packten so mancherlei Leckerei aus. Nach und nach versammelten sich weitere Piloten bei uns und es wurde eine lockere lustige Runde.

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Clubklasse-Grid

Ans Fliegen dachte so wirklich keiner mehr und nachdem mehrere Male die Startbereitschaft verschoben wurde, kam dann endlich die Nachricht, dass neutralisiert wird. Da der Schnüffler von nicht wirklich zuverlässigen Steigen in unzureichenden Höhen berichtete, kam die Entscheidung uns dann doch gelegen. Trotzdem wurde den motivierten Piloten eine Startmöglichkeit angeboten.
Ich nutzte die Gelegenheit und packte mir Sarah (bevor sie sich wehren konnte) in die DG1001 vom FKB ein und schwupps waren wir schon oben. Ich wollte unbedingt mal einen Hochleistungsdoppelsitzer ausprobieren und war aufgrund meiner Begleitung umso lernwilliger mir noch ein paar Tricks abzugucken. Und was soll ich zum Wetter sagen? Auf einmal ging es doch noch richtig gut! Ordentliches Steigen brachte uns auf 1600m und wir machten einen kleinen Ausflug nach Rathenow. Unterwegs trafen wir so manchen Piloten aus der Mixed, da einige versuchten die Aufgabe zu fliegen. Zwar mussten wir uns einmal aus 800m ausbuddeln (ich rutschte da schon wieder unruhig auf meinem Sitz hin und her), aber ansonsten war der Flug ein großer Spaß. Nach anderthalb Stunden landeten wir wieder. An das hohe Fahrwerk der DG muss man sich aber doch erst einmal gewöhnen.
Danke an den FK Brandenburg sowie die liebe Sarah für das tolle Erlebnis.

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Hexenpower!

Tag 3.  Ostersonntag 21.04.2019

Der dritte Tag brach an und so langsam kam Routine in die Bude. Aufstehen, duschen, Frühstücken, Flieger vorbereiten und dann Briefing. Und das alles tiiiiieeefeeeenentspaaaaaant.
Bis zum folgenden Moment:
Die „SW“ stand schon fix und fertig im Grid, auf einmal hörte ich lautes Gefluche von Seiten meiner Teampartnerin. Das Colibri-Nupsi (Die USB Buchse) hat sich anscheinend selbstständig gemacht und einen Fluchtversuch gestartet. Und zwar am Fahrwerkshebel vorbei unter den Sitz. Also schnappten wir uns den Team-Sally-Werkzeugkoffer und bauten am Start die Sitzschale aus. Und so eine ASW19 Sitzschale hat verdammt viele Schrauben. Auf jeden Fall hatten wir besagten Nupsi nach ein paar Minuten wieder gefunden und begannen mit freundlicher Unterstützung eines anderen Piloten mit der Montage. Dann der nächste Schock! Eine Unterlegscheibe war weg. Also nochmal die Sitzschale ausbauen und schauen.

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„Notoperation“ an der VS

Ab diesem Morgen war irgendwie der Wurm drin, da sich das nächste Problem auch schon angebahnt hat. Nicht nur ich hatte ein Funkproblem, auch die „VS“ schien aus Solidarität mit der „SW“ sich zu sagen „Wenn du nix sagen kannst, kann ich nix hören“. Der Lautsprecher ist einfach dreisterweise ausgestiegen. Zwar wären wir jeweils mit einem Handfunkgerät losgeflogen, aber das war alles andere als suboptimal. „VS“ stand an diesem Morgen für „Vunkstörung“.
Und nebenbei wurde es dann auf einmal unruhig. Es ging los!
Ich verabschiedete mich und sprang in meinen Flieger.
Die heutige Aufgabe war wieder eine Racing Task mit 212km und den Wendepunkten Zellendorf, Walddrehna und Treuenbrietzen.
Nach dem Ausklinken bog ich in die Nordplatzrunde und fand sogleich auch meinen ersten Aufwind. Mit rund 2m/s schmiss er mich auf 1000m raus. Der nächste ging schon bis auf 1400m und ich düste munter über Brandenburg herum, auf die Startfreigabe wartend. Da Elena anscheinend am Boden blieb, um die Mängel zu beheben, fand ich mich mit Sven (der freundlicherweise wieder aus seiner „SW“ eine „8W“ gemacht hat) zusammen und wir flogen gemeinsam los.

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Pulken über Brandenburg

Achso, ich vergas zu erwähnen, dass es auch heute wieder „Sau-Blau“ war. Aber da muss man halt durch. Nördlich von Golzow traten wir den zweiten Bart ein, der uns auf entspannte 1700m brachte. Die nächsten 25km machten wir keinen einzigen Kreis, da der Wald südlich Lehnin ziemlich gut trug. Lediglich bei Treuenbrietzen paar Kreise. Kurz vor der ersten Wende buddelten wir uns aus 870m aus. Blöderweise stieg auch heute mein Funk aus und mit der Handquake war es alles andere als optimal. Da ich mich nicht mehr verständigen konnte, verlor ich hier die Ls4, da Sven den Bart verlor und woanders suchen wollte. Auch sah ich ihn nicht mehr und als bei mir in 1200m das Steigen nachließ, setzte ich meinen Flug vor. Ich wollte unbedingt schneller werden und da am heutigen Tag das Steigen zuverlässig kam, machte ich mir auch da keine Gedanken. Bei Blauthermik empfiehlt es sich zwar mit einem Teampartner loszufliegen, um sich aufzufächern und um eine größere Fläche absuchen zu können, aber am gestrigen Tag ging es ja auch alleine ganz gut. So flog ich also nach Osten Richtung zweiter Wende und über dem Wald südlich Oehna fand ich den Bart des Tages. Mit 4m/s katapultierte er mich auf 1800m. Wenn es doch immer so wäre. An dieser Stelle fing es an mir richtig Spaß zu machen. Ich hielt mich über dem Wald und kreiste bis zu Wende anderthalb mal. Nun ging es nach Nordwesten. Bei Schoena Kolpien traf ich Sven wieder, der erst auf dem Weg zur Wende war und der mir einen tollen Bart anpinselte. So setzte ich mit frisch gewonnener Höhe meinen Weg fort. Nun ging es über die Felder, aber ich hatte schon einen genauen Plan, wie ich weiter vorgehen wollte. Ich würde einen kleinen Umweg über die Windanlagen nördlich Reinsdorf nehmen. Immerhin hatte ich 1700m und bis jetzt zogen diese immer zuverlässig. Also los! Hochmotiviert flog ich los und ich summte die „Indiana Jones“ Melodie. Na Na Na Naaaaa Na Na Naaaaa.  Leider dachte mein Vario, es müsste mitsummen und zwar mit einem tiefen „Nööööööööö“. So glitt ich vor mich hin und war Anfangs noch motiviert und sagte mir „Da wird schon noch was kommen“. Ich orientierte mich ein wenig an Dörfchen und…nix! Windräder…nix! Kleine Solaranlagen bei Bauernhöfen…Doppelnix! Kurz vor Jüterborg war ich dann auf 700m und da mein Vario zart ausschlug machte ich ein paar Kreise. Es war ein bisschen mehr als nix, aber das war mir nicht genug. Noch dachte ich, dass es doch über Jüterborg blubbern sollte. Und wenn das nicht der Fall sein sollte, die Solaranlagen bei Altes Lager. Also auf nach Jüterborg. Das Vario brüllte mich weiterhin mit „Nööööööö!“ an und wenn es Hände hätte…ja ich glaube es hätte mir den Mittelfinger gezeigt. Über Jüterborg gab es nicht einmal ein Zucken in die richtige Richtung. In 600m bog ich zum Flugplatz ab und meldete mich schon einmal im Funk an (Lustigerweise funktioniert mein Luft-Boden-Gefunke), da dort auch reger Flugbetrieb mit Drachen und Teebeuteln herrschte. Man machte mich auf Schleppbetrieb aufmerksam und ich umflog die Bahn in östlicher Richtung. Da auch die Solaranlagen nicht einmal den Hauch von Thermik brachten, fragte ich freundlich nach, ob man mir denn einen Hotspot empfehlen könnte. Man antwortete mir, dass es vor kurzem im Wald nördlich vom Flugplatz gebrannt hätte und es dort in der so entstandenen Lichtung meist ganz gut ginge. Da ich nur noch 400m hatte und mich südlich vom Platz befand, wagte ich mich nicht bis dahin, da es doch noch ein gutes Stück bis zu der Stelle war. Mein letzter Versuch war die Waldkante nördlich von „Altes Lager“. 300m! Ich brüllte in den Himmel, dass ich doch wenigstens eine Chance möchte. Und als ob der Thermikgott mich gehört hätte…das Vario zeigte das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit Steigen an. Steigen war übertrieben. Es war immerhin kein Sinken. So krallte ich mich an diesem positiven Nuller fest und begann zu kämpfen. Bloß nicht den Aufwind verlieren. Unterdessen fragte man mich per Funk wo ich denn noch hinwolle. Ich entgegnete, dass über einen Abstecher nach Treuenbrietzen Brandenburg mein Ziel sei.
Unendlich langsam gewann ich Meter für Meter. Zwar löste sich mein bis jetzt guter Geschwindigkeitsschnitt in Luft auf, aber momentan wollte ich einfach nur wieder nach oben. Gefühlt war ich tiefer als die Windräder im Wald nördlich von mir und mit maximal 0,5m/s gewann ich die ersten 100m, aber auf einmal war das Steigen weg. Ein Stückchen neben mir kreisten zwei Drachenflieger und ich dachte mir, dass es ein Versuch wohl wert sei. Mit einer Ls7 mit Unter-Unterfahrt Kreisen ist mehr als sportlich. Zum Glück habe ich inzwischen soviel Erfahrung auf dem Flieger, dass es mir möglich war mit den beiden zu Kreisen ohne, dass der Flieger zu bockig wurde. Zwar schüttelte die „SW“ hin und wieder, aber da nahm ich einfach wieder etwas die Nase runter und korrigierte meinen Kreisflug. Da dieser Bart nach einigen Metern auch wieder zu Ende war und meine beiden Kameraden das Weite suchten, versuchte ich es ein wenig südwestlich über einem Bauernhof. Inzwischen kämpfte ich schon 10 Minuten über dem Flugplatz, aber an Aufgeben war noch nicht zu denken. Und dann. Ganz sachte und fast nicht zu erkennen hob sich eine Fläche. Das Vario zuckte noch nicht einmal und ich kreiste schon ein. 0,5m/s…immerhin. Ein wenig zentrieren. Bloß nicht zuviel 1m/s. Na wird doch! Nach zwei Kreisen ein weiteres zartes Zentrieren nach Westen. Nur ein paar Meter! Nur nicht rausfallen 2m/s. Jawohl! Jetzt nur nicht rausfallen. Der Zeiger auf meinem Höhenmesser drehte sich endlich wieder in die richtige Richtung. In 700m war die Thermik auf einmal verschwunden. Nun stand ich vor der Entscheidung meine Strecke fortzusetzen und mich über den Wald zu wagen (da an diesem Tag die besten Bärte im Wald ausgelöst wurden), oder erst einmal im Gleitbereich des Flugplatzes weiterzusuchen. Ich entschied mich für zweites, da die letzten Minuten ganz schön Nerven gekostet hatten und ich große Waldstücke doch ziemlich gruselig finde. Mein Selbsterhaltungstrieb ist doch ziemlich ausgeprägt und ich begann in der westlichen Verlängerung der Bahn zu suchen. Nach kurzer Zeit schlug auch hier das Vario aus und ich erkämpfte mir weitere 300m Höhe. Nun wollte ich mich über den Wald wagen. Kurz vor besagter Waldkante hob sich aber meine linke Fläche und ich kreiste ein. Nach zwei Kreisen flötete mir mein Oudie „Task on final glide“ entgegen. Ohne Witz, das sind die schönsten vier Worte, die ich kenne. Ich verabschiedete mich im Funk und in 1500m setzte ich Kurs auf Treuenbrietzen.

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Zusammen mit dem Drachenflieger über Altes Lager

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Ausgebuddelt! Weiter geht’s!

Das Waldstück trug richtig gut und ich erreichte Treuenbrietzen in 1300m. Nächstes Ziel: Brandenburg in 36km Entfernung! Bei Brück machte ich noch ein paar Angstkreise. Mein Schnitt war sowieso im Eimer und ich hatte für heute genug von spannenden Heldentaten. Ich wollte einfach nur noch nach Hause. Nach 100m Höhengewinn zeigte mein Endanflugrechner 500m Ankunft über Brandenburg an. Damit konnte ich mich anfreunden und flog weiter. Falls ich eine gute Linie finden sollte, könnte ich ja auf den letzten Kilometern wieder Gas geben. So geschah es auch und ich kam in 350m an. Nach einem schönen Endanflug über den Beetzsee rollte ich nach links aus.

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Endanflug über den Beetzsee
Nachdem ich ausgestiegen war und mein Handy wieder aus dem Flugmodus erweckt hatte, klingelte mein WhatsApp. Mein „Chef“ Janki schickte mir ein Foto „SW im Endanflug“. Jetzt war ich mehr als verwirrt und antwortete mit „Hääää? Wo bist du?“. Ein paar Minuten später putzte er mein tapferes Fliegerchen und half beim Verzurren. Was für eine Überraschung!

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„SW“ im Endanflug
Achso: Während ich mehr oder weniger munter vor mich hin flog, ist die vermisste Unterlegscheibe der „VS“ wieder aufgetaucht. Der freundliche Helfer hatte unter eine Schraube zwei Scheiben gelegt und nachdem die Hälfte der Schrauben wieder demontiert war, hatte man plötzlich zwei in der Hand. Auch der Lautsprecher wurde ersetzt und funktionierte wieder einwandfrei. Hatte der heutige Tag doch etwas Gutes.
Ich erreichte den 4. Tagesplatz trotz meinem halbstündigen Abstecher zum Alten Lager.

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Quelle: onlinecontest.org

Tag 3, Ostermontag 22. April 2019

An diesem Morgen wachte ich bereits vor dem Wecker auf. Das Zelt wackelte bedrohlich und ich war wieder einmal sehr dankbar, nicht mit den Heringen gespart zu haben. Der Wetterbericht hatte für diesen Tag bereits starken Wind und Böen angekündigt und dementsprechend fühlte es sich auch an.
Am Abstellplatz östlich der Halle verteilten wir die Flieger alle in Sicherheitsabstand zu einander, denn die Flächen wackelten im Wind.
Der Rest war wie immer. Flieger aufgeweckt und auf die andere Seite des Flugplatzes gezogen. Dort konnte man bequem die gesamte Ausrüstung zu Fuß vom Zelt zum Fluggerät transportieren.
Heute gab es zur Abwechslung eine AAT, aber die Richtung blieb die Gleiche. Wiesenburg mit 20km, Schoena Kolpien 40km und wieder Treuenbrietzen mit 5km. Die Startbereitschaft wurde heute etwas früher auf 12 Uhr festgelegt. Kurze Zeit später stand die „SW“ wieder fix und fertig im Grid und ich legte mich ein wenig unter die Fläche und döste vor mich hin. Elena wollte an diesem Morgen schon abreisen, da sie eine weite Strecke vor sich hatte. So verabschiedeten wir uns, aber heckten schon die nächsten Pläne aus.
Als der Schnüffler startete, dann die Ernüchterung. Der erste Versuch endete nach einer Platzrunde. Das motiviert natürlich ungemein. Blau, starker Wind und Naja-Thermik.
Beim zweiten Versuch blieb er dann oben, aber man erkannte deutlich den Versatz beim Kreisen. Für die leichte Clubklasse bedeutet das Jojo Spielen. Man kämpfte sich hoch, flog vor und kam quasi wieder am selben Punkt, bei dem das Kreisen startete in gleicher Höhe an. Na klasse!
Nachdem sich der Schnüffler einige Minuten halten konnte, ging es dann los.
Seufzend stieg ich ein und mir graute es bereits. Zwar hatte die Ls7 durch ihre guten Gleiteigenschaften bedingt einen Vorteil, aber zerrissene Thermik mag sie absolut nicht.
Aber ich habe mir geschworen, nie einen Wertungstag ausfallen zu lassen, wenn es mir möglich ist zu fliegen (Technische Probleme natürlich ausgeschlossen). Also los! Der Start fühlte sich an, als wäre man ein Drache an der Schnur. Während ich mich mit zarten 1,5m/s nach oben kämpfte entfernte ich mich immer weiter vom Flugplatz. Das war abzusehen, aber trotzdem relativ unschön. Zwar konnte man sich in der Wartezeit oben halten, aber mit einer Basis von 1000m und zerrissener Thermik war trotzdem nicht viel Luft nach unten. Im Funk kam dann irgendwann die Ansage, dass die Startlinie geöffnet sei, aber die heutige Aufgabe eher freiwilliger Natur war und trotzdem in die Wertung einginge (was irgendwie ja ein Widerspruch in sich ist). Ich musste…nein ich WOLLTE los! Schließlich musste ich meinen 3. Platz verteidigen. Während ich mir noch Mut zusprach begannen die Diskussionen unter den einzelnen Teams im Funk. Ich flog ab, bevor ich es mir anders überlegen sollte. Allerdings drehte ich nach einigen Kilometer wieder um, da ich nach dem Überfliegen der Startlinie viel Höhe verloren hatte. Und das war die richtige Entscheidung, denn auf einmal hob sich die Basis sichtlich an. Gurkte man bisher maximal in 1100m herum, so erreichte man nun mit etwas Glück 1350m. Bei dem Wind könnte das den entscheidenden Unterschied ausmachen. Ich flog gemeinsam mit Daniel und Benedikt (jeweils in einer Ls1f) ab. Blöderweise vergas ich auf die Uhr zu schauen, wann ich die Startlinie überflogen hatte. Leider war (und ist …falls mir jemand weiterhelfen könnte, wäre ich mehr als happy)   mir unbekannt, wie man beim Oudie ein zweites Mal den Abflug aktivieren konnte, was bei einer AAT Aufgabe ziemlich wichtig ist, damit man seine Restzeit genau im Auge hat.
Auf jeden Fall bin ich todesmutig Richtung Süden abgeflogen. Der Kampf gegen den Wind, der laut meinem Rechner oben 40 km/h betrug hatte es ganz schön in sich. Zum Glück flogen die Piloten der Clubklasse, die die Aufgabe wagten, relativ kompakt los und so konnte man sich wunderbar an den anderen orientieren. Und siehe da: trotz des starken Windes wurden mit zunehmender Flugzeit die Bärte stärker und zuverlässiger. Zwar waren diese bei weitem nicht den Aufwinden der letzten Tage vergleichbar, aber 1,5-2m/s reichten, um irgendwie vorwärts zu kommen.

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Das Leben ist wie Blauthermik, irgendwie wurschtelt man sich durch!

Den ersten AAT-Kreis bei Wiesenburg durchflog ich in einem sehr flachen Winkel und setzte gemeinsam mit den anderen Flugzeugen den Weg Richtung Schoena Kolpien fort.  Kurz vor der Ecke des Schönefelder Luftraumes, traf ich den Bart des Tages, der mich mit fast 3m/s auf 1700m brachte. Darüber stand sogar der Hauch eines Cumuluswölkchens. Das erste in diesem Wettbewerb! Während drei weitere Piloten und ich uns dort fröhlich hinaufschraubten, bekam ich auf einmal einen riesen Schrecken. Eine Zweimot flog keine 150m über unseren Pulk hinweg Richtung Berlin. Das war doch ziemlich knapp und wir fragten uns, ob er uns nicht gesehen, oder sich einfach gedacht hatte „Ach da flieg ich halt drüber“. Auf jeden Fall war ich wieder hellwach und suchte schnell das Weite. Nun orientierte ich mich (mal wieder) an Jüterborg und sah, dass der Wald Nordwestlich der Stadt brannte. Im Funk wurde eine Meldung an die zuständige Stelle abgegeben und weiter ging es.  Auf Kurs Richtung Brand standen nun auch ein paar Fetzen und ich beschloss noch einen mitzunehmen. Westlich der Stadt traf ich Fritzi im Duo und wir stiegen auf knapp 1600m. Er flog weiter nach Osten und ich nahm die Wende. Noch ging es zwar ziemlich gut, aber es war schließlich auch schon 16:30 Uhr und Treuenbrietzen musste ja auch noch abgeflogen werden. Also los!
Die letzte Wende passierte ich in 1200m und bog nun nach Norden Richtung Brandenburg ab. Ungefähr 41km hatte ich noch vor mir und unterwegs würde ich mir noch ein paar hundert Meter suchen müssen. Kurz vor dem (freien) ED-R 54 bei Lehnin war ich noch in 1000m und ich wollte nicht unbedingt in dieser Höhe über den doch ausladenden Wald donnern. Irgendwie hatte ich dabei ein schlechtes Gefühl. Als das Vario leicht ausschlug kreiste ich also ein. 0,5m/s…naja irgendwie nicht so ganz das gelbe vom Ei. Glücklicherweise huschte in diesem Augenblick Rolf in der Ls8 an mir vorbei und kreiste ein wenig später ein. Per Funk teilte er mir mit, dass er 2m/s hätte und ich mich gerne dazugesellen könne. Sobald ich eingekreist hatte, düste er auch schon von dannen und ich sammelte Höhe für meinen sicheren Endanflug. Nach 150m Höhengewinn flog ich ab…ab nach Hause. Ich kam in entspannten 350m an und setzte zum letzten Landeanflug in diesem Wettbewerb an.

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Auch dieses Mal hat mich die pinkne Zicke nicht im Stich gelassen! Inzwischen sind wir auch farblich aufeinander abgestimmt!

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Quelle: onlinecontest.org

Dann wurde es noch spannend. Im Minutentakt aktualisierte ich die Wertung, ob ich denn meinen 3. Platz verteidigen konnte. Da Steffen schon das Lager abgebaut hatte als ich in der Luft war, fuhren wir nun schnell in die Innenstadt, um uns etwas schnelles zum Essen zu besorgen. Das Abschlussbriefing war für 19:30 Uhr angesetzt und danach wollten wir direkt nach Friedersdorf fahren. Beim hiesigen Dönermann wurde dann der letzte Flug hochgeladen und es war amtlich. Der 3. Platz für mich in der Club Professional Klasse. Damit bin ich sehr zufrieden! Das Kämpfen hatte sich gelohnt!

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Quelle: soargingspot.com

Ich danke:
– dem weltbesten Helfer, Rückholer und Freund Steffen. Ohne dich wäre ich nichts!
– dem LSC Interflug für die Bereitstellung der „SW“
– dem FK Brandenburg für diesen tollen Wettbewerb. Es war mir wieder ein Fest und freue mich auf das nächste Jahr
– Sarah für die spontane Runde in der DG und das Coaching
– Ines für diverse aufmunternde Notfallmaßnahmen
– LX Nav für die Bereitstellung des Nano Loggers. Inzwischen bin ich ein großer Fan von dem Gerät!
– Janki für das Waschen meines Fliegers und Spontanunterstützung bei der Excalibur-Cockpitschraube
– dem Kalibrierlabor für die spontane Genehmigung meines Lehrgangsunrlaubes!
– und natürlich Anja!

Grüße gehen an:
– das Kalibrierlabor! Allen voran Conny, die meinen Blog verfolgt 😉
– das Gute-Laune-Büro 103 im Prüfstand
– den Flugplatz Altes Lager

2 Gedanken zu „Vereinscup Brandenburg 19.-22.April 2019“

  1. Sally, danke für diesen umfangreichen Wettbewerbsbericht. Beim Lesen war ich mit den Gedanken mit dabei. Dein Humor gefällt mir.
    Weiter so!
    Grüße von Peter

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  2. Schöner Artikel!

    Zum Oudie: Ganz einfach. In die Aufgabe gehen, die Zeile mit der Startlinie markieren und mit Go To erneut als zu noch zu überquerende Startlinie aktivieren. Gilt für AAT, aber auch Racingtasks.

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